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BattleTech - Romane zu einem der beliebtesten Tabletop-Spiele

Das Tabletop-Spiel Battletech gehört seit mittlerweile 21 Jahren zu einer festen Größe im Sektor der phantastischen Spiele. So war es nur eine Frage der Zeit, bis FASA Romane zu einer seiner erfolgreichsten Eigenproduktionen herausgab.

Feuer frei!
Die ersten drei Romane waren Action pur! Die Fans des Spiels wollten Beschreibungen spannender Mech-Duelle und Autor William H. Keith jr. gab sie ihnen. Dennoch legte die "Gray Death"-Trilogie den Grundstein für die Zukunft der BT-Geschichte, denn die namensgebende Söldnereinheit der Gray Death Legion entdeckte in diesen Romanen eine vergessene Sternenbundbasis, deren Hauptrechner Daten zur Rekonstruktion von Sternenbund-Technologie enthielt, was die Innere Sphäre bedeutend verändern sollte.

Politik in Space
Ardath Mayhars "Das Schwert und der Dolch" schlug als Folgeroman schon eine andere Richtung ein. Der Fokus verschob sich von den BattleMech-Kämpfen hin zu politischen Intrigen, die zwischen den fünf Häusern der Nachfolgestaaten gesponnen wurden. Für die folgenden drei Romane wurde der etablierte Rollenspielautor Michael A. Stackpole, zu dem in diesem Magazin ein separates Autorenporträt enthalten ist, von den FASA-Bossen verpflichtet. Die Warrior-Trilogie griff den Plot von Ardath Mayhars Vorgängerroman auf und ließ ihn in den vierten Nachfolgekrieg münden, einen Konflikt, der die ganze Innere Sphäre betreffen sollte. Vielen bekannten Figuren des BattleTech-Universums wurde in diesen Romanen erstmals glaubhaftes Leben eingehaucht. Für Michael A. Stackpole bedeuteten diese Romane nicht nur einen ersten großen Erfolg in einem Spieleuniversum, sondern auch den Aufstieg zum Hauptromanautor von BattleTech.

Bushido
"Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten, wie sich ein Laserstrahl durch Panzerplatten schneidet." Diese Weisheit stammt von Robert N. Charette, dem Autor der folgenden zwei BattleTech-Romane. Nachdem Stackpole den vierten Nachfolgekrieg größtenteils aus der Sicht der Häuser Davion und Steiner geschildert hatte, nahm sich Charette "dem Feind" an und verfasste "Wölfe an der Grenze" und Der Erbe des Drachen". Beide befassten sich mit Haus Kurita, dem größten Konkurrenten der Vereinigten Sonnen. Dies ist an sich noch nichts Ungewöhnliches, aber Charette gelang es, das bei Fans verhasste Kurita, darunter insbesondere den Thronerben Theodore, als Sympathieträger der Romane darzustellen und erstmals das japanische Erbe des Draconis-Kombinat objektiv zu beleuchten.

Gefahr aus den Tiefen des Alls
Nach Charettes zwei Romanen geschah etwas sehr Ungewöhnliches mit dem Spiel BattleTech. Nachdem zu allen fünf Nachfolgestaaten Quellenbände erschienen und die Geschichte etabliert war, versetzten seine Macher das BattleTech-Universum zwanzig Jahre in die Zukunft, und eine Bedrohung von außerhalb der Inneren Sphäre tauchte auf: die Clans. Als Erben des exilierten Sternenbundgenerals Kerensky kehrten Angehörige einer fremden Zivilisation zurück, um Terra, die Wiege der Menschheit, zu erobern und die Innere Sphäre von ihrem Barbarentum zu erlösen. Michael A. Stackpole lieferte mit der "Blut der Kerensky"-Trilogie erneut einen drei Bände umfassenden Roman-Zyklus ab und etablierte sich damit endgültig als oberster Chronist der Ereignisse des BattleTech-Universums. Und wie schon zuvor nach der Warrior-Trilogie nahm auch hier ein weiterer Autor den Faden auf und gab den Feinden eine Identität: Mit der Jade-Phönix-Trilogie beleuchtete Robert Thurston die Clangesellschaft anhand seiner Protagonistin, einer Kriegerin des Clans Jade Falke.

Und die Jahre vergehen ...
Nachdem am Ende der "Blut der Kerensky"-Trilogie ein vorübergehender Status Quo zwischen Clans und Innerer Sphäre erreicht war, erschienen fortan auch Romane, die abseits der großen Kriegsschauplätze spielten und das Schicksal einzelner Einheiten näher beleuchteten. Eingerahmt wurden diese Erzählungen von der langsam fortschreitenden Handlung der BattleTech-Zeitlinie, wie immer beschrieben von Michael A. Stackpole. Leider beschränkten sich diese Geschichten im Wesentlichen auf Action und den Kampf der BattleMechs, wie zu Beginn bereits die "Gray Death"-Trilogie. Wirklich herausragende Romane fand man selten.

Aufschwung
Dies war auch den BattleTech-Machern bewusst, woraufhin man ein neues Großprojekt aus der Taufe hob, das der eingefahrenen Romanreihe neuen Schwung verleihen sollte: die Gründung eines neuen Sternenbundes und der Sieg über die Clans. Die "Twilight of the Clans"-Reihe war ein fulminanter Achtteiler, der von mehreren Autoren, unter anderem Blaine Pardoe, Robert Thurston und natürlich Michael A. Stackpole, verfasst wurde. Es schien, als sei mit diesem Epos neuer Wind in die BattleTech-Romanreihe gekommen, denn auch die beiden Folgeromane, ein Zweiteiler aus der Feder Loren Colemans, fanden bei den Fans großen Anklang. Zum ersten Mal nahm sich ein Autor der stets stiefmütterlich behandelten Konföderation Capella an und schaffte es, die Angehörigen des Hauses Liao zu mehr als nur gefährlichen Psychopathen zu machen.

Der langsame Tod
Leider konnte diese Entwicklung nicht beibehalten werden. Es begann damit, dass Michael A. Stackpole seinen Dienst als BattleTech-Hauptautor kündigte. Aus Stackpoles Sichtweise war dieser Schritt nachzuvollziehen, konnte er als hauptberuflicher Autor doch nicht von dem kargen Gehalt leben, das ihm seine BattleTech-Romane einbrachten, zudem schienen noch Rechnungen auszustehen, die man mit ihm nicht beglichen hatte. So übernahm Loren Coleman das Amt des Hauptautors und die Romanreihe steuerte auf den nächsten vermeintlichen Höhepunkt zu: den Bürgerkrieg zwischen den Häusern Davion und Steiner. Doch schon bald wurde klar, dass ohne Stackpole die Luft raus war. Obwohl Coleman kein schlechter Autor war, konnte er ihm nicht das Wasser reichen. Es kam, wie es kommen musste: Die Reihe schleppte sich bis zum Ende des Bürgerkrieges hin, um danach einen unrühmlichen Tod zu sterben. Dies lag jedoch nicht alleine an der nachlassenden Qualität der Romane, sondern auch daran, dass FASA sein langjähriges Zugpferd BattleTech für einen weiteren Neustart vorbereitete.

MechWarrior: Dark Age
"MechWarrior: Dark Age" führte nach einem Zeitsprung von etwa achtzig Jahren in eine bis zur Unkenntlichkeit veränderte Innere Sphäre. Mit dem neuen Hintergrund einher kam auch ein komplett neues Spiel, das sich an dem Spielprinzip von Tabletops Mage Knight orientierte. Auch Michael A. Stackpole konnte wieder zur Teilnahme an dem neuen Projekt überredet werden, doch war "MechWarrior: Dark Age" bislang nicht der Erfolg beschieden, der BattleTech einst den Status gebracht hat, den es heute genießt.

Classic BattleTech
Das alte BattleTech schien einen stillen Tod zu sterben, doch dann gründete FanPro mit FanPro LLC ein internationales Ablegerunternehmen und begann erneut damit, unter dem Namen "Classic BattleTech" Romane zu veröffentlichen. Da diese bislang nur auf Deutsch erscheinen, bieten sie auch jungen und unbekannten Autoren eine Möglichkeit zur Veröffentlichung. Im Gegensatz zu den Spielhilfen wird derzeit aber nicht die Geschichte der Inneren Sphäre fortgeschrieben. Es handelt sich vielmehr um historische Romane, die in der Zeit vor dem Vierten Nachfolgekrieg spielen. Selbst der BattleTech-Übersetzer Reinhold H. Mai hat bereits mit "Die Albatross-Akte" einen eigenen Roman beigesteuert.

Was bringt die Zukunft?
Zu "MechWarrior: Dark Ages" erscheinen regelmäßig neue Romane, auch die "Classic BattleTech"-Reihe wird weiter verfolgt. Klassiker wir Stackpoles frühe Romane oder ein großes Projekt in der Art von "Twilight of the Clans" sind derzeit nicht in Sicht. Pessimisten würden sagen, die goldene Zeit der BattleTech-Romane sei vorbei. Optimisten würden sagen, es handelt sich nur um eine kurze Phase der Schwäche. Was stimmt, wird die Zukunft zeigen.

Markus Goedecke