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 Maigrets Pfeife

aus "Meistererzählungen"

Autoren: Georges Simenon
Sprecher: Jörg Kaehler
Übersetzer: Lislott Pfaff
Verlag: Diogenes

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Am Ende eines langen, wenn auch nicht sehr ereignisreichen Arbeitstages muss Kommissar Maigret feststellen, dass ihm seine Lieblingspfeife abhanden gekommen ist, die er vor zehn Jahren von seiner Frau geschenkt bekommen hat. Der Verlust dieser Pfeife stürzt Maigret in tiefe Grübelei. Im Lauf der Nacht kommt er darauf, dass er die Pfeife nach einem Gespräch mit einer geschwätzigen Frau und ihrem abweisenden Sohn nicht mehr hatte.
Die Frau hat ihm in unwillkommener Ausführlichkeit von eigenartigen Vorgängen in ihrem Haus erzählt, davon, dass sie sicher sei, jemand, vermutlich ein Mann, dringe in ihrer und ihres Sohnes Abwesenheit in ihr Haus ein und durchsuche ihre Sachen. Maigret hat das Ganze eigentlich als hysterische Spinnerei abgetan.
Doch am folgenden Tag ist außer der Pfeife auch der junge Mann scheinbar spurlos verschwunden, und nun wird Maigret wirklich aktiv, könnte er doch beschwören, dass der Bursche ihm die Pfeife gestohlen hat. Der Fall hält allerdings noch mehr Rätsel bereit, zum Beispiel den sonderbaren Umstand, dass der Junge das Haus bei Nacht und Nebel in miserablen Pantoffeln und nachlässig angezogen - man beachte, dass die Erzählung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt - verlassen hat.
Maigret macht sich nun wirklich Sorgen um seine Pfeife, und vor allem aus diesem Grund setzt er sich hartnäckig auf die Fährte des jungen Burschen, an deren Ende ihn auch ein alter, jedoch alles andere als lieber Bekannter erwartet.

Bei "Maigrets Pfeife" handelt es sich zwar nicht um Simenons beste Erzählung, dennoch ist dieser Krimi von hoher Qualität. Die Handlung läuft ruhig an, zunächst bleibt unersichtlich, wohin sie führen wird, geht es doch eine ganze Weile nur um die abhanden gekommene Pfeife und Maigrets Überlegungen, wann er sie zum letzten Mal benutzt hat, und wer sie ihm weggenommen haben könne. Auch die Verknüpfung mit dem Sohn der geschwätzigen, scheinbar von Verfolgungswahn befallenen Besucherin in seinem Büro lässt noch keinerlei Rückschlüsse auf den späteren Verlauf des Falles zu; erst allmählich kristallisiert sich heraus, welch anderer Beweggrund Maigret außer dem Verlust seiner Pfeife antreibt, den Jungen zu suchen.
In der Erzählung finden sich relativ wenige "rote Heringe", sie verläuft für einen Krimi ziemlich geradlinig, was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut. Höchstens mögen den an moderne Thriller gewöhnten Hörer ein paar Längen bei der Schilderung von Maigrets Dialogen mit der Mutter des Pfeifendiebs stören. Das fulminante letzte Kapitel mit seiner hervorragend angelegten düsteren Stimmung und die überraschende Auflösung machen dieses Defizit, wenn es sich angesichts der erzählerischen Meisterschaft des Autors überhaupt um eines handelt, jedoch wett.
Da in diesem Krimi nur wenige Personen vorkommen und die Handlung, wie bereits beschrieben, zwar spannend, jedoch nicht sonderlich komplex ist, eignet sich der Stoff vorzüglich für ein Hörbuch, und die Produzenten haben ihn trefflich umgesetzt.
Jörg Kaehler, der Sprecher, trägt den Text abwechslungsreich und bestens verständlich vor - allenfalls liest er Frauenstimmen etwas stereotyp. Mit seiner Stimme kann man den beeindruckenden Kommissar gut identifizieren.
"Maigrets Pfeife" bietet somit in der Hörbuchfassung kriminalistische Unterhaltung auf hohem Niveau und in einer gelungenen Umsetzung.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Januar 2008 | ISBN: 9783257801798 | Laufzeit: 93 Minuten | Originaltitel: La Pipe de M. Maigret | Preis: 9,90 Euro

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