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 Dem Himmel so fern

Autoren: Ayelet Waldmann
Übersetzer: Charlotte Breuer
Verlag: Diana Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Kein Elternteil sollte den Tod seines Kindes erleben müssen, doch vielen Paaren passiert genau das.
Emilia ist glücklich mit Jack: Endlich hat er seine Frau verlassen und sie sogar geheiratet, die Beziehung der beiden läuft gut. Ihre Schwangerschaft ist sozusagen das i-Tüpfelchen in ihrem Leben. Doch als die kleine Isabel plötzlich stirbt, ist nichts mehr wie zuvor.
Emilia zieht sich zurück, hat nur noch mit zweien ihrer Freunde Kontakt. Auch die Zärtlichkeiten Jacks kann sie nicht zulassen, obwohl er möglicherweise genauso Trost braucht wie sie. Zu allem Überfluss muss sie sich auch noch jeden Mittwoch allein um William, Jacks Sohn aus erster Ehe mit Carolyn, kümmern. Der Fünfjährige ist ein aufgewecktes Kind, lernt mit rasender Geschwindigkeit, gibt zu allem altkluge Kommentare ab und - er mag Emilia nicht sonderlich, schließlich hat sie die Ehe seiner Eltern zerstört. Als er vorschlägt, Isabels Babysachen bei eBay zu verkaufen, fängt die Situation an zu eskalieren. Immer stärker führt Emilia ihren eigenen kleinen Krieg gegen William und später auch gegen Carolyn, ohne zu merken, wie das ihr Leben immer stärker bedrückt. Schließlich drohen Emilias Trauer und ihre Differenzen mit William sogar ihre Beziehung zu Jack zu zerstören.

Sehr einfühlsam zeigt Ayelet Waldmann, wie der Tod ihres kleinen Mädchens Emilia total aus der Bahn wirft. Sie ist auf einmal unfähig, mit anderen zu kommunizieren, verschließt sich immer mehr, wird immer verbitterter. Dabei versäumt die Autorin auch nicht, aufzuzeigen, dass der Umgang mit ihr für ihre Mitmenschen immer anstrengender wird. Einer trauernden Mutter darf man nicht böse sein für ihr Verhalten, aber was, wenn dieses Verhalten anfängt, wiederum andere zu verletzen? Emilie versinkt in ihrer Trauer und es dauert lange, bis sie ihre eigenen Schuldgefühle loswird und beginnt, sich wieder am Leben zu freuen. Es braucht harte Arbeit - wer stellt sich schon gerne der Erkenntnis, ein Ekel geworden zu sein - und Ayelet Waldmann lässt den Leser an diesem Weg hin zu einem erneuerten Leben teilhaben.
Dabei kann man immer sehr gut mitfühlen, auch wenn es stellenweise wirklich schwer ist, für diesen Trauerkloß, der die Liebe seiner Mitmenschen übersieht, Sympathie zu empfinden. Doch diese Stellen bringen einem Williams Gedankenwelt immer wieder näher, so dass auch sie ihren Zweck erfüllen. Trotzdem nehmen Emilias Anteile an dieser Geschichte überhand. Sie ist zwar die Hauptperson, dennoch nervt ihr Egotrip im Tal des Selbstmitleids furchtbar - eine durchaus gewollt erscheinende Konsequenz aus Ayelet Waldmanns Erzählstil.

Auch wenn Emilia beherrschend ist, sind die anderen Charaktere nicht weniger liebevoll und detailliert gezeichnet, auch wenn natürlich alle ihrem eigenen Zweck in dieser Geschichte dienen: Jack, der erfolgreiche Anwalt, William, das altkluge Kind, Carolyn, ehrgeizige Mutter und verbissene Exfrau, Mindy, von Fehlgeburten geplagte beste Freundin und und und …

Der lockere und fast heitere Ton, den dieser Roman in großen Stellen annimmt, ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig: Die Frau hat ein Kind verloren, wie kann man da so locker drüber schreiben? - doch schnell findet man sich ein und entdeckt, dass Traurigkeit auch in fröhlichen Worten vorhanden sein kann, ebenso wie Hoffnung in Katastrophen wohnt.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 9783453351844 | Originaltitel: Love and Other Impossible Pursuits | Preis: 8,95 Euro | 383 Seiten | Sprache: Deutsch

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