Media-Mania.de

 Erdsee, Band 5: Rückkehr nach Erdsee

Serie: Erdsee, Band 5
Autoren: Ursula K. Le Guin
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


König Lebannen lauscht gebannt den Worten des Kesselflickers Erle. Allein die Nachricht, dass der junge Magier von Ged, ehemals Erzmagier von Erdsee, zu ihm geschickte wurde, reicht aus, um den König zufesseln. Lange hoffte er auf ein Lebenszeichen seines alten Freundes und Lehrers.
Und nun dies: Ein Alptraum, den dieser Kesselflicker immer wieder erlebt, ist der Grund für sein kommen.
Doch der König ahnt wie zuvor Ged die tiefere Bedeutung des Traumes. In diesem ruft die verstorbene Gefährtin Erles immer wieder verzweifelt dessen Namen. Sie steht hinter einer niedrigen Steinmauer, umgeben von zahllosen Seelen, und verschwindet immer dann, wenn Erle in seinem Traum versucht, zu ihr zu gelangen.
Irgendetwas hindert offensichtlich die Seelen der Verstorbenen daran, ins Reich der Toten zu gelangen. Doch auch der Weg zurück in die Welt der Lebenden ist versperrt. So sind sie zu ewiger Pein zwischen den Welten gezwungen.
Ein Drachenrat wird einberufen. Ihm gehören neben dem König und Erle auch Tenar, ihre Ziehtochter Tehanu, eine Kargish-Prinzessin, die am Hofe weilt, um die Frau des Königs zu werden, und der Drache Irian an.
Der Drachenrat beschließt, eine Delegation nach Rok zu schicken. Dort, im Immanenten Hain, dem Zentrum und Machtursprung der Zauberer von Erdsee, soll geklärt werden, warum das Bündnis, das Drachen, Menschen und Kargish vor langer Zeit geschlossen haben, nicht mehr zu bestehen scheint.

Was für eine Fortsetzung. Nach einer Trilogie in den 70er Jahren, einer etwas müden, eher langweiligen Fortsetzung 1990 und einem Band mit Kurzgeschichten, nun also der fünfte Roman. Und wer geglaubt hatte, dass Ursula K. Le Guin wieder ein wenig Nostalgie und viel (pseudo-)philosophisches Geschwätz abliefern würde, sieht sich getäuscht. Die Geschichte bietet Spannung pur, wundervoll ausgefeilte Charaktere und einen Abschluss, der der Erdsee-Welt wahrlich gerecht wird.

Ob Lebannen, der junge Arren aus Teil Drei und Vier, Tehanu und Tenar oder Erle, ein wundervoll verschrobener, liebenswerter Charakter - die tragenden Figuren sind perfekt ausgearbeitet und glaubwürdig in ihren Handlungen.

Einziges, aber sehr großes Manko dieses Romans ist die minimale Rolle, die Ged, Ex-Erzmagier und zentraler Charakter der ersten drei Teile, einnimmt. Das ganze Buch über hat man das Gefühl, gleich tritt er auf, gleich kommt er zu Wort, noch ein paar Seiten, und er bringt sich und seine Erfahrung in die Geschichte ein. Enttäuscht muss man am Ende konstatieren, dass er ausgespielt hat und nichts mehr beitragen wird - er ist ausgebrannt und unwichtig geworden.
Selten hat eine Autorin so konsequent darauf verzichtet, einen so wichtigen Charakter und liebgewonnenen Helden einfach sang- und klanglos abtreten zu lassen.
Auch wenn das Ende des fünften Romans großartig ist, bleibt diese leise Enttäuschung bestehen.

Doch Ursula K. Le Guin verfasst auf den letzten sechzig bis siebzig Seiten einen so packenden, finalen Rundumschlag, dass man seufzend zum Ende des Buches kommt und zufrieden die Buchdeckel schließt. So muss ein Romanzyklus enden. Und wer nun auf noch einen Erdsee-Roman hofft, dem sei empfohlen, "Die wilde Gabe" zu lesen, ein poetischer, wundervoll unaufgeregter Fantasy-Roman aus der Feder der Autorin, der unbedingt einer Fortsetzung bedarf.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2004 | ISBN: 9783492285421 | Originaltitel: The Other Wind | Preis: 7,90 Euro | 282 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
BlutspurDer Magier der ErdseeDie Gräber von AtuanDas ferne UferTehanu