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 Die Erde früher und heute


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Der Begriff Klimawandel, Klimakatastrophe gar, oder die Schlagwörter "Nachhaltige Nutzung", Überbevölkerung, Tsunamikatastrophe und Tornado-Saison sind in aller Munde. Fachleute widersprechen sich fast täglich in der Bewertung der unzähligen Studien und Statistiken, Berichte und Zeitungsmeldungen. Kein Laie kann sich ein wirklich objektives Bild der Situation machen. Niemand, nicht einmal der beste Fachmann kann für sich beanspruchen, die einzige Wahrheit verkünden zu können.

In diesem diffusen Feld der Vorurteile, der subjektiven Gestimmtheiten und plakativen Schlagzeilen versucht der Wissenschaftsjournalist und Geologe Fred Pearce Fakten zu präsentieren. Zwar ist auch seine Auswahl naturgemäß willkürlich, doch der Autor versucht allein durch Bilder nachzuweisen, was der Mensch und Naturkatastrophen im geografischen Raum verändert haben.
Seine Methode ist ebenso simpel wie frappierend: Er stellt zwei Bilder gegenüber, die den selben Raum zeigen. Das eine Bild zeigt die Region, die Landschaft oder den Großraum vor zehn, zwanzig oder fast hundert Jahren - begrenzt nur durch die Entwicklung der Fotografie und dem Vorhandensein einer Aufnahme, die verwertbar ist - und heute. Dieses Bildpaar wird ergänzt durch einen äußerst sachlichen, nicht wertenden Text, der die Veränderungen beziffert, einordnet, erläutert.
So kann sich jeder Betrachter selbst ein Bild machen von der Wirkung des Menschen oder verschiedener Naturgewalten.

Aufgeteilt in die Kapitel "Umweltbedingte Veränderungen", "Verstädterung", "Eingriffe in die Natur", "Naturgewalten", "Krieg und Krisen" und "Freizeit und Kultur" zeigt Pearce, welch enorme Veränderungen innerhalb weniger Jahrzehnte auf unserem Planeten stattgefunden haben. Er bleibt "auf der Oberfläche", versucht nicht wissenschaftlich fundierte Thesen zu belegen oder zu verifizieren, was vielfach zu lesen oder zu hören ist - nein, er versucht nur durch die alleinige Wirkung zweier Bilder zu verdeutlichen, wie sehr der Mensch in den Naturraum eingegriffen hat.

Der Erfolg dieses Versuchs steht und fällt mit der Auswahl, der Qualität und Vergleichbarkeit der Bilder. Und hier muss man dem Autor und Fotograf höchstes Lob zollen. Eine solch beeindruckende Zusammenstellung ist noch niemals vorgelegt worden.
Er zeigt faszinierende und erschreckende Beispiele. Wenn man die Luft- und Satellitenbilder des Urwalds in Bolivien, des Tschad-Sees oder des Aralsees betrachtet, die Verstädterung am Beispiel Sao Paulos, Hongkongs oder Dubais sieht, die Folgen der Erderwärmung am Beispiel verschiedener Gletscher, der Eisfelder der Antarktis näher betrachtet oder in Augenschein nimmt, was das "Drei-Schluchten-Projekt" in China oder ähnliche Stauseen im Grenzraum zwischen Argentinien und Paraguay für die Naturlandschaft bedeuten, stehen einem die Haare zu Berge.

Dieses Buch mit seinen fast einhundertfünfzig Bildpaaren erreicht, was unzählige Berichte, Aussagen und Expertenhearings nicht oder nur ansatzweise vermitteln können: Es belegt durch schlichten Vergleich, wie sehr der Mensch das Antlitz der Erde verändert hat, wie endgültig er den Naturraum verändert hat.
Es macht aber auch deutlich, dass der Raubbau an der Natur irreversible Schäden erzeugt hat, die, wenn man nicht umdenkt und weitere Zerstörungen minimiert, zur Unbewohnbarkeit dieses Planeten führen werden.
Dass der Autor auch einige positive Veränderungen auflistet und die schrecklichen Folgen verschiedener Naturkatastrophen mit in seine Zusammenstellung aufgenommen hat, dient einzig der Vollständigkeit und größtmöglichen Neutralität der Bilder.

Einen Vorwurf muss man dem Autor jedoch machen: Die Bilder sind zwar scheinbar in Kapiteln zusammengefasst und thematisch gegliedert, doch fällt immer wieder die große Unordnung auf. Naturkatastrophen stehen neben Folgen der Erderwärmung, neben direkt vom Menschen verursachten Veränderungen und mittelbaren Folgen des menschlichen Tuns. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl einer Ordnung oder sinnvollen Reihenfolge.

Doch dies schmälert keinesfalls die enorme Leistung des Autors. Dieses Buch ist schlicht fantastisch und einmalig. Es wartet mit einer solchen Fülle faszinierender, informativer und erschreckender Aufnahmen auf, dass es sehr viel Zeit erfordert, sämtliche Bild-Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Im Sinne einer objektiven Aufklärung über die Veränderungen des Naturraums in den letzten Jahrzehnten gibt es kaum ein besseres Buch als "Die Erde früher und heute" von Fred Pearce.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2008 | ISBN: 9783771643492 | Originaltitel: Earth Then and Now: Amazing Images of Our Changing World | Preis: 39,95 Euro | 290 Seiten | Sprache: Deutsch

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