Ein erster Blick in das 647 Seiten umfassende Softcover-Buch zeigt, dass es in sechs große Teile aufgegliedert wurde. Schon der nächste Blick bleibt dann an der Überschrift "Webdesign für verschiedene Browser" hängen und mein spontaner Gedanke war: Bitte kein Buch mit Hinweisen darauf, ob nun der Internet Explorer, der Netscape Navigator oder etwas anderes zu bevorzugen ist und, um Himmels willen, keine Dogmen zu Auflösungen (denn die zweite Überschrift lautet "Webdesign für verschiedene Displays")!
An dieser Stelle hatte ich persönlich zunächst einmal schon genug von dem Buch und stellte es enttäuscht ins Regal, ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen. Nur gut, dass ich es dort nicht habe verstauben lassen, sondern schließlich doch wieder hervor zog.

Ein gründlicherer Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass der erste Teil sich mit den Besonderheiten des Webdesign befasst. Hierzu zählen neben den bereits erwähnten verschiedenen Browsern und Displays Prinzipien für Designer aus der Druckbranche, Server-Grundwissen, das Drucken im Web, Zugänglichkeit (auch als Web-Usability bekannt) und Internationalisierung.
Der zweite Teil widmet sich der Webseitenerstellung an sich, startet mit umfangreichen Informationen und Befehlen zu HTML und erläutert auch CSS (Cascading Style Sheets) sowie SSI (Server Side Includes).
Grafiken stehen im Zentrum des dritten Teils, bei dem die Formate GIF, JPEG und PNG thematisiert werden, aber auch die Gestaltung von Grafiken mit der Webpalette und animierte GIFs.
Als wären Animationen bereits eine Überleitung, widmet sich der vierte Abschnitt des Buches Multimedia und Interaktivität, wobei sowohl Audio, als auch Video im Web, Flash und Shockwave sowie SMIL (sprich: Smeil) erklärt werden.
Fortgeschrittene Technologien, im einzelnen JavaScript, DHTML, XML, XHTML, WAP und WML, sind die Bestandteile des fünften Buchteils und mit einer ganzen Reihe Anhängen, die HTML-Elemente, Attribute, veraltete sowie browserspezifische Tags, CSS-Unterstützungstabelle und Zeichenbeschreibungen, außerdem ein Glossar aufweisen, schließt das Buch.

Im nachhinein bin ich wirklich dankbar, dass ich dem Buch eine zeitintensivere Chance gegeben habe und kann nur davor warnen, es so abzutun, wie ich es zunächst tat.
An keiner Stelle werden subjektive Offenbarungen als Dogmen verkauft, vielmehr finden sich an allen Stellen verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten, Vorteile wie auch Nachteile werden grundsätzlich und ohne erkennbare Bevorzugung aufgeführt.
Das gesamte Werk ist nicht nur höchst informativ und hilfreich, trifft stets den richtigen Ton zwischen Hintergrundinformationen und wichtigen Hilfen, ohne zu langweilen, sondern greift auch einige Aspekte auf, die man zwar mit zumeist wenig Mühe aus dem Internet fischen kann, die in so gebündelter Form aber selten in Büchern anzutreffen sind. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle neben der grundsätzlichen Vor- und Nachteilsbeschreibung auch die umfassende Beschäftigung mit den verschiedenen Grafikformaten, die einem nicht sagen "Du musst!", sondern vielmehr, warum es sich anbietet, ein bestimmtes Format hier und dort einzusetzen, sich für andere Zwecke aber etwas anderes anbietet.

Das Buch richtet sich an Einsteiger, die sich ein solides Grundwissen aneignen wollen, ebenso aber auch für Profis, die nach einem geeigneten Nachschlagewerk suchen oder sich durch einige Hintergrundinformationen unterhalten wollen.
Natürlich schreitet die Entwicklung rasch voran und auch bei diesem Buch handelt es sich um die zweite und vermutlich auch nicht letzte Auflage, jedoch muss man nicht fürchten, das Buch sei im Augenblick des Kaufs schon überholt. Vielmehr werden grundsätzliche Aspekte und Richtlinien erklärt und thematisiert, sodass ein Nutzer des alten Textbrowsers Lynx ebenso seinen Nutzen aus diesem Werk ziehen kann wie ein Nutzer des Internet Explorer 5.5, um ein Beispiel zu nennen.

Im Vorwort schreibt die Autorin unter anderem, dass ihre Motivation, dieses Buch zu schreiben, vor allem die gewesen sei, dass es genau ein solches noch nicht gab und sie den Eindruck hatte, genau so eines brauche sie.
In dem Punkt kann ich Frau Niederst nur zustimmen, denn nach der Lektüre kann ich zweifellos sagen, dass es mir auch gefehlt hat.