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 Warriors - Die großen Kriegsherren

Von Attila bis Napoleon


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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Alle Epochen der Weltgeschichte haben große, entsetzliche Kriege gekannt, und mit solchen Kriegen sind unabdingbar die Namen berühmter, nicht selten auch berüchtigter Feldherren verknüpft.
Sechs solcher Krieger von der Antike bis zur Neuzeit werden im vorliegenden Buch porträtiert. Den Anfang macht, anders als im Untertitel suggeriert, kein anderer als Spartakus, der Gladiator und Sklave, dem es gelang, zwei Jahre lang Rom in Angst und Schrecken zu versetzen, ehe er, Opfer der Zügellosigkeit und Habgier seiner schließlich ziemlich bunt zusammengewürfelten Truppe, auf schreckliche Weise unterging.
Attila, ein "Sargnagel" des römischen Imperiums, ist Protagonist des zweiten Kapitels. Der Autor räumt mit einigen Mythen rund um den gefürchteten Hunnenkönig auf, zeigt aber zugleich, dass Attila es vermochte, den Fortgang der Geschichte tief zu beeinflussen.
Richard Löwenherz schließlich bewies seine Genialität als Kriegsherr beim Kreuzzug - und wurde ein ums andere Mal von seinen Verbündeten hintergangen, während sein Bruder zu Hause in England versuchte, ihn vom Thron zu stürzen.
Um Cortés, den Totengräber des gewaltigen Aztekenreichs, geht es im nächsten Kapitel.
Weniger bekannt, außer vielleicht für Leser von Clavells Roman "Shogun", dürfte im Westen Tokugawa Ieyasu sein, jener fettleibige Mann, der durch höchst geschickte Strippenzieherei, umsichtiges Paktieren und militärisches Geschick zum Shogun wurde.
Auf ihn folgt, vielleicht nicht unerwartet, Napoleon, einige Jahrzehnte lang der Alptraum Europas, treffend charakterisiert durch den Untertitel seines Kapitels: "Begnadeter Taktiker und militärisches Genie".
Abgeschlossen wird das Buch durch einen Essay zur Psyche des "Kriegers".

Die Auswahl der bedeutenden Kriegsherren, deren Porträts der Autor entwirft, wurde gut getroffen, auch wenn dem Leser manche interessante Figur aus diesem Sektor fehlen mag, so zum Beispiel Alexander der Große oder Cäsar, deren Kriege bekanntlich beträchtlichen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nahmen. Dass hingegen Spartakus in diesem Buch auftritt, mag manchen Leser erstaunen: Der kluge und kühne Gladiator behinderte Rom zwar massiv und kostete zahlreiche Römer das Leben, doch prägte er die Geschichte nicht einschneidend.
Attila, die geschmähte "Gottesgeißel", tritt hingegen als der geschickte Paktierer auf, der er mit Sicherheit war, und der Autor versteht es auch, dessen Begabungen, aber auch Schwächen und Glück auf dem Schlachtfeld aufzuzeigen. Als Feldherr und Belagerer mutig und geschickt, hätte die nächste im Buch vorgestellte Figur, Richard Löwenherz, womöglich einem Kreuzzug eine interessante Wendung geben können, hätten ihn nicht die nur offiziell verbündeten Franzosen und sein Bruder im Stich gelassen.
Cortés erstaunt durch Goldgier, Verschlagenheit und Unverschämtheit, während Tokugawa Ieyasu durch sein Talent, jahrzehntelang mit eisernen Nerven Bündnisse zu schmieden und umzuschmieden, und überraschend auch durch militärische Fähigkeiten brilliert.
Napoleon spielt, was Opferzahlen angeht, in einer eigenen Liga. Im vorliegenden Buch geht es vor allem um die von ihm als Erstes gewonnene Schlacht um die Stadt Toulon während der Jakobinerherrschaft, die Napoleons Geschick klar erkennen lässt.
Am Anfang jedes Kapitels wird der Leser über die historische Bedeutung des jeweiligen Protagonisten informiert; Unterkapitel beinhalten Ausführungen zur Biografie, vor allem jedoch zum Verlauf der wesentlichen Schlachten des porträtierten Helden, und sei es nur eine einzelne. Der Stil erweist sich trotz inhaltlicher Dichte als angenehm und für ein Sachbuch packend.
Nach den sechs Biografien findet man ein Kapitel zur Psychologie des "Kriegers", womit insbesondere Heerführer gemeint sind, jene also, die Verantwortung tragen und gegebenenfalls im Hintergrund Strippen ziehen. Detailliert und differenziert stellt der Autor Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken und Wesen seiner sechs Protagonisten einander gegenüber und sich selbst der Frage, ob es eine typische Krieger-Psyche gibt.
Das apart aufgemachte Buch enthält übrigens zwei Blöcke mit zumeist farbigen Abbildungen, die anzusehen sich definitiv lohnt.
Ein spannendes Buch über Umbrüche in der Geschichte und vor allem die Psyche jener, die solche Umbrüche herbeiführten oder geschickt für sich nutzten.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. Mai 2008 | ISBN: 9783821873060 | Originaltitel: Heroes & Villains - Inside the Minds of the Greatest Warriors in History | Preis: 19,95 Euro | 376 Seiten | Sprache: Deutsch

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