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 Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg

Geschichte eines europäischen Konflikts


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Der Dreißigjährige Krieg gilt als eine der größten Katastrophen der deutschen Lande. Zwischen den Jahren 1618 bis 1648 verheerten ganze Regimenter und Söldnertrupps die Dörfer, Städte und Felder; in einigen Teilen des Heiligen Römischen Reiches wurden bis zu fünfzig Prozent der Bevölkerung ausgelöscht. Ursache dieses grausamen und langwierigen Konflikts war einerseits der Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Fürsten des Reichs, andererseits die hegemonialen Bestrebungen Frankreichs, Schwedens und Österreichs, die den Konfessionskrieg als Vorwand benutzten, um ihre Interessen mit Waffengewalt durchzusetzen. Diese "europäische Dimension" trug zur Länge des Kriegs bei und verwandelte das Reich in ein blutiges Schlachtfeld, von dem noch heute Volkslieder und -sagen künden.

Es ist eben diese europäische Dimension, die der Historiker Christoph Kampmann in seiner Publikation "Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg" näher beleuchtet. Kampmann entwirrt die doch recht komplexen Interessenlagen der unterschiedlichen Mächte, die damals am Krieg teilnahmen, und stellt sie in hervorragend komprimierten Überblickskapiteln dar. Er beginnt mit der Vorgeschichte des Kriegs, den vielfältigen Staatenkonflikten um das Jahr 1600, als sich die Gegensätze zwischen Spanien und Frankreich immer weiter zuspitzten, das von der Reformation zerrissene Böhmen nicht zur Ruhe kommen wollte, die Niederlande nach Unabhängigkeit von den Habsburgern strebten und der habsburgische Kaiser die "Türkenkriege" ausfocht. Vor allem die böhmische Krise hatte weitreichende Folgen und führte im Reich zu einem wachsenden Gegensatz zwischen dem Kaiser und den protestantischen Fürsten. Als sich diese im Konfessionskrieg entluden, schloss sich eine ganze Kette neuer Konflikte an: Dänemark trat auf der Seite der Protestantischen Union in den Krieg ein, ohne das Blatt jedoch wenden zu können. Die katholischen Truppen des Kaisers drohten einen vollkommenen Triumph zu erringen. Das wiederum rief zunächst Schweden und später Frankreich auf den Plan, die auf Seiten der Union in den Krieg einstiegen. Es folgten jahrzehntelange Kämpfe, die das Reich vollkommen ausbluteten ...

Kampmanns Darstellung der unterschiedlichen, sich aber stets überschneidenden Konflikte ist dabei sehr gelungen. Wo andere Historiker ins Palavern geraten, bleibt er präzise, klar und immer verständlich - was bei der komplizierten Materie nicht ganz leicht sein dürfte. Nie lässt er dabei sein Grundkonzept - nämlich den Krieg aus der europäischen Perspektive zu betrachten - außer Acht; dies führt freilich dazu, dass die inneren Konflikte des Reichs als bekannt vorausgesetzt werden. Kampmanns Untersuchung richtet sich damit an den historisch versierten Leser. Dieser wird zur Zeit kaum ein besser geschriebenes Werk zum Dreißigjährigen Krieg im Buchhandel finden - und kann es dank des ausführlichen Anhangs, einer aktuellen Literaturliste und ausgewählter, aber hervorragender Schautafeln und Karten auch als Ausgangspunkt für seine weitere Lektüre nutzen. Vor allem Studenten der Geschichtswissenschaft, die sich mit dem Dreißigjährigen Krieg befassen, kann Kampmanns Werk mit Nachdruck empfohlen werden.

Hagen Hoffmann



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2008 | ISBN: 9783170185500 | Preis: 28 Euro | 220 Seiten | Sprache: Deutsch

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