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 Die Anderen

Die große Orks-Elfen-Zwerge-Troll-Parodie

Autoren: Boris Koch
Illustratoren: Horst Gotta, Andreas Hancock, Dirk Schulz
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Welt- und Markerschütterndes passiert in dem fantastischen Land [hier den Namen des fantastischen Landes eingeben]: Ein Orakel fällt von einer Schaukel, ein Troll kann nicht schreiben und eine Elfe bekommt ein Kind.
Oh ... falsche Prioritäten: Ein Orakel orakelt, es kämen Andere und eine große Schlacht stehe bevor - ganz nach Flüsterpostmanier vermitteln die Zeugen dieser Weissagung ihren jeweiligen Völkern völligen Unsinn.
Ein Troll trollt sich in die weite Welt, um ein Mittelchen gegen die Erkrankung des Finstergeistes zu finden, deren Auswirkungen ganze Höhlensysteme einstürzen lassen.
Und elf Elfen (eigentlich nur zwei, aber das Prinzip der Doppelung muss ja gewahrt bleiben), die schon jahrhundertelang und sehr einträchtig und ohne Erfolg (der Weg ist das Ziel) die schöne Doro Elle umwerben, stehen plötzlich vor einer langen Reise. Denn die Schöne kann es eigentlich gar nicht erwarten, dass die sehr verschiedenen, aber für sie gleich attraktiven Elfenmänner Nur'a'mann und Fahrdahin endlich über sie herfallen und Dinge tun, die mit "Begatten" nur noch entfernt zu tun haben. Und weil das so ist, freut sie sich gar sehr, als die beiden plötzlich nackig in ihrem Zimmer stehen und genau das mit ihr machen. Denkt sie zumindest. Sind sie aber gar nicht. Was Doro dann von der Elfenkönigin erfährt, die sie auf ewig in einen trostlosen Flecken Welt verbannt (also die Königin die Doro), weil sie (Doro) das Balg, gezeugt von zwei "Anderen", nicht abtreiben will. Den güldenen Schlüssel zu diesem Exil zerbröselt sie, um die Goldkörner in alle Winde zu verteilen. Nur'a'mann und Fahrdahin (die echten diesmal), gefangen im Jammertal ob des Verlustes ihrer Liebsten (Freizeitbeschäftigung), machen sich auf die Suche nach diesen Körnern oder einer sonstigen Rettung. Unterwegs treffen sie auf zwei Zwerge namens Dungdill und Inwutsch, sammeln den Troll Juan ein und machen sich auf die Suche nach den "Sternalen", Teilstücken des "Einen Artefakts", mit dessen Hilfe sie nicht nur die Anderen besiegen, sondern auch Doro wieder ihrem langweiligen Werben unterwerfen können. Unterwegs töten sie Monos. Das ist der Plural von Mono.
Und dann ist da noch der Orktrupp "Die Murmeltiere" unter Führung von Ball, der ebenfalls die Sternale jagt, um sie ihrer peitschenschwingenden Königin Jafester darzubringen. Aber sie sind spät dran - zu spät, als dass es bei wohligen Peitschenhieben als Bestrafung bleiben würde. Auch sie töten Monos.

Ich glaube, dieses Buch färbt ab ...

Geschafft! Es war anstrengend, es hat lange gedauert, aber es ist vollbracht: Jede Seite ist gelesen, über jeden der zahllosen blöden Kalauer wurde gestöhnt, ja, an manchen Stellen wurde gar geschmunzelt, jede der größtenteils überflüssigen, nervigen und nicht lustigen Fußnoten ward gelesen und auch der [hier ein Adjektiv einsetzen, das erst noch erfunden werden muss] Einschub, der uns plötzlich mitten in einem heißen Kampf den Autor Boris "B.B.B." Koch bei der Ideenfindung vorstellt, ist überstanden. Jetzt kann mich nichts mehr schocken.
Ja, es ist eine Parodie und gewollt anarchistisch-albern, wie Koch in besagtem Einschub selber schreibt - aber es zu schreiben, macht es noch lange nicht verzeihlich. Hier wurde eine gute Idee mit völlig überzogenem Klamauk verwässert. Parodiert werden die Völkerromane, die seit einigen Jahren die Fantasyregale in Buchhandlungen dominieren, manche gut, manche schlecht. Das geht schon bei den Figurennamen los - aus Nuramon und Faradin aus "Die Elfen" wurde Nur'a'mann und Fahrdahin, das ist noch lustig. Das Alter Ego von Stryke aus "Die Orks" Ball zu nennen zeigt zumindest, dass Koch die Grundbegriffe des Baseball kennt. Der gelehrte Tollpatsch oder tollpatschige Gelehrte Dungdill heißt in "Die Zwerge" Tungdil. Dungdill aber setzt sich zusammen aus Dung und Dill. Hahaha. Und dann sind da noch "Die Trolle"; aus Druan wurde Juan. Das war aber einfallsreich.
Die Handlung flattert fröhlich zwischen diversen Schauplätzen hin und her, die an die aus den verschiedenen Völkerromanen angelehnt sind. Koch hat sich durchaus einen eigenen kleinen Handlungsfaden zusammengesponnen, ergeht sich in verrückten Ideen, veralbert zahlreiche Klischees und hat hin und wieder erzähltechnische Ausflüge in die Welt der Fantasycomics oder der Internet-Chat-Rollenspiele parat - letzterer ist sogar recht gut gelungen. Auch die Werbung, die man früher in vielen Büchern bestimmter Verlage plötzlich antreffen konnte, findet hier ihren Platz - ein Rundumschlag, alles wird mal durch den Kakao gezogen. Aber Koch übertreibt maßlos und ist sich dessen bewusst. Selbst hartgesottene Robert-Rankin-Fans könnten hier ins Schütteln geraten. Würde man das Buch verfilmen, käme entweder eine grausige Monty-Python-Kopie oder eine schlechte South-Park-Folge dabei heraus.

Humor ist ja etwas, über das man nicht streiten darf, und sicher wird das Buch auch seine Anhänger finden. Die anderen sollten von "Die Anderen" besser die Finger lassen. Dass ein solches Werk so veröffentlicht wird, während gute Nachwuchsautoren vergebens nach einem Verlag suchen, ist wirklich traurig.

Ach ja - nach der Lektüre dieser Lektüre und bevor man sein Gehirn zur Wäsche mit Niveau-Megaperls bringt, sollte man sich die Prophezeiung im Prolog noch mal durchlesen. Wenigstens die macht am Ende Sinn.

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. Dezember 2007 | ISBN: 9783453523784 | Preis: 7,95 Euro | 300 Seiten | Sprache: Deutsch

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