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 Mimi Rutherfurt ermittelt ...

Collection I


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Mimi Rutherfurt, reizende Pensionärin und Hobby-Detektivin, gerät immer wieder in polizeiliche Ermittlungen. Ihre Spürnase, ihr scharfer Verstand und ihre untrügliche Intuition lassen selbst Scotland Yard-Beamte um ihre Hilfe ersuchen. In der vorliegenden "Collection I" sind vier Kriminalhörspiele versammelt.

Der Todesengel von Salisbury
Da die Nichte von Mimi Rutherfurt sich bei einem Besuch in Gutt's Hill ein Bein gebrochen hat und im wahrsten Sinne des Wortes der alleinstehenden Dame auf der Tasche liegt, sieht diese sich gezwungen, einen Aushilfsjob anzunehmen. Sie kommt als Sekretärin und Mädchen für alles bei einem Bestattungsunternehmen unter. Doch schon nach wenigen Tagen kommen Mimi Rutherfurt die vielen Bestattungen alter, alleinstehender Damen verdächtig vor. Gemeinsam mit Mr. Headington, einem Angestellten bei "Winter & Sons", untersucht sie zahlreiche Todesfälle, die in den letzten Monaten immer wieder den Weg ins anonyme Urnengrab gefunden haben.

Die Vergangenheit ruht nicht
Sergeant Floyd, ein alter Bekannter und Verehrer von Mimi Rutherfurt, bedarf der Hilfe der ältlichen Lady. Im Hause der Carpenters sind Drohbriefe aufgetaucht. Sie spielen auf einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall an, bei dem die Herrin des Hauses als Mordverdächtige vor Gericht stand. Mimi soll ihre Intuition und Erfahrung in den Dienst der Polizei stellen und im Hause Carpenter nach dem Rechten schauen. Gemeinsam mit Mr. Headington, dem sie einen Job als Aushilfsgärtner in dem großen Anwesen verschafft, beginnt sie vorsichtig mit ihren Ermittlungen. Da kommt es völlig unerwartet zu einem Mord.

Skandal auf dem Luxusliner
Inspektor Blunt erbittet sich Hilfe von Mimi Rutherfurt. Sie soll den Diebstahl eines äußerst wertvollen Pharaonenschatzes verhindern. Die Grabbeigaben Tutanchamuns sind auf den zwei berühmtesten Luxuslinern der Zeit untergebracht und auf dem Weg zu einer Ausstellung in New York. Mimi soll auf der "Queen Mary" nach dem Rechten sehen, Floyd und Blend auf der "Queen Elisabeth". Schnell kristallisieren sich für die alte Dame einige Verdächtige heraus, doch wie ihnen den geplanten Diebstahl beweisen?

Im Schatten der Stonehenge
Im Nachbarhaus von Mimi Rutherfurt durchbrechen zwei Schüsse die Nacht. Mimi eilt hinüber und findet das Lehrerehepaar blutüberströmt in seinem Ehebett vor. Noch in derselben Nacht findet die Polizei auch den Sohn der beiden in einem Gartenhaus unweit des ersten Tatorts. In beiden Fällen entdeckt man ein mit Blut gezeichnetes Pentagramm. Sind die Druiden des nahen Stonehenge bei ihrem Fest der "Wiederkehr der Vögel" in der vergangenen Nacht zu einem Rachefeldzug ausgezogen oder haben gar Teufelsanbeter ihre Hände im Spiel? Mimi Rutherfurt kommt zu ganz anderen Schlüssen als die Polizei.

Titel und Coverbilder verorten diese Geschichten direkt bei einem äußerst berühmten Vorbild: Es handelt sich um Dame Margaret Rutherford. Die Schauspielerin wurde vor allem durch ihre Rolle als Miss Marple weltbekannt. Diese vier Filme nehmen Geschichten von Agatha Christie auf und machen daraus überaus vergnügliche Kriminalstorys. Nun "wagen" es die für das Layout Verantwortlichen nicht nur, diese Schauspielerin auf den Covern der Hörspiele abzubilden, sondern gleich auch noch ihren Namen, wenn auch verballhornt, der Ermittlerin zu geben, die auch noch wie eine exakte Kopie charakterisiert wird. Doch nicht nur das, die Geschichten wimmeln nur so vor Anspielungen auf die berühmten Vorbilder.

Ist es klug, sich einem Kultfilm und einer unerreicht grandiosen Schauspielerin so überdeutlich zu nähern, ja, anzubiedern? Ist es ein Wagnis, sich und sein Werk dem direkten Vergleich auszusetzen, respektive ihn durch Layout, Namen und Inhalt herauszufordern?

Nein, ist es nicht. Zumindest nicht, wenn die Geschichten so voller Logikfehler, bar jeglicher Atmosphäre und dermaßen langweilig sind, dass man schon nach Der Todesengel von Salisbury am liebsten diese "Collection I" in die Tonne werfen würde! Und wer auch noch die zweite Geschichte aushält, wird vom Regen in die Traufe geraten. Die Geschichte ist fast noch blöder, unlogischer und sinnentleerter als die erste. Doch selbst wenn man bereits die Niagarafälle herabgestürzt ist, es geht immer noch bergab. Nämlich unter die Wasseroberfläche. Oder, um den Inhalt der Geschichte abzukupfern, in den Bauch der "Queen Mary". Oder besser noch, in ihre Gedärme. Man kann kaum aufzählen, wie viele Ungereimtheiten in dieser hanebüchenen Geschichte vorkommen. Allein die Tatsache, dass eine alte Lady innerhalb kürzester Zeit alle Räumlichkeiten dieses Schiffes begehen kann, ist Beweis genug. Und dass jemand behaupten kann, der Museumsschatz könne sich nicht an Bord befinden, weil er alles untersucht habe, grenzt an Irrsinn.

Und, wie um jeden Kritiker eines Besseren zu belehren: Es gibt noch eine Steigerung. Nach unten. Denn ernst kann man die Geschichte rund um Stonehenge, Druiden und Pentagramme wirklich nicht nehmen. Wenn wenigstens Stil und Sprecherleistung von dem Desaster ablenken würden - leider aber geht es einfach nur behäbig zu, unlustig und allenfalls einschläfernd.

Bliebe noch ein Wort zu den Sprechern. Die Mischung aus Profis und Laien mag bei vielen Rollen sinnvoll und notwendig sein, doch dem Hörer kommt dies nicht entgegen. Es ist einfach nur anstrengend, wenn zwischen professionell vorgetragenen Rollen immer wieder dröge Ableser und Nichtskönner zu hören sind.

Nein, der Maritim-Verlag tut sich keinen Gefallen mit der Veröffentlichung dieser Collection. So viel geballten Schwachsinn kann man kaum ertragen. Und die fast zwanzig Euro sind für diese vier Hörspiele ungefähr dreißig Euro zu viel. Schmerzensgeld inklusive. Und wer ganz leise ist, sein Ohr zum Boden neigt und sich sehr konzentriert, wird Margaret Rutherford hören können - wie sie in ihrem Sarg rotiert.

Stefan Erlemann



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