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 Kaleidogramme, Band 34: Von Tagebüchern und Trugbildern

Die autobiographischen Aufzeichnungen von Katherine Mansfield, Virginia Woolf und Sylvia Plath

Serie: Kaleidogramme, Band 34
Autoren: Nicole Seifert
Verlag: Kulturverlag Kadmos

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis


Was haben Katherine Mansfield, Virginia Woolf und Silvia Plath gemeinsam? Sie waren nicht nur erfolgreiche Autorinnen, sondern ihre Tagebücher wurden posthum von ihren Ehemännern bearbeitet und herausgegeben. Diese wählten Einträge für die Veröffentlichung aus und strichen andere, kürzten innerhalb der Einträge, schrieben um und ergänzten sie. Mit diesen Veränderungen beeinflussten sie natürlich ganz maßgeblich das Bild, welches die Leser über die Autorinnen gewannen.

In dem vorliegenden Buch versucht Nicole Seifert, diese Vorgehensweisen offenzulegen. Sie vergleicht die Bilder, welche die zensierten Tagebücher entwerfen, mit denen, die sich aus den tatsächlichen Tagebuchtexten ergeben. Parallel dazu geht sie der Frage nach, welche Aussagekraft Tagebücher überhaupt haben können.
Tagebücher gelten zum einen als Lebenszeugnisse, als authentische Texte, die besonders nah am tatsächlichen Leben sind. Sie sind aber auch eine Art Praxis und haben für den Tagebuchschreiber eine Bedeutung an sich über den entstehenden Text hinaus. Dies spricht eher gegen die dokumentarische Aussagekraft eines Tagebuches. Vor diesem Hintergrund widmet sich die Autorin der Frage, was sich überhaupt über Autoren aufgrund ihrer Tagebuchaufzeichnungen sagen lässt.

Die Autorin geht zunächst auf die Entstehungsgeschichte der Tagebücher ein und wie die von den Ehemännern verlegten Tagebuchausgaben zustande kamen. Mansfield, Woolf und Plath ist dann je ein ganzer Abschnitt gewidmet, der sich mit der Edition und Rezeption der Tagebücher befasst. "Das Tagebuch und sein Adressat", "Das Tagebuch als Praxis" und "Das Tagebuch, sein Autor und sein Leser", sind weitere Themen, mit denen sich die Autorin auseinandergesetzt hat. Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis schließen das Buch ab.

"Von Tagebüchern und Trugbildern" ist im Kadmos-Verlag in der Reihe "Kaleidogramme" erschienen. Die Autorin Nicole Seifert studierte allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaften und bringt damit beste Voraussetzung für die kompetente Behandlung der Thematik mit. In dem vorliegenden Buch hat sie sich ausführlich dem Thema "Tagebücher von Autoren" gewidmet, wie diese nachträglich verändert und entfremdet werden und welche Auswirkungen dies hat.

Die Autorin hat eine Fülle von Material zusammen getragen und das Buch enthält zahlreiche Zitate in der Originalsprache Englisch. Nicole Seifert weist darauf hin, dass es problematisch ist, keine Unterscheidung zu treffen zwischen den Autorinnen, den Protagonistinnen in ihren Werken und dem Ich, das in den Tagebüchern auftaucht, und begründet dies ausführlich. Sie kommt zu dem Schluss, dass Tagebücher nicht zwangsläufig besonders authentisch oder aufrichtig sein müssen und sie sich deshalb auch nicht unbedingt dazu eignen, Rückschlüsse auf das Leben ihrer Verfasser zu ziehen. Der Leser erfährt einiges aus dem Inhalt der Tagebücher und auch darüber, was die Autorinnen selbst über das Tagbuchschreiben äußerten.

"Von Tagebüchern und Trugbildern" ist vom Anspruch, vom Inhalt und von der Komplexität des behandelten Themas her eher ein Fachbuch der Literaturwissenschaft, aber auch für den interessierten Laien eine lohnenswerte und interessante Lektüre.

Sabine Seip



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2008 | ISBN: 9783865990617 | Preis: 22,50 Euro | 260 Seiten | Sprache: Deutsch

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