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 Die Shakespeare-Morde

Autoren: Jennifer Lee Carrell
Übersetzer: Sophie Zeitz
Verlag: List

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als Kate Stanley die akademische Welt von Harvard verlässt, um am Theater als Regisseurin zu arbeiten, entsteht ein tiefer Bruch mit ihrer Mentorin Rosalind Howard, genannt Ros. So ist Kate überrascht, als Ros am 29. Juni 2004 plötzlich im Globe-Theatre in London auftaucht, Kates Proben zu Hamlet stört und erzählt, sie bräuchte Kates Hilfe. Alte Kränkungen sorgen dafür, dass Kate Ros nicht anhört. Aber sie nimmt ein Geschenk von ihr an und stimmt einem späteren Treffen zu - zu dem Ros nicht kommen wird. An selben Abend wird die Leiche von Professor Rosalind Howard im brennenden Globe gefunden - vierhundert Jahre, