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 Rolemaster Kampfhandbuch


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis


Mit dem Rolemaster Kampfhandbuch liegt nun - neben dem Spielleiterschirm - die erste Erweiterung für die neue deutsche Rolemaster-Ausgabe vor. Ein dicker Brocken ist der Band geworden - ganze 288 Seiten zwischen zwei Hardcoverdeckeln. Der Rolemaster-Veteran mag sich fragen, welches Originalwerk hierfür übersetzt wurde. Doch es handelt sich nicht nur um eine Vorlage: Neben dem bekannten "Arms Law" wurde ein Großteil der Angriffstabellen aus den beiden Heften "The Armory" und "Fantasy Weapons Tables" hier aufgenommen, sodass man ohne falschen Stolz behaupten kann, hier das wohl umfassendste Rolemaster-Regelwerk zu den Themen Kampf und Waffen vorliegen zu haben.

Das Kampfhandbuch ist in zwei große Bereiche aufgeteilt. Den Anfang macht der Regelteil, welcher neben ausführlichen Regeln auch jede Menge Material zur Erschaffung neuer Charaktere liefert. Der umfassendere Teil - der sich auch vom verwendeten Papier her abhebt - ist jedoch den Angriffs-, Schaden- und Patzertabellen gewidmet, für die Rolemaster so berühmt ist. An dieser Stelle sei jedoch gleich das Vorurteil entkräftet, bei Rolemaster müsse jeder Spieler einen Aktenordner voller Tabellen mit sich führen und jede Aktion auf einer separaten Tabelle auswürfeln. In Wahrheit benötigt der Spieler eines nichtmagischen Charakters gerade mal zwei Tabellen - nämlich die Angriffs- und die Schadenstabelle für die jeweilige Waffe, die er gerade führt.

Doch nun wieder zurück zum Rolemaster Kampfhandbuch: Wie bereits angesprochen, widmet sich der erste Teil des Wälzers den regeltechnischen Details der Themen Rüstung, Waffen, Kampf und Heilung. Vieles davon ist Wiederholung aus dem Grundregelwerk, hier jedoch gesammelt und mit größerer Detailtiefe.
Eine Rollenspielerweiterung würde ihrem Namen nicht gerecht werden, wenn sie ihren Lesern nicht neue Optionen für den Charakterbau bieten würde. Dieser Regel folgend bietet das Kampfhandbuch mit dem Barbaren, dem Haudegen, dem Kriegsmönch und dem Kundschafter vier neue, kampforientierte Berufe, elf dazu passende neue Ausbildungspakete sowie einige neue Fertigkeitsgruppen und Fertigkeiten. Neu ist außerdem das Prinzip der Kampfschulen, die eine Mischung aus Ausbildungspaket und Fertigkeitsboni darstellen. Zu ihnen gehören die Schule der Grubenkämpfer, die fahrenden Ritter, die Kriegsakademie, die Fechtschule und der Orden der Sagrhua. Zu jeder Kampfschule gibt es zudem Hinweise, wo man sie am besten in die beiden Rolemaster-Standardwelten Shadow World und Aborea einsetzen kann.
Gerade bei dem folgenden Kapitel "Verletzungen & Heilung" zeigt sich wieder einmal, wie detailgenau Rolemaster ist. Bei den Angaben zur Behandlung von Verletzungen werden sogar die einzelnen Verletzungsarten wie Knochenbrüche, Verbrennungen, Verstauchungen oder Schock berücksichtigt. Manch ein Rollenspieler mag sich zwar fragen, wozu all diese Detailgenauigkeit notwendig ist, wenn man doch - wie in anderen Systemen - es bei einem Wert für die Lebenskraft belassen kann. Hier sei nur gesagt, dass es gerade diese Detailgenauigkeit ist, die Rolemaster so reizvoll und realistisch macht.
Auf diesen Abschnitt folgt eine Reihe interessanter optionaler Regeln. Hier werden unter anderem Möglichkeiten geboten, besonders kräftige Schläge (über einem Wert von 150) entsprechend darzustellen, oder durch Einführung von Schadenspunkten die Beschädigung von Rüstung einzubringen.
Zwei besondere Bonbons runden den Regelteil schließlich ab. Zum einen wurde eine Tabelle mit den Rolemaster-Regeln für historische Waffen wie Claymore, Maquahuitl (ein aztekisches Obsidianschwert) oder den Tomahawk beigefügt, die als Beispiele dafür verwendet werden können, wie man weitere Waffen ins Rolemaster-System importiert. Zum anderen - und dies ist eine wirklich positive Überraschung - werden auf fünf Seiten stichpunktartige Regeln angegeben, wie man das Rolemaster-Regelwerk auf andere Rollenspielsysteme übertragen kann, um auch dort vom Rolemaster-typischen Realismus profitieren zu können. Die sechs exemplarisch aufgeführten Systeme umfassen dabei D&D (3. Edition), AD&D, DSA4, GURPS, Legende der fünf Ringe sowie Werwolf: Die Apokalypse. Ein weiterer Absatz befasst sich mit so genannten Dice-Pool-Systemen.

