Media-Mania.de

 Eine Woche voller Samstage

Autoren: Paul Maar
Verlag: Oetinger

Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Der etwas ängstliche Herr Taschenbier wird auf dem Markt wie immer übersehen. Niemand nimmt von ihm Notiz, alle Anderen drängeln sich vor und kaufen am Gemüsestand ein. Ihm bleiben zuletzt nur noch die Reste. Aber das ist er ja gewohnt, er ist zurückhaltend. Doch heute ist alles anders. Denn, auch wenn er es noch nicht weiß: Die vergangene Woche war perfekt:
Am Sonntag schien die Sonne, am Montag kam sein Freund Herr Mon zu Besuch, am Dienstag hatte Herr Taschenbier Dienst und am Mittwoch war die Mitte der Woche. Am Donnerstag gab es Donner - Herr Taschenbier fiel vor Schreck sogar aus dem Bett - und am Freitag lief im Büro so einiges schief und er bekam überraschend frei. Und heute, an einem Samstag, kommt es demzufolge: Das Sams!
Die Menschen auf dem Markt wundern sich sehr über das kleine, seltsame, rüsselnasige Wesen mit den roten Stachelhaaren, das da auf dem Boden hockt. Herr Taschenbier sagt, ohne weiter zu überlegen, dass das ein Sams wäre und nimmt es mit. Hätte er gewusst, dass das Sams sein ganzes Leben umkrempeln würde, er wäre an diesem Samstag sicher nicht aufgestanden - später änderte er seine Meinung, aber bis dahin wurde es eine schwere Zeit für Herr Taschenbier, denn das Sams ist das Gegenteil von ihm: Immer frech, nie verlegen, aufessend, was ihm in die Finger kommt (auch Teller und Papierkörbe), immer die Wahrheit sagend und vor allem, wortwörtlich das machend, was die Menschen nun wirklich nicht meinen. So sollte man sich nicht einfach nur viel Geld wünschen - man bekommt dann entweder sehr viele verschiedene Währungen oder gar einen Wäschekorb voller kleiner Münzen.
Obwohl Herr Taschenbier zunächst alles versucht, das Sams wieder loszuwerden, kommt es immer wieder, sagt: "Papa" zu ihm und scheint ihn wirklich zu mögen. Es hilft ihm, seinem Chef zu widerstehen, nimmt ihm die Angst vor seiner Vermieterin, Frau Rotkohl und macht allmählich einen mutigen, selbstbewussten Menschen aus ihm.

Das durch die Verfilmung berühmt gewordene Kinderbuch von Paul Maar ist ein schönes Vorlese-Buch für fünf bis siebenjährige (natürlich auch schön zum Lesenlernen, dafür aber etwas lang und kompliziert). Der subversive Charakter des Sams gefällt sofort und der brave, ängstliche Herr Taschenbier, der in seiner Hilflosigkeit Beschützerinstinkte wachruft, eignet sich vortrefflich, um zu zeigen, das jeder Mensch sein Leben in die Hand nehmen kann und auch ohne Wunschmaschine glücklich werden kann - er muss sich nur "was trauen".
Dafür aber braucht es das Sams, oder im übertragenen Sinne den Willen, seine eigenen Wünsche zu verwirklichen. Die Herausbildung dieses eigenen Willens wird von den Zuhörenden und Lesenden immer deutlicher als das eigentliche Ziel der Geschichte wahrgenommen.

Dieses "Ich will" ist der Kern der Entwicklung des Herrn Taschenbier, der, wie so viele Menschen, macht, was man von ihm verlangt, bis er - vom Sams - angehalten wird, seiner eigenen, inneren Stimme wenigstens einmal zuzuhören und gelegentlich zu tun, was sie verlangt. Und das immer öfter, bis er sich selbstbewusst durchsetzen kann!
Kindern diese Buch vorzulesen macht sehr viel Spaß, aber auch Erwachsene werden sich an dieser erfrischend anders erzählten Geschichte erfreuen!
Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und muss die Folgebände auch noch kaufen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 1980 | ISBN: 9783789119521 | Preis: 9,90 Euro | 137 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Mächtiger SamstagEinmal rund ums ganze JahrDer verborgene SchatzKlabautermann an BordDie große Sams-Hörspielbox