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 Mater Ecclesia


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Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis
Hier liegt nun endlich der Regelband vor, mit dem man in der Welt des Erzählspiels "Engel" nun auch einfache Menschen spielen kann. Die von Gott gesandten Engel sind ja nur die Spitze der Angelitischen Kirche, die schon allein aufgrund ihres großen Herrschaftsgebietes und allumfassenden Einflusses eine unüberschaubare Anzahl an Kirchendienern unter sich hat, die die ganze Maschinerie am Laufen halten.

Dieses umfassende und detailreiche Regelwerk umfasst fünf einzelne Kapitel. Im ersten Kapitel wird auf den Grundbau der Kirche eingegangen, die zwar der heutigen christlichen ähnelt, aber dennoch in manchen Punkten grundverschieden ist. Politik und Glaube liegen hier in den gleichen Händen, weshalb auch sehr viele Ordensdiener Lehnsherren der Kirche sind. Deshalb wird hier sehr ausführlich auf die europäische Gesellschaftsordnung eingegangen. Auch die Dogmatik des Glaubens weist zahlreiche Unterschiede auf, die zwar für die Welt, in der das Erzählspiel "Engel" spielt, selbstverständlich sind, aber dennoch eine große Hilfe darstellen, wenn man sie auch im Einzelnen nachlesen kann. Die Entstehung und Aufgaben der Inquisition, die meist im Verborgenen handelt, werden am Ende des Kapitels erläutert, wobei explizit darauf hingewiesen wird, dass es sich hier um Spielleiterwissen handelt.

Der Grundstock der Kirche sind die zahlreichen Ordensträger, die die Botschaft des Glaubens aufrechterhalten und verbreiten. Deren Aufgaben und Hierarchie variieren von Orden zu Orden, da jeder unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Auch wird der Grundaufbau eines Klosters, wie man es überall in den angelitischen Ländern finden kann, erläutert. Er unterscheidet sich in einigen Punkten drastisch in dem, was man sich als christlich geprägter Mensch unter einem Kloster vorstellen würde. Für jeden einzelnen Orden werden ausführlich die Hierarchie, die wichtigsten Merkmale, die Ausbildung der Novizen und einige ausgesuchte Heilige vorgestellt.

Das dritte Kapitel handelt von denen, die nicht mit dem Wort, sondern mit der Waffe in der Hand für die Kirche streiten. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen, die es ständig in der Welt gibt, leben in Europa auch unzählige Templer. Ein Templer verschreibt sich einem bestimmten Ideal, wenn er in den Dienst eintritt. Er muss genau wie die Novizen eine eigene Ausbildung durchlaufen, die jedoch nicht so streng durchgeplant ist wie die des Klerus. Unter den Templern gibt es viele unterschiedliche Einheiten, die sich auf bestimmte Kampftaktiken spezialisiert haben. Durch die Zusammenführung solcher Truppen bekommt man ein schlagkräftiges Heer, das sich fast jeder gegebenen Situation anpassen kann. Auch bei den Streitern des Herrn gilt, dass jeder einzelne Orden unterschiedlichste Schwerpunkte setzt. Teilweise geschieht das aus fehlenden oder vorhandenen finanziellen Mitteln oder schlicht durch das Gelände, in dem der Dienst ausgeführt wird. Selbst die Streiter der verlorenen Orden finden hier kurz Erwähnung.

Doch nicht jeder, der für die Kirche Dienste leistet, ist auch ein Diener derselben. Die Beutereiter bekommen jeweils nur für ein Jahr einen Auftrag der Angelitischen Kirche, die diesen immer wieder verlängern muss. So vollführen sie zwar ihre Arbeit im Auftrag der Kirche, unterstehen ihr aber nicht so konsequent wie ein Templertrupp. Und es gibt auch genug Personen, die im Untergrund für die Kirche arbeiten, dies aber nicht nach außen hin erkenntlich machen.

Dem Ganzen folgt eine wahre Fülle an ausgearbeiteten Charakteren, die nach Belieben in irgendwelche Geschichten eingebaut werden können. Am Anfang stehen die großen Konsistorialkardinäle, die gemeinsam mit Pontifex Maximus über den Großteil der Welt herrschen. Doch auch Personen, die nicht so hohe Ränge innehaben, aber dennoch genug Potential bieten, um interessant werden zu können, werden hier vorgestellt.
Zu guter Letzt erhalten Spieler des D20-Systems detaillierte Anleitungen, wie die vorab gegebenen Informationen zu Spielwerten und Charakteren ausgearbeitet werden können. Dann endlich steht dem Spielvergnügen nichts mehr im Wege.

Nach langem Warten ist er nun endlich da, der Regelband, der sich nur um die Kirchendiener dreht. Konnte man vorab nur von Gott gesandte Engel der fünf Himmel spielen, so eröffnet sich dem Spieler hier nun eine Unzahl an Möglichkeiten. Auch für den Spielleiter, der nur gemeinsam mit einer Gruppe Engel erforschen will, finden sich hier extrem nützliche Informationen und dargestellte Personen. So manches, das sich im Spiel als unklar herausstellte, findet hier seine Auflösung. Nun kann die Welt wesentlich präziser dargestellt werden, da man auf eine immense Anzahl von Informationen zurückgreifen kann. Dem Spielleiter wird so sein Handwerk ungemein erleichtert.

Gerade die Kirchendiener und die Templer werden hier in zahlreichen Facetten dargestellt. Für jeden Geschmack findet sich hier das Richtige. Es war vorher kaum vorstellbar, dass es unter den Templern so viele Unterarten und Gegensätze geben kann. Doch jetzt haben die Streiter des Herrn endlich Leben erhalten und können würdig im Spiel eingesetzt werden.

Wie immer gibt es auch in diesem Regelwerk eine Menge an Andeutungen und unklaren Wahrheiten. Einige Aussagen erläutern frühere Rätsel, werfen dafür allerdings wieder neue auf. Gerade bei den vorgestellten Beispielcharakteren kann man gespannt sein, wie sie sich im Laufe des Spieles entwickeln, da einige das Potential zu radikalen Veränderungen haben. Hier merkt man wieder direkt, wie sehr die Erschaffer dieses Spiels die Fäden in der Hand halten und jeden einzelnen sicher durch die Zahl der Erscheinungen führen.

"Mater Ecclesia" ist ein wieder mal herausragend gut bebildertes Regelwerk. Gerade die Schautafeln der verschiedenen Templer- oder Klerikercharaktere sind sehr hilfreich und sehenswert. Eine große Anzahl von Bildern lockert den Text auf und vermittelt auf künstlerische Weise die Atmosphäre des Spiels.

Abermals ist man begeistert von der Zahl der Informationen, die in ein Regelwerk gepackt werden kann, ohne in irgendeiner Weise trocken zu wirken. "Mater Ecclesia" ist eine sehr wichtige und hilfreiche Neuerscheinung, die das Spiel immens bereichert und durch seine informative Hilfestellung sehr erleichtert.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 1. August 2005 | ISBN: 9783937255309 | Preis: 31,95 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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