Der zweite Teil des Bandes nimmt etwa siebzig Prozent des gesamten Buches ein und umfasst Angriffs-, Schadens- und Patzertabellen. Zu insgesamt 94 verschiedenen Waffen - von A wie Armbrust bis Y wie Yarkbalka - sind jeweils eine Angriffs- und eine Schadenstabelle enthalten. Die beiden je zu einer Waffe gehörenden Tabellen liegen sich immer auf einer Doppelseite gegenüber, sodass kein unnötiges Blättern von Nöten ist. Es sei dennoch empfohlen, häufiger verwendete Tabellen zu kopieren und separat vom Buch zur Hand zu haben. Daraufhin folgen weitere 13 spezielle Angriffstabellen, die Attacken wie Bisse, Krallen, Prügelei oder pseudo-asiatische Kampfkunst abhandeln. Zwölf Tabellen für kritische Treffer und zwei Tabellen für Patzer im bewaffneten und waffenlosen Kampf runden den Band ab.

Auch vom äußeren Erscheinungsbild her macht das Kampfhandbuch einen guten Eindruck. Neben dem soliden Hardcover-Einband wurde diesmal auch ein dickeres Papier als beim Grundregelwerk verwendet, sodass man keine Angst haben muss, die Seiten versehentlich einzureißen. Gerade für das Herauskopieren der Tabellen (die für ein besseres Kopierergebnis auf weißem Papier gedruckt wurden) ist dies ein sehr dankbarer Umstand. Ein besonderes Schmankerl ist zudem der Luxus von zwei Lesebändchen in unterschiedlichen Farben.

Das Rolemaster Kampfhandbuch ist ein gewaltiger Brocken an Rollenspielmaterial. Dennoch braucht man hier definitiv keine Angst davor haben, von einem Wust an Regeln erschlagen zu werden. Die tatsächlichen Regeln sind im 64 Seiten umfassenden ersten Teil enthalten (inklusive neuer Möglichkeiten zur Charaktererschaffung), der zweite Teil dagegen ist vielmehr ein nahezu komplettes Waffenarsenal. Spieler benötigen - wie bereits erwähnt - gerade einmal die beiden Tabellen für ihre jeweilige Waffe, der Spielleiter ist gut beraten, wenn er neben seinen Waffentabellen noch die Tabellen für kritische Treffer und Patzer griffbereit hat. Trotz seines Rufes ist Rolemaster damit wesentlich unkomplizierter als so manch anderes, ehemaliges Einsteiger-Rollenspiel. Rolemaster-Veteranen können sich übrigens freuen, dass endlich auch in der deutschen Version der typische schwarze Humor des Originals enthalten ist. So lässt sich beispielsweise beim Wurf einer 100 auf der Patzertabelle in der Spalte Fernkampfwaffen lesen: "Du ziehst die Sehne weit durch und lässt den Pfeil und Dein Ohr fliegen. Du blutest 2 Treffer/Runde +5 Treffer. Bist Du stolz auf Dich?"

Markus Goedecke



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 3981171810 | Preis: 34,95 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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