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 Die Spiele der jungen Hähne


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Spannung
"Die Spiele der jungen Hähne" handelt von syrischen Kurden; der Autor Salim Barakat wurde selbst in Syrien geboren und ist kurdischer Herkunft. Es ist die Geschichte eines Jungen, der den Übergang zum Mann erlebt und dessen Identität bis zum Ende des Buches unbekannt bleibt. Behandelt wird ein Stück seines Alltagslebens, seiner Familie und der Umgebung, in der er lebt. Egal ob große Brände mit vielen Toten oder gar der mehrmalige revolutionäre Wechsel der Regierung - an dem Leben des Jungen ändert sich kaum etwas. Es gibt immer mal wieder kurze Momente des "Spaßes", wie zum Beispiel das Plündern und Zerstören eines Vergnügungsparks, inklusive dem anschließenden "Vergnügen" mit den weiblichen Bediensteten, aber viel ändert sich nicht. Die Kinder in diesem Buch sind sich selbst überlassen und müssen das Leben selbst entdecken, was besonders in der Pubertät schwierig ist.

Auf blumige Weise, mit viel Metaphorik und allerlei Wortspielen beschreibt der Autor das Aufwachsen der Kinder und ihren Übergang in die Welt der Erwachsenen. Häufig wirkt das Buch wie ein bloßes Spiel mit Worten. Hat man sich jedoch erst einmal an diese Schreibweise gewöhnt, dann tritt der Inhalt der Geschichte nur umso stärker hervor und legt einen Hauch von Endzeitstimmung über die Erzählung.

Somit ist es möglich, eine interessante, aber auch brutale Geschichte zu lesen, die in ihrer Sprache an Ästhetik den Inhalt bei Weitem übertrifft. Das Buch ist interessant konzipiert. Auf sprachlich leichte Weise, mit arabisch-blumigem Stil werden tiefgehende Charakterisierungen und Beschreibungen abgegeben, die so knapp wie möglich gehalten wurden und dennoch nicht oberflächlich sind.

Sehr leicht ist der Übergang zwischen der Beschreibung verschiedener Orte und Personen gelungen. Alle wirken sie miteinander verbunden, so dass der Eindruck entsteht, eine Sammlung von Kurzgeschichten zu lesen, die mit einem roten Faden, dem Erzähler, verbunden sind.

Vermutlich wird gerade die Schreibweise des Autors nicht jedermanns Geschmack sein. Dennoch ist dieses Buch sehr lesenswert, da es mit Leichtigkeit, sehr schonungslos und ganz offen eine faszinierende Geschichte über die Jugendjahre eines Jungen in Mesopotamien erzählt. Innerhalb der Literatur gehört dieses Buch zu den Werken der jungen arabischen Literatur und liegt in Übersetzung von Burgi Roos vor. Der Übersetzer hat es geschafft, auch mit deutschen Worten einen arabischen Stil zu vermitteln, der einen mitten in das Geburtsland des Autors zu versetzen scheint.

Jens Fleischhauer



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2004 | ISBN: 9783423132640 | Originaltitel: Hâtihi 'âliyan, hât an-nafir'alâ âkhirirî | Preis: 9 Euro | 148 Seiten | Sprache: Deutsch

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