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 Wagner vs. Rossini


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Im Jahre 1860 kam Richard Wagner nach Paris und suchte dort nach Förderern. Unter anderem sprach er auch bei Gioachino Rossini vor. Das Gespräch, das die beiden großen Komponisten führten, wurde damals von Rossinis Privatsekretär Edmond Michotte Wort für Wort protokolliert und jetzt von Leska und Konrad Beikircher neu übersetzt und von letzterem auf Hörbuch eingelesen.

In allem gebotenen Pathos erzählt Michotte den Beginn des Treffens, witzelt auf dem Weg zu Rossini mit Wagner herum und hält sich dann sofort aus allem heraus, wenn die beiden musikalischen Titanen ihr Gespräch beginnen.
Dieses Gespräch dreht sich erst mal um die kleinen Boshaftigkeiten, die die beiden sich in der Presse gegenseitig zugeworfen haben, aber in aller Freundlichkeit kommt man schnell darauf, dass da jede Menge Missverständnisse bestehen, die gleichwohl mit diesem Gespräch ausgeräumt seien. Wunderbar anekdotisch erzählt der deutlich ältere Rossini dann vom Zusammentreffen mit Beethoven in Wien, von Salieri und vielen anderen Kollegen, die er kannte, man beginnt zu fachsimpeln, und Rossini stimmt in vielem den Angriffen Wagners auf die klassische italienische Oper zu, lobt die deutsche Musik.
Dann erklärt Wagner ohne große Theorie seinen Blick auf die Oper, auf die Möglichkeiten der Oper, und dieser Blick ist wahrlich revolutionär - er vergisst aber dabei auch nie, dass er sich von Rossini ein bisschen Hilfe erhofft und wird es nie Leid, einen Teil von dessen "Wilhelm Tell" zu loben.
Rossini ist sehr offen, hört Wagner nicht nur interessiert zu, sondern denkt mit, stimmt zu, lehnt manches aber auch sanft, aber bestimmt ab.

Dieses hochinteressante Gespräch, das gar nicht so viel Vorkenntnis erfordert, ist ein echter kleiner Schatz. Mit viel Humor gehen die beiden Komponisten miteinander um, streiten sich auf sehr kultivierte Art - da treffen offenkundig zwei Menschen aufeinander, die vieles verbindet.
Das alles wird dann auch noch meisterhaft gelesen, und wer könnte das besser als Konrad Beikircher, ausgewiesener Opernliebhaber und Dialektkünstler - na klar, Wagner war Sachse und Beikircher kann das wunderbar einfließen lassen, ganz sparsam, aber immer vorhanden. Dass der Italiener und der Deutsche sich auf Französisch unterhielten, ist da eher eine untergeordnete Sache.
Natürlich ist dieses Hörbuch ein Nischenprodukt, natürlich muss man sich für Geschichte und Musik interessieren, aber jedem, der sich vom Titel des Hörbuches angesprochen fühlt, der sollte hier dringend zugreifen. Kurzweilig, höchst spannend und toll gelesen, was braucht man für eine geistreiche Unterhaltung mehr?

Holger Hennig



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2008 | ISBN: 9783938781739 | Laufzeit: 61 Minuten | Preis: 19,95 Euro

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