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 Wege der Götter


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis


Endlich liegen nun alle überarbeiteten Regelwerke des Schwarzen Auges als Hardcover-Bände vor. Denn mit die "Wege der Götter" ist die Umstellungsarbeit von den Softcoverbüchern in den Boxen abgeschlossen. Doch nicht nur äußerlich sollten die Regeln überarbeitet werden. Auch der Inhalt sollte einer fachmännischen Prüfung unterzogen, aktualisiert, von Fehlern bereinigt und neu zusammengestellt den Rollenspielern präsentiert werden. Allgemein spricht man bei den neuen Hardcovern auch von der Regelversion 4.1.

Leider zeugt das Cover nicht gerade von kreativer Eleganz und verleitet nicht zum Kauf. Wohl selten hat eine DSA-Publikation solch ein langweiliges Coverbild erhalten. Doch sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Wenn man beim optischen Eindruck bleibt, so ist dieser durchaus stimmig. Die Grafiken wurden aus den Büchern der alten Box entnommen, wobei hier durchschnittliche bis gute Zeichnungen positiv ins Auge fallen. Dass einige davon wiederum aus noch älteren Abenteuern und so weiter stammen, stört dabei nicht. Man sollte sich nicht vom Déjà-vu-Effekt verwirren lassen. Der seitenumlaufende Schmuckbalken dient nicht nur der Verzierung, sondern auch der Orientierung, da jedes Kapitel eine eigene Vignette an der Seite hat.

Die Einteilung der Kapitel folgt dabei zunächst dem Inhalt nach dem ehemaligen Softcover "Götter, Kulte, Mythen", indem Religion in Aventurien im Allgemeinen und danach die einzelnen Kulte vorgestellt werden. Bei den Mythen werden dann auch Informationen aus dem ehemaligen "Aventurische Götterdiener" erwähnt. Schließlich folgen noch die eigentlichen Regeln zum Spiel mit göttlichen Wesen und ihrem Wirken sowie Meistertipps zu den Göttern und Geweihten. Die Anhänge schließen den Band dann ab. Im Vergleich zur ehemaligen Box fehlen die Informationen zu den Schamanen und Dämonen und Paktierern, welche mehrheitlich im Hardcover zur Magie enthalten sind - sie sind also nicht verloren gegangen, sondern wurden nur umgegliedert. Soweit nicht explizit erwähnt, finden sich die nachfolgenden Informationen auch in den ehemaligen Ausgabe.

Zunächst beginnt der Band also mit den mythologischen Grundlagen, welche eher einen groben geschichtlichen Überblick darstellen. Daran schließt sich die Begriffsdefinition von Sikaryan und Nayrakis an. Schließlich folgt ein genauer geschichtlicher Abriss zu den Religionen mit Zeitangaben. Der ursprüngliche Text wurde hier insbesondere mit Angaben zur neueren Zeit (ab 1020 BF) erweitert und reicht nun bis 1028 BF. Danach beginnt der eigentliche Abschnitt der Aventurischen Religionen im Alltag. Dieser wurde übernommen, aber gesplittet und hier zur Hälfte abgedruckt. Informationen zu Pilgerreisen und Aberglaube finden sich nun am Ende des Buches. Dafür wurden die Themen Hochzeit und Bestattung (ehemals in den Erläuterungen zu den Göttern Travia und Boron enthalten) erweitert hier mit aufgenommen. Leider wurde dabei nur der Stimmungstext zur Bestattung übernommen. Derjenige zur Hochzeit fiel wohl der allgemeinen Erweiterung des Abschnitts zum Opfer.

Die nächsten 120 Seiten stehen dann alleine den Göttern und ihren Dienern zur Verfügung. Jeder wichtige Kult (insgesamt 26 Stück) wird hier vorgestellt. Obwohl die Seitenverteilung unterschiedlich ist - natürlich werden die Zwölfgötter ausführlicher als kleinere Kulte dargestellt - wird doch bei jedem Kult nach dem gleichen Schema vorgegangen. Zunächst erhält der eilige Leser einen schnellen Überblick über Aspekte, Verbreitung, Tempel, Struktur, und so weiter. Bis zu 30 Informationen findet man hier bereits in der Kurzübersicht. Manchmal ist somit schon die erste Seite des Kultes gefüllt. Danach erfährt man in einem Stimmungstext etwas vom Wesen der Gottheit. Schließlich wird ausführlich die Kirche mit ihren Heiligen, Tempeln, Persönlichkeiten und vielem mehr vorgestellt. Die Angaben decken sich mit denen aus "Götter, Kulte, Mythen". Gleich im Anschluss folgen dann die Informationen, welche ehemals in "Aventurische Götterdiener" zu den entsprechenden Geweihten zu finden waren. Natürlich ohne die Eigenschaftsanpassungen, welche in "Wege der Helden" enthalten sind. Auch auf Orden und Laienbünde wird eingegangen. Hier wurde also logisch und sehr schön umstrukturiert. Statt sich durch zwei Bücher zu quälen oder immer umständlich blättern zu müssen, sind nun alle relevanten Informationen zu einer Gottheit an einer Stelle zusammengefasst.

Den selben Aufbau haben auch die Kapitel zu den Glaubenswelten der schamanistischen Religionen. Insgesamt nochmals weitere 70 Seiten, auf denen auch die Götter der Orks, Goblins und Achaz Beachtung finden. Genauso wie die Weltsicht der Elfen und die Kulte zu Rastullah, Rur und Gror und einigen weiteren. Da der Schamanismus bereits in "Wege der Zauberei" Erwähnung findet, sind hier die Informationen zu diesem Punkt ausgeklammert und es finden sich Verweise auf die betreffenden Seiten in dem anderen Regelband. Ansonsten stellt auch dieses Kapitel eine Verquickung der beiden ehemaligen Softcovern dar.

Waren die bisherigen Abschnitte sehr informativ kommen, nun die eigentlichen Regeln an die Reihe. Dabei belegen die Mechanismen gerade einmal zehn Seiten. Für einen Regelband sind dies erfreulich wenige Dinge, die es zu beachten gilt. Die bisherigen Regeln wurden dabei übernommen und erweitert. Die Erläuterungen zur Priesterweihe sind einer der erweiterten Punkte. Auch der für Geweihte wichtige Punkt der Regeneration von Karmaenergie wurde ausgebaut. So darf sich ein Götterdiener auch über einen kleinen, aber trotzdem täglichen Automatismus der Rückgewinnung freuen. Ein Rückkauf von permanent verlorenen Karmapunkten ist jedoch nicht möglich. Zur Erhöhung muß immer noch die Karmalqueste durchlaufen werden. Und auch wenn es niemand hören mag: Genauso wie ein Zauberer ohne seine Sprüche nicht wäre, so kann ein Priester nur durch seine Liturgien wirklich einer sein. Wie damit regeltechnisch Wunder vollbracht werden können, wird im Abschnitt zur Mirakelprobe ausführlich erläutert, natürlich unter Berücksichtigung aller erdenklicher Modifikatoren. Doch nicht nur an die wirklich großen Dinge wurde gedacht. So darf jeder Priester fast mit einem Fingerschnippen eine sogenannte Liturgie des Grades 0 bewirken.

Bereits bei den Regeln erwähnt, folgen dann die eigentlichen Liturgien der Götterdiener. Waren diese in dem Softcover der Box noch alphabetisch sortiert, haben sich die Redakteure die Arbeit gemacht und diese nun thematisch nach universellen und kultspezifischen Liturgien sortiert. Dies stellt eine Erleichterung dar, denn die alphabetische Auflistung erfolgt bereits im Index am Ende des Buches. Somit stehen nun zwei Sortierungen dem Leser zur Verfügung.

Kurz vor Ende des Bandes kommt noch ein kleines Sammelsurium sonstiger wichtiger Dinge. Dem Vampirismus in Aventurien sind noch acht Seiten gewidmet. Pilgerreisen und Aberglaube fallen mit ein bis zwei Seiten nicht mehr ins Gewicht. Die Tipps für Spieler und Spielleiter wurden auf zehn Seiten zusammengefasst und erweitert. Derzeit aktuell in Aventurien findet man dann auch zweiseitige Informationen zur Quanionsqueste der Praoiskirche. Mit weiteren zwei Seiten zu Visionen und Prophezeiungen wird dieser Abschnitt dann auch beendet.

Zu guter Letzt findet man alle Liturgien im Überblick, was alleine fünf Seiten füllt. Eine Zusammenfassung der Regeln und Modifikationen ist ebenfalls sehr hilfreich beim Orientieren, insbesondere, da hier mit Verweisen gearbeitet wird. Ein Fest- und Feiertagskalender ist zwar nicht sehr spannend zu lesen, dafür aber wieder einmal ungemein praktisch und übersichtlich. Den dicken Wälzer schließt dann der zwölfseitige Index ab.

Da Buch liegt gut in der Hand. Es ist bedeutend besser aufgebaut als die alten Softcoverbücher und erleichtert das Herumbättern ungemein. Standardmäßig hat man natürlich auch ein Lesebändchen dabei, wobei trotzdem früher oder später die seitlichen Klebezettel wohl unvermeidlich werden.


Auch wenn es verständlich ist, so ist es doch schade, dass dem Hardcover die recht schönen Beigaben der Box fehlen (insbesondere das Poster, die Archetypen sowie die Zusammenfassung der wichtigsten Modifikatoren bei den Proben). Generell macht sich ebenso bemerkbar, dass viele Stimmungstexte nicht übernommen wurden. Wie auch die Aussagen, welche Geweihte über andere Religionen machen. Da war immer etwas dabei, was man Meisterpersonen in den Mund legen konnte. Außerdem fällt auch auf, dass bei aller Umgliederung und Verbesserung einige sachliche Korrekturen unterlassen wurden. So ist die dritte Dämonenschlacht immer noch mit 1022 BF angegeben. Andererseits sind wohl durch die ausführlicheren Regeln einige Unklarheiten beseitigt worden. Wobei sicher keine lange Zeit verstreichen und die Fangemeinde wieder einige neue zu Tage fördern wird. "Wege der Götter" scheint jedoch der gelungenste Band der Reihe zu sein.

Fazit: Sicher werden viele Spieler sagen, dass der Götter-Band am ehesten noch unter den neuen Regeln verzichtbar ist. Was eventuell im Einzelfall sogar stimmt. Doch für ein stimmiges Aventurien gehören die göttlichen Wesenheiten - gerade in der letzten Zeit - und ihr Eingreifen in den Weltenlauf dazu wie das Salz zur Suppe. "Wege der Götter" ist wohl der regelärmste Band in DSA. Doch unschlagbar ist die Stimmung, welche man mit den gegebenen Informationen am Spieltisch aufbauen kann. Eine absolute Empfehlung für einen Kauf.

Lars Perner



Hardcover | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783940424211 | Preis: 35,00 Euro | 336 Seiten | Sprache: Deutsch

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