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 Die geheime Inquisition


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wer heutzutage von der Inquisition spricht, meint häufig die Institutionen, welche sich vor allem mit der Hexenverfolgung beschäftigt haben. Sicherlich ist dies auch ein Teil der Geschichte der Inquisition, die vor allem nach Ketzern und Häretikern suchte und sie auf den Weg des wahren Glaubens zurückführen oder, wenn dieses nicht gelang, zu ihrem eigenen Besten aburteilte und töten lies. In vielen Köpfen tauchen Scheiterhaufen auf, wenn sie das Wort "Inquisitor" hören, denken an den Filminquisitor aus "Im Namen der Rose".
Diese Tatsachen, die ja nicht falsch sind, möchte das Buch nicht tabuisieren oder gar von der Hand weisen.
Doch der Autor macht dem Leser gleich am Anfang sehr deutlich, dass sich sein Werk eben nicht hauptsächlich mit der Geschichte der Deutschen oder Spanischen Inquisition befasst, sondern vor allem mit der Geschichte der Römischen Inquisition.

Die Römische Inquisition im Jahre 1542 von Papst Paul IV. gegründet, hatte vor allem die Aufgabe, die Glaubensrichtungen zu überprüfen und wenn es Abweichungen gab, diese zu beheben. Doch war die Folter nicht das erklärte Mittel zur Durchsetzung der päpstlichen und damit auch christlichen Dogmen. Das Heilige Offizium sollte vor allem darauf achten, dass die "Richtlinien" eingehalten wurden. Dabei bediente man sich der Mittel der Sprache und vor allem der Zensur.
Vor allem die Zensur war ein Mittel mit dem sich gut alles lenken lassen sollte. Wenn nur eine Wahrheit zugelassen wird, ist es die einzige Wahrheit So machte sich das Offizium vor allem an die Aufgabe Schriften und Bücher zu sichten und auf deren Inhalt hin zu prüfen. Es wurde versucht einen allgemeingültige Index zu erstellen, mit den erlaubten Inhalten und den verbotenen. Doch leider entwickelte sich anfangs alles anders, als es von Papst Paul IV. vorgesehen war. Schon bald was die Römische Inquisition ein aufgeblähter bürokratischer Machtapparat in dem es auch zu Machtkämpfen kam. So konnten keine einheitlichen Direktiven entwickelt werden, die für alle Gläubigen und vor allem für die Mitglieder des Vatikans gelten. So kam es zum Beispiel vor, dass Pfarrer einer Gemeinde zwar die Informationen über die Suche nach Ketzern und Häretikern hatten, doch leider keine Anweisungen, wie mit ihnen zu verfahren sei. Daraus ergab sich dann manchmal die Schwierigkeit, dass vermeintliche Ketzer entweder aus Unwissenheit hingerichtet oder freigelassen wurden.
Vor allem der Buchdruck machte dem heiligen Offizium zu schaffen. Es waren einfach zu viele Werke im Umlauf, als das man fähig war sie zu lesen. Es gab zu wenige Inquisitoren und Zensoren. So wurden kurzerhand viele Werke auf Verdacht auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, ohne auch nur sie auf ihre Aussagen hin überprüft zu haben. Es gab nicht mal einen einheitlichen Index. Im Jahre 1571 schließlich wurde schließlich die "Kongregation für den Index der verbotenen Bücher" erschaffen, der ein einheitliches Werk schaffen sollte. Viel Bücher standen in den gleichen Indexes zwei mal drin, da man sich nicht einig war, ob die Schriften verboten oder "nur" verdammungswürdig waren.
Auch gab es Zensur innerhalb des Vatikans. Die drei Hauptinstanzen der Zensur waren das Heilige Offizium (die Inquisition), der Papst und der Meister des Heiligen Palastes. Die Machtintrigen gingen sogar soweit, dass Päpste zensiert wurden, diese Päpste wiederum die zuständigen Zensoren zensierten.
Dieses Buch zeigt auch anhand von einigen berühmten Prozessen, zum Beispiel gegen Bruno, wie versucht wurde, Dogmen durchzusetzen. Bruno sollte seine Aussage zurückziehen. Es wurde ihm klar gemacht, dass sie vielleicht richtig war, doch nicht den Dogmen des Katholizismus entsprachen. Bruno weigerte sich bis zu letzt und wurde als Ketzer verbrannt. Die Prozessaussagen sind in diesem Buch nachzulesen.
Godman betont immer wieder, das zwar auch die Römische Inquisition die Folter nicht als Mittel der Wahrheitsfindung benutze, sondern vielmehr als Mittel zur Überprüfung, ob der Beschuldigte überzeugt war von dem was er sagte. Anders als bei der weltlichen Gerichtsbarkeit unterlag die Anwendung der Folter bei der Römischen Inquisition strengen Regeln. Verstöße wurden geahndet.
Der Autor versucht dem Leser klarzumachen, dass dieses Verhalten der Römischen Inquisition zwar in unsere heutigen Moralvorstellungen nicht passt, doch damals zur Zeit der Gegenreformation durchaus üblich war. Er verurteilt das (Fehl)Verhalten nicht.

Godman durfte 1996 als einer der ersten Historiker in die Archive der Römischen Inquisition, der heutigen Kongregation für Glaubensfragen. Er sprach mit vielen Mitarbeitern, darunter auch mit dessen damaligen Leiter Josef Kardinal Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI.
Er zeigt auf, das die Zensuraufgabe nicht nur aufs Mittelalter beschränkt bleibt, sondern bis ins Jahr 2000 reicht. Sicherlich sind die heutigen Vorgehensweisen andere als damals, wesentlich weltoffener. Am 12. März 2000 entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. dafür, wie die katholische Kirche in der Vergangenheit mit den Menschen und der Wahrheit umgegangen ist.

Dieses Buch ist eine gebundene Ausgabe und versucht einen Überblick über die Arbeit der Römischen Inquisition zu schaffen, die sich sehr stark von der Arbeit der Spanischen und Deutschen Inquisition unterschied. Es ist akribisch recherchiert und leicht zu lesen.
Am Ende findet sich ein Stichwortverzeichnis und ein sehr genauer Quellennachweis.
Dieses Buch ist für Leser nicht geeignet, die über blutrünstige Foltergeschichten und Hexenprozesse lesen wollen. Es ist eine Art wissenschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit, die spannend geschrieben ist.
Leider ergreift der Autor manchmal Partei für die Inquisition, was etwas befremdlich wirken mag.
Dennoch ist das Buch ein gutes Werk um mehr über die Zensur und Lenkungsversuche der katholischen Kirche zu erfahren. Da es vom Preis her sehr günstig ist, empfiehlt es sich auch für Leute, die sich einen Überblick verschaffen wollen, aber nicht teure Sach- und Fachbücher kaufen möchten.

Christoph Heibutzki



Hardcover | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 3865390307 | Preis: 9, 95 Euro | 400 Seiten | Sprache: deutsch

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