Ende der Achtziger- beziehungsweise Anfang der Neunzigerjahre war man als junger Teen gesegnet, wenn man neben den Öffentlich-Rechtlichen SAT.1 und RTLplus (Ja, das hieß damals so!) empfangen konnte. Denn da liefen Serien wie "Knight Rider", "Der unglaubliche Hulk" oder eben "Die Spezialisten unterwegs". In dieser Zeit verband man mit "Spiderman" eine äußerst schlechte Verfilmung aus den Siebzigerjahren und nicht Sam Raimis Spezialeffektorgien. TV-Serien, in denen Menschen besondere Fähigkeiten hatten, ließen damals das Herz des Heranwachsenden höher schlagen. "Die Spezialisten unterwegs" war eine solche Serie, deren 17 Folgen zwischen den Jahren 1988 und 1992 regelmäßig auf der Mattscheibe zu sehen waren - und die nun von Koch Media als DVD-Box veröffentlicht wurde.

Dr. Billy Hayes und der 2,20 Meter große Dr. Elvin Lincoln arbeiten am Humanidyne Institute in Kalifornien und erforschen dort Menschen mit speziellen Begabungen. Zu ihrem "Kundenstamm" gehören unter anderem der Rockmusiker Johnny Bukowski (alias Johnny B. oder B-Man), der seit einem Starkstromunfall während eines Konzertes selbst eine Art Elektrizitätswerk ist, und die telekinetisch begabte Teenagerin Gloria.
Als herauskommt, dass Dr. Strickland, der Chef von Humanidyne, gegen den Ratschlag von Hayes’ und Lincolns Mentor Dr. Momquist eine weltbedrohende Strahlenwaffe gebaut hat, werden die beiden aktiv. Zusammen mit Johnny B, Gloria, Glorias Bewährungshelferin Jane und dem "Eismann" Arnold Biefneiter nehmen die "Spezialisten" in Trainingsanzügen den Kampf gegen Strickland und das Militär auf.

Eine Gruppe von "speziellen" Menschen im Kampf gegen Bedrohungen - klingt heutzutage irgendwie nach X-Men. Tatsächlich sind "Die Spezialisten unterwegs" - die sich im Original übrigens "Misfits of Science" (zu deutsch etwa "Außenseiter/Eigenbrötler der Wissenschaft") nennen - das im Endeffekt auch. Nur eben im bunten Stil der Achtzigerjahre. Da hätten wir Dr. Billy Hayes (Dean Paul Martin, Sohn von Dean Martin), Plaudertasche, Denker und Anführer der Gruppe; El Lincoln (Kevin Peter Hall, besser bekannt als "Predator" in den beiden Originalfilmen - ohne Alien), den 2,20 Meter großen Hünen, der dank Hormonbehandlung durch Druck in seinen Nacken zu einem Zehn-Zentimeter-Gnom schrumpft; Johnny B. (Mark Thomas Miller, mittlerweile in der Versenkung verschwunden), den Blitzewerfer; und natürlich Gloria (Courteney Cox vor ihrem Erfolg mit "Friends"), die Telekinetin. Der tief gefrorene Biefneiter war leider nur in der Pilotfolge dabei, dafür kam ab Folge zwei Dick Stetmeyer (Max Wright vor seiner Rolle als Willie Tanner in "Alf") als neuer, dauernervöser Leiter von Humanidyne ins Spiel. Auch Glorias Bewährungshelferin Jane (Jennifer Holmes) war leider nur in den frühen Folgen dabei.

Die Serie besteht aus 17 Folgen (inklusive zweiteiligem Pilotfilm) zu je 45 Minuten. Jede Folge ist nach etwa dem gleichen Schema aufgebaut: Die Spezialisten untersuchen ein mysteriöses Ereignis, das meist scheinbar übernatürlichen Ursprungs ist, doch im Laufe der Folge stellt sich heraus, dass hinter all dem Trubel eine natürliche (wenn auch pseudowissenschaftlich erklärte) Begründung steckt - oder auch nicht ... Wem hier Ähnlichkeiten zu den heutigen Mysteryserien auffallen, dem sei Recht gegeben. Was wir heute Mystery nennen, ist die zumeist düsterere Variante des bunten "MTV"-Stils der Achtziger.

Die Bonbonfarben der Achtziger befinden sich auch auf der Verpackung der fünf DVDs enthaltenden Box aus dem Hause Koch Media. Auf jeder DVD befinden sich drei bis vier Folgen, auf DVD fünf zudem eine Bildergalerie als mageres Extra. Das Bildformat entspricht den klassischen TV-Bildschirmabmessungen 4:3, der Ton ist in Dolby Digital 2.0 enthalten, auch die englische Tonspur ist vorhanden. Zusammengefasst kann man sagen, die DVD-Box enthält das erwartete Standardprogramm, leider ohne Untertitel. Abgesehen von einem fast schon penetrant pinkfarbenen Design lassen sich keine Besonderheiten erkennen.

Würde man die heutige Jugend vor den Fernseher setzen und ihnen "Die Spezialisten unterwegs" zeigen, so würde man wohl von einem Großteil dieser Gören für verrückt erklärt werden. Der Generation "Pokemon" fehlt verständlicherweise dieser nostalgische Filter, der die Serie in den Augen der Spätsiebziger cool wirken lässt. Wer also seine jüngeren Freunde oder Verwandten (eventuell auch Kinder) mal so richtig mit "zeitgeschichtlicher" Unterhaltung schocken möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Aber auch, wer bloß für sich selbst oder mit Gesinnungsgenossen im Nostalgierausch schwelgen will, macht bei dieser DVD-Box keinen Fehlgriff. Zwar sind keine tollen Extras enthalten, aber dafür kann man sich für geschlagene 810 Minuten (und länger, falls man nachher noch das Titellied vor sich hinsummt) in die Zeit seiner Jugend zurückbegeben.