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 Geliebte Jane

Die Geschichte der Jane Austen

Autoren: Jon Spence
Übersetzer: Ursula Gräfe
Verlag: Insel

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Jane Austens Bücher erfreuen sich immer noch immenser Beliebtheit. Sogar ihre Frühwerke und Romanfragmente sind inzwischen erhältlich. Aber das Bild der Autorin war lange Zeit unklar. Geprägt von viktorianischen Vorstellungen einer braven, geduldigen Frau, war Jane Austen eher als Schnulzenautorin verschrien. Trotzdem oder vielleicht auch deswegen erfreuen ihre Bücher die Leser auch noch heute - und ließen auch viele Vermutungen aufkommen, wie die Geschichten entstanden sind, was die Vorbilder waren und wie viel von Jane Austen in ihren Heldinnen steckt.

Jon Spence nun ging der wahren Jane Austen in seiner viel gelobten Biographie "Geliebte Jane" (Originaltitel: Becoming Jane) auf den Grund, die auch als Vorlage für den gleichnamigen Film diente. Dabei beließ er es nicht mit der Analyse der Romane der Autorin. Jon Spence bezieht sich besonders auf Briefe - und dabei nicht nur Briefe, die Jane Austen schrieb, oder die an sie gerichtet wurden. Es wurden auch Briefe und andere Quellen, wie Akten, aus dem Umkreis der sehr weit verzweigten Familie von Jane Austen hinzugezogen.

In zwölf Kapiteln und einer kleinen Geschichte zum Abschluss wird dem Leser sowohl die Autorin als auch die Person Jane Austen näher gebracht. Dabei beginnt der chronologische Rückblick auf das Leben mit der Familie Austen - die aus heutiger Sicht unübersichtlich weit verzweigt war. Selbst die beigefügten Stammbäume können da nur begrenzt helfen. Als Leser hat man irgendwann die Wahl, ständig nachzuschlagen, wenn wieder ein Name erwähnt wird, oder aber es als gegeben hinzunehmen, dass man eben nicht alle Verwandtschaftsverhältnisse behalten kann. Trotz des anspruchsvollen Starts ist dem Autor eine interessante Biographie gelungen, die sich sehr flüssig liest. Dabei ist es egal, ob es um Janes Beziehung zu ihrer Cousine und späteren Schwägerin Elizabeth oder ihrer inzwischen durch einen Film berühmt gewordenen Liebesbeziehung zu Tom Lefroy geht. Man erfährt Überraschendes über die Vorbilder für Jane Austens Romanheldinnen und ihr Leben. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Jane mehr Ähnlichkeit mit Mr Darcy als mit ihrer Romanheldin Elizabeth hat?

Aber der Autor erzählt auch über die Wandlungen in Janes Leben und wie sie die junge Frau und ihr Werk beeinflussten. Schon früh schrieb Jane, aber bis ernsthafte Romane entstanden, dauerte es etwas. Zudem nimmt sie in ihren Romanen Bezug zu Themen aus ihrem Leben - allerdings nicht so direkt, wie manch ein Austen-Fan glauben wird.
Auch kann der Leser erfahren, wie wichtig Jane ihre Familie war, wie sehr sie an ihren Brüdern hing - und dass ihre Umgebung ihre schriftstellerische Arbeit stark beeinträchtigen oder fördern konnte.

Angereichert werden die Kapitel durch Abbildungen, meist Darstellungen von Familienmitgliedern - und durch Fotos aus dem Film, der durch diese Biographie inspiriert wurde. Und wer sich von der genauen Arbeit des Autors überzeugen will, kann dies in Anmerkungen und einer umfangreichen Bibliographie tun.

Aber nicht nur Leser von Jane Austens Büchern werden dieses Buch interessant finden. Man bekommt zudem eine interessante Familiengeschichte geboten und einen Einblick in die englische Gesellschaft im 17. Jahrhundert.

Eine interessante Biographie. Zwar nicht so leicht zu lesen, wie ein Roman, aber dennoch eine verständliche und fesselnde Lektüre. Man bekommt ein genaues Bild, sowohl von Jane Austen und ihren Werken, wie auch von der damaligen Gesellschaft. Man kann erfahren, dass Jane Austen vieles war, Familienmensch und mit der Zeit selbstbewusste Autorin - und jemand, der am Ende auch ganz bewusst eine "alte Jungfrau" wurde.


Susanne Fischer



Taschenbuch | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783458350125 | Preis: 10 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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