Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt "El Ché?, ist eine der herausragenden Gestalten der südamerikanischen Revolutionsgeschichte und Leitfigur ganzer Generationen weltweit. Er revolutionierte den Guerilla-Kampf, stürzte zusammen mit Fidel Castro den kubanischen Diktator Fulgencio Batista, kämpfte sogar im Kongo und wurde schließlich 1967 in Bolivien gefangen genommen und hingerichtet. Aber er war kein Einzelgänger - da gab es die vier Männer von seiner "eisernen Garde", Alberto Castellanos, Henry "Pombo" Villegas, Argudín Mendoza und Hermes Pena Torres, der ebenfalls im Guerillakampf in Argentinien umkam; dann Alberto Granados, mit dem Ché Guevara in den Fünfzigern eine Motorradreise durch Südamerika machte, die ihm die Augen für die Probleme der Menschen öffnete und die durch Granados? Buch "Traveling with Ché Guevara" und den Film "The Motorcycle Diaries" bekannt wurde; den Guerillakämpfer Enrique Oltuski; und den Arzt Oscar Fernandez Mel, der mit Ché in Kuba und Kongo kämpfte. Diese überlebenden Gefährten von Ché Guevara wurden interviewt, während die sterblichen Überreste des Nationalhelden aus einem bolivianischen Dorf ausgeflogen wurden, wo man sie nach langer Suche gefunden hatte - gut dreißig Jahre nach der Hinrichtung. Der Dokumentarfilm "Ché Guevara - Rise and Fall" von Eduardo Montes-Bradley zeigt mit diesen Interviews einen kompakten Einblick in den Charakter des Revolutionärs aus der Sicht seiner Zeitzeugen.

Die interviewten Männer beschreiben Guevara hauptsächlich als guten Anführer im Kampf für ein besseres Südamerika. Eine Ausnahme bilden hier die Aussagen von Alberto Granados, aber auch bei ihm geht es überwiegend um Chés Motivation für den späteren Kampf, die er auf der Reise durchs Land gewinnt. Sein Charakter wird weitgehend lobend beleuchtet. Man lernt einiges über Chés Kindheit und Jugend, erfährt, wie er dachte und was er in seinen Kämpfen fühlte.
Man kann über Guevara sehr geteilter Meinung sein. Er war derjenige, der etwas bewegt hat in Kuba, in seiner Heimat, gar in Afrika. Aber er war auch derjenige, der in dem Bestreben, den "neuen Menschen" zu erschaffen, Umerziehungslager für Dissidenten und sonstige Außenseiter errichtete und Menschen zu Hunderten in Gefängnissen hinrichten ließ. Der Zuschauer erfährt nichts über sein Asthma, über seine Ehe mit Hilda Gadea, nur wenig über seine Ideologie, die einen vom Materialismus befreiten Sozialismus anstrebte. Aus der Sicht von Freunden kann dieser Ché Guevara eben nicht objektiv dargestellt werden. Daran schwächelt diese Dokumentation: Nur wenige Menschen lassen sich wirklich zu einer Zielgruppe zusammenfassen. Fans von Guevara, Wissenschaftler und Freunde seltenen Interviewmaterials werden hier bedient, wer eine umfassende historische Darstellung erwartet, wird enttäuscht sein.
Hinzu kommt, dass die Machart auf Dauer ermüdet. Bei den Interviews sieht man entweder den Interviewten oder alte Schwarzweiß-Bilder oder seltene Filmaufnahmen. Dazu gibt es eine deutsche Übersetzung, die aus dem Off gesprochen wird. Es ist schwer, dauerhaft die Konzentration zu halten.

Auf der DVD befinden sich ansonsten nur ein paar Biografien der Beteiligten sowie ein bisschen Werbung unter anderem für einen Foto-Bildband zu Guevaras Leben mit Musik-CDs und ein paar andere DVDs von edel motion. Sonst nichts, etwas dürftig.

Eine DVD, die sich Studierende anschaffen können, wenn sie eine Seite von Ché Guevaras Leben in einer Arbeit beleuchten wollen, aber sicherlich keine umfassende Charakterisierung einer sehr vielschichtigen und sehr zwiespältigen historischen Persönlichkeit. Wer ihn uneingeschränkt hochleben lassen will, dem ist mit dieser Dokumentation geholfen. Aber von einem Muss kann keine Rede sein, vor allem nicht zu diesem Preis für gerade mal eine Stunde Film. Kein Meisterwerk der Dokumentationsfilmkunst.