1949 in der Nähe von Hollywood. Sophie ist von der staatlichen Schule geflogen. Jetzt soll sie mit Francine zusammen auf die streng katholische All-Saints-Schule für Mädchen gehen. Während Francine für Filme und ihre Stars schwärmt und sich unauffällig und zurückhaltend gibt, um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen, bevorzugt Sophie Politik und Weltgeschehen und sie scheint kein größeres Hobby zu haben, als alles in Frage zu stellen, ohne Rücksicht auf die Folgen, die sich meistens als riesige Schwierigkeiten entpuppen. Trotzdem entwickelt sich eine Freundschaft zwischen diesen gänzlich unterschiedlichen Mädchen und Sophie bringt Francine dazu, über ihren Tellerrand zu sehen. Doch wer hat in diesen unruhigen Zeiten die richtigen Antworten? Sophie und ihr Vater, die den Kommunismus verteidigen, ohne selber Kommunisten zu sein; Francines Vater, der getreu den Bestimmungen einen Atombunker im Garten anlegen will; oder sollen am Ende sogar die Nonnen der Schulen die Wahrheit verkünden?

Was beim ersten Blick wie eine üblicher Jugendroman über die Sorgen eines Teenagers wirkt, wird von Karen Cushman in "Das laute Schweigen der Francine Green" zu einer tiefgreifenden Roman über die Zeit des Kalten Kriegs. Zuerst fängt ihr Buch ganz harmlos an, ganz wie es die Inhaltsangabe auf dem Rücken des Buches verspricht, neue Freundschaft zweier ganz unterschiedlicher Charaktere, Sophie und Francine. Aber es sind unruhige Zeiten, die "rote Gefahr" lauert überall und wer nicht die vorherrschende Meinung teilt, ist grundsätzlich verdächtig. Während Francines Familie sich als Schwimmer mit dem Strom herausstellt, ecken Sophie und ihr Vater, die sich eine eigene Meinung erlauben immer wieder an. Und zu Sophies Unglück schafft sie es nicht, ihre Meinung auch mal hinter dem Berg zu halten.
Damit wandert Karen Cushman ganz unauffällig von einem einfachen Mädchenroman zu einer politischen Schilderung, die die Situation und Stimmung des Jahres 1949/50 präsentiert. Der Umschwung ist von Karen Cushman wirklich geschickt gemacht und wie ihre Figuren begreift der Leser nach und nach was plötzlich um sie herum passiert. Damit spricht sie eine ganz persönliche Ebene an, die ihre jugendlichen Leser sicherlich zum Nachdenken anregt und damit ist dieses Buch als wirklich etwas Besonderes zu bezeichnen, da diese Mischung nur schwer zu handhaben ist. Auch gibt es ein Nachwort der Autorin, die selbst in der beschriebenen Zeit groß geworden ist und kann so schon auf einen eigenen Erfahrungsschatz zurückgreifen. So schafft Karen Cushman es, aus einem scheinbar typisch mädchenhaften Jugendbuch eine wirklich anschauliche und zum Nachdenken anregende Lektüre, mit der rechten Portion Einfühlungsvermögen.