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 Und dann gabs keines mehr


Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Zehn vollkommen unterschiedliche Personen werden unter Vorwänden auf die einsam gelegene Insel "Nigger Island" gelockt, die ihren Namen der Ähnlichkeit ihres Umrisses mit einem Männerkopf mit wulstigen Lippen verdankt. Sie alle haben eine schriftliche Einladung erhalten, in der sie auf die Insel gebeten wurden - teils als vermeintliche Urlaubsgäste, teils mit der Aussicht auf eine berufliche Anstellung.

Als die Gäste auf der Insel eintreffen, stellen sie zu ihrer Empörung fest, dass die Briefe nur Vorwand waren, dass ihr geheimnisvoller Gastgeber anscheinend gar nicht vor Ort ist und dass es sich wohl um einen schlechten Scherz handeln muss.
Die Empörung schlägt schnell in Entsetzen um, denn bereits beim Begrüßungscocktail fällt einer der Zehn tot um - anscheinend vergiftet. Kurz zuvor ertönte eine unheimliche Stimme von einer Grammophonplatte und zählte Anschuldigungen auf, von denen jeder einzelne betroffen ist. Es sieht ganz so aus, als wollte der unbekannte Gastgeber die Gäste für etwas bestrafen, was sie in ihrer Vergangenheit getan haben.
Ein mörderisches Wochenende beginnt. Misstrauen macht sich breit, denn einer der zehn Anwesenden muss der Mörder sein - niemand sonst ist auf der Insel. Wer kann wem trauen? Wer wird überleben? Besonders perfide: Der Mörder scheint Spaß an dem alten Kinderreim von den zehn kleinen Negerlein zu haben und rafft einen nach dem anderen dahin, in dem er den Strophen aus dem Lied folgt.

Eine Zeitlang war dieser Roman von Agatha Christie unter dem Titel "Zehn kleine Negerlein" bekannt, angelehnt an das berühmte Kinderlied, auf das sich die Handlung stützt, und das Eiland "Nigger Island", auf dem die Handlung spielt. Der alte Titel fiel wohl nicht nur der Political Correctness zum Opfer, der Titel "Und dann gabs keines mehr" ist auch wieder viel näher am Originaltitel "And then there were none".

Die Geschichte ist ohne Zweifel einer der gelungensten Kriminalgeschichten aus der Feder von Agatha Christie. Der Plot ist genial ausgeklügelt und besitzt neben dem grandios beklemmenden Setting eine gewisse verspielte Grausamkeit, die den Gruselfaktor nur erhöht. Wir erinnern uns: Im Abzählreim von den zehn kleinen Negerlein - es gibt unzählige Fassungen - kommen die armen Negerlein auf die unterschiedlichsten Arten zu Tode. Eins wird von einem Bär getötet, eins von einer Biene tot gestochen, eins hängt sich auf. Und so folgt das Buch dem Reim und die armen Menschen, die eingeschlossen auf einer Insel sind, misstrauen sich immer mehr. Allerdings: So arm sind sie ja nicht. Denn jeder von ihnen hat eine Leiche im Keller, hat Schuld auf sich geladen, und soll nun beurteilt und verurteilt werden. Agatha Christie hat hier ein perfektes Psychogramm einer Gruppe geschrieben, die, vollkommen auf sich gestellt und dem Tod durch einen aus ihrer Mitte ins Auge blickend, immer mehr durchdreht.
Das Ende - wer von den zehn ist es gewesen? - ist sehr überraschend, originell und böse. Wer die Geschichte nicht kennt, kann es praktisch nicht vorhersehen. Der Hörer fiebert also bis zum Ende mit.

Der "Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen" hat Christies Geschichte als Lesung auf fünf CDs umgesetzt - laut Verlagswerbung die einzige erhältliche ungekürzte Fassung des Stoffes, die das Buch auch zweifellos verdient hat.
Sprecher Manfred Fenner - in der Hörbuchszene eher unbekannt - macht seine Sache auch gut, seine tiefe Stimme und die eher bedächtige Art zu lesen passen gut zum altmodischen Stoff und tragen zum Verständnis bei, schließlich gilt es am Anfang zehn noch unbekannte Personen einzuordnen.
Großes Manko: Die Tonqualität ist teilweise ziemlich schlecht, so dass man seinen Ohren nicht traut. Die Aufnahme wirkt stark übersteuert und vor allem die Bässe dröhnen manchmal regelrecht in den Boxen. Fenner, der ohnehin eine tiefe Erzählstimme hat, wird bei manchen Sätzen sehr unschön verzerrt. Das hätte nicht sein müssen und schmälert das Hörerlebnis wirklich!

Fazit: Zehn Menschen, die auf einer Insel vom Rest der Welt abgeschnitten sind. Zehn Arten zu sterben. Zehn Leichen im Keller - und ein Mörder unter den zehn. Ein unsterblicher Krimiklassiker, perfekt ausgedacht und schaurig-schön. So toll diese Geschichte auch ist, die Hörbuchumsetzung hat dem perfekten Hörgenuss einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil die Tonqualität stellenweise doch sehr unsauber ist und dadurch nervt. Daher leider nur drei Sterne in der Gesamtwertung. Dennoch allein schon durch die Story hörenswert!

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. Mai 2007 | ISBN: 9783896143792 | Laufzeit: 392 Minuten | Originaltitel: And then there were none | Preis: 23,90 Euro

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