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 Dritte Sonnenblume links

Autoren: Christine Vogeley
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Edwin Sunray ist Schlagersänger, allerdings seit dem Tod seines Partners Charles kein besonders erfolgreicher mehr. Der Verlust von Charles vor zwei Jahren, der nicht nur musikalisch Edwins Partner war, hat den Endfünfziger tief getroffen und noch immer hat er sich davon nicht erholt. Daran ändert auch sein bemühter Nachbar Professor Hürlimann nichts, und schon gar nicht verbessert die Kündigung von Edwins Putzhilfe seine Situation. Nein, vielmehr steht jetzt seine Gluckenschwester Ella auf der Matte, die nicht nur seit seiner Kindheit auf alles, was Edwin macht, Einfluss nehmen will, sondern ihn auch vor vollendete Tatsachen, die sein eigenes Leben betreffen, stellt - so wie etwa die ungefragte Einstellung einer Haushaltshilfe, die bei Edwin leben soll.
Rosa Echte hingegen hat ganz andere Sorgen. Seit ihrem finanziellen Ruin als Gastronomin, an dem nicht etwa ihre Kochkünste, sondern vielmehr die Liebe Schuld war, hält sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Karriere auf der Bühne hatte ihr die Nachricht, sie sei schwanger, schon vor langem verdorben, aber nun ist sie nicht nur pleite und hat eine Tochter, die nicht nur mit gerade achtzehn Jahren ebenfalls schwanger ist, sondern auch noch die Schule schmeißen will, um Straßendichterin zu werden. Rosa ist fertig mit den Nerven und auch nicht mehr durch ihre greise Freundin Anastasia, die als Klofrau in einer Promi-Kneipe arbeitet, zu trösten.
Umso erstaunter ist Rosa, als plötzlich der Schlagersänger Edwin Kontakt zu ihr aufnimmt. Er hatte sie per Anhalter ein Stück mitgenommen, als sie, bekleidet mit einem rosa Plüschhasenanzug, am Straßenrand den Daumen in die Luft gereckt hatte, und als der Mann einen Schwächeanfall hatte, brachte sie ihn schließlich nach Hause und kümmerte sich noch kurz um ihn. Eine Nettigkeit, die der Sänger allerdings mit harschen Worten und üblem Zynismus quittiert hatte. Jetzt jedoch bietet er ihr seltsamerweise Arbeit an: Rosa soll Haushälterin bei ihm werden!
Rosa, die gerade den letzten Job wieder verloren hat, braucht das Geld. Edwin hingegen will seinen Kopf durchsetzen und mit Rosas Anstellung nicht nur die Wahl seiner Schwester vor die Tür setzen, sondern seine Schwester selbst am besten gleich mit.
Rosa Echte übernimmt den Job, und nach einigen Querelen und häufigen Bissigkeiten gewöhnen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere aneinander. Alles scheint einen guten Weg zu nehmen, als sich plötzlich die Schwester von Charles, die Edwin nie kennen gelernt hatte, meldet. Sie führt den Trauernden zurück in eine Welt und eine Zeit, in der es Charles noch gab, doch Rosa macht sich zunehmend Sorgen. Irgendetwas stimmt an der Geschichte nicht und Rosa will helfen, doch da kommt es zum Eklat zwischen Rosa und Edwin, der keinen Rat anzunehmen gedenkt.

Die Autorin liefert mit diesem Buch eine Geschichte, die schlichtweg rührend ist. Alle auftretenden Personen sind sehr liebevoll gezeichnet, wirken sehr authentisch und kämpfen sich mehr oder weniger erfolgreich durch die Steine des Alltags. Viele Aspekte, viele Erinnerungen des Lebens der Figuren sind traurig oder gar tragisch, aber Christine Vogeley erlaubt ihren Charakteren nicht, ausschließlich in Selbstmitleid zu zerfließen. Selbst der trauernde Edwin ist davon nicht ausgenommen. Ihre Charaktere finden Wege, beißen sich durch, haben das Herz auf dem rechten Fleck und finden immer irgendwie einen Ausweg - auch, wenn dies nicht der optimale ist. Stets am Rande des Abgrunds zieht die Autorin ihre Figuren nicht am Schopf an eine königliche Tafel, sondern bleibt bei realistischen Lösungen, was das Buch besonders lesenswert macht.
Kitschig wird es zum Ende hin dann doch ein wenig, doch bis dahin verspürt man beim Lesen dieses Romans vor allem eine Art echter Herzenswärme.

Die 336 Seiten verfliegen im Nu, so rasch, dass man den Roman gut und gern an einem Nachmittag gelesen hat. Dann kann man den Deckel schließen und zugleich auch die Geschichte. Es ist im Grunde, trotz aller in der Geschichte auftretenden Probleme, eine leichte Kost, die Frau Vogeley serviert, aber dies ist keineswegs abwertend gemeint. Vielmehr hängt man der Geschichte nicht lang nach und ist nicht durch hohen Spannungsgehalt aufgewühlt, aber die beschriebene Herzenswärme und ein Gefühl der Lebenslust, das bleibt auch nach der Geschichte noch und hält ein wenig vor.
Ein schönes und unterhaltsames Buch, das sich jederzeit und für jedermann eignet, besonders aber an tristen Tagen ein kleines Leuchten in den Tag bringen kann - Sonnenblumen eben.

Tanja Elskamp



Hardcover | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 342666190X | Preis: 16,90 Euro | 336 Seiten

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