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 Tokyo Godfathers


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Gin, ein alternder Mann, der durch seine Spielschulden und Alkoholsucht auf der Straße landete, Hana, ein Transvestit, der versuchte, als Frau in der Homosexuellen-Szene zu existieren und scheiterte, und Miyuki, ein junges Mädchen, das von zu Hause fortgelaufen ist, weil es im Streit seinen Vater niedergestochen hat, streiten sich. Sie leben zwar zusammen in einer kleinen, mit Plastikfolie geschützten Bretterbude, lassen aber ihre eigenen Ängste und Niederlagen an den anderen Beiden aus. Da hören sie ein lautes Schreien. Sie suchen im Müll nach der Ursache und finden einen Säugling, der offensichtlich ausgesetzt wurde.
Hana beschließt, die Mutter des Säuglings zu sein. Obwohl Miyuki und Gin sie für verrückt erklären, lässt sie sich von ihrem Plan nicht abbringen. Da am nächsten Tag Weihnachten ist, sieht sie das Baby als Geschenk Gottes, das sie nicht ablehnen kann.
Gin und Miyuki reden ihr ins Gewissen und die drei Obdachlosen beschließen, die Mutter des Babys zu finden und zu klären, warum sie es ausgesetzt hat. Eine Odyssee durch die schneebedeckten Straßen Tokios beginnt.

Im November 2005 kam dieser japanische Anime in die Kinos und wurde weltweit ein recht großer Erfolg. Im Gefolge der Meisterwerke dieses Genres - wichtigste Vertreter der letzten Jahre sind "Chihiro und die Reise ins Zauberland" und "Ghost in the Shell 2: Innocence" - wirkt dieser Zeichentrickfilm eher misslungen. Der Zeichenstil ist bieder und wenig aufregend. Einfache Kulissen, monotone Farbgebung und hässliche Personen sind seine "Markenzeichen". Auch die Musik und die eingesetzten Sprecher sind nur Mittelmaß.
Dennoch entwickelt der Film einen ganz eigentümlichen Charme. Im Gegensatz zur Masse der Anime aus Japan nimmt er seinen Ausgangspunkt in der realen Welt und erzählt eine Geschichte aus dem Blickwinkel dreier Obdachloser. Die Gesellschaftskritik ist zwar nur sehr rudimentär angedeutet - die Menschen sind einzig durch eigene Schuld in ihre ausweglose Lage geraten -, aber ohne Pathos und moralischen Zeigefinger wird ihre Situation geschildert. Auch Überfälle Jugendlicher auf Obdachlose werden thematisiert und in ihrer Gnadenlosigkeit dargelegt.
Entscheidend für den Erfolg und die Wirkung des Films aber ist die Charakterzeichnung der drei Hauptpersonen. Ihr Schicksal, ihr unbeugsamer Wille glücklich zu werden und ihre Hoffnung, alles zum Besseren wenden zu können, ist beeindruckend in Szene gesetzt. Leider verpuffen diese gute Idee und die interessante Szenerie in einer Fülle an Zufällen, Ungereimtheiten und Unzulänglichkeiten. Wie ein Wunder wirkt die glückliche Wendung am Ende des Films. Alle, wirklich alle Menschen sind am Ende glücklich und zufrieden, kein Schicksal, keine ausweglose Lage - Friede, Freude, Eierkuchen.
Das ist sehr schade, entwickelte der Film doch eine Eigenständigkeit, die man in Anbetracht von Konzept, Zeichnungen und Protagonisten nicht erwartet hatte. Am Ende fühlt man sich wie in einem Märchen, das die Realität ad absurdum führt und gar zu unwahrscheinlich ist.

Fazit: Hässliche Zeichnungen, mäßige Musik und allzu märchenhaft-glückliche Wendungen lassen das Gefühl für Realität, die der Film doch so ausdrücklich zu seinem Thema macht, vermissen. Dennoch macht die Geschichte Spaß. Sie entwickelt immer dann Brillanz und Spannung, wenn sie sich einzig und allein auf ihre drei Hauptpersonen einlässt und deren Schicksal in den Mittelpunkt stellt. Leider tut dies der Film viel zu selten und nicht konsequent genug.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2006 | FSK: 12 | ISBN: B00070Q5YI | Laufzeit: 88 Minuten | Originaltitel: Tokyo Godfathers | Preis: 9,97 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Japanisch

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