Wir schreiben das Jahr 323 vor Christus. Alexander der Große stirbt während seines Feldzugs, der ihn bis über die Grenzen Indiens geführt hat. Er hinterläßt ein gewaltiges Reich; zwar zerfällt es rasch in die Diadochenstaaten, doch der Keim des Hellenismus ist gelegt: die weite Verbreitung griechischer Sprache und Kultur, die fortan die antike Welt prägen soll und auch bis in unsere Tage spürbar ist.
Burkard Meißner, Professor für alte Geschichte in Hamburg, umreißt in diesem neuen Buch aus der Reihe "Geschichte Kompakt" die Ära des Hellenismus. Er hebt zunächst die große Zäsur des alexandrinischen Feldzugs hervor, um dann auf die Nachgeschichte einzugehen: den Aufstieg der Diadochenreiche, die Veränderung des griechischen Mächtesystems, schließlich die Reaktionen der hellenistischen Staaten auf die Expansionen der Karthager, Parther und Römer. Letztere sind es auch, die das Ende der hellenistischen Autonomie einläuten. Seleukiden und Ptolemäer geraten rasch unter den Einfluß der auftstrebenden Großmacht, und im Zuge des römischen Bürgerkriegs wird 30 nach Chistus auch Ägypten - letzte Bastion der hellenistischen Herrscher - einverleibt.
Der knappen historischen Darstellung folgt ein lesenswertes Kapitel zu den Strukturen der hellenistischen Kultur. Meißner erklärt, wie das Königtum der hellenistischen Staaten begründet und ausgestaltet wurde, wie sie verwaltet und ernährt wurden, wie sich Kultur und Wissenschaft entwickelten und wie sich die religiösen Bedingungen veränderten. Das alte System der Stadtstaaten musste den Anforderungen antiker Großmachtpolitik weichen; der Hellenismus vereinheitlichte kulturelle Strömungen und wirkte monolithisch, mitunter repressiv, wobei vor allem der makedonische Einfluss prägend war.
Wie man es von den Bänden der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gewohnt ist, wartet auch dieses Buch mit Register, Literaturliste und Seitenvermerken auf, die ein schnelles Navigieren im Buch ermöglichen. Bemerkswert ist auch die kluge Auswahl an Quellen, die Meißner getroffen hat. Für Studenten der Alten Geschichte kann das Buch deshalb ein hilfreicher Einstieg in diese Ära sein und ein lohnender Ausgangspunkt für weitere Forschungen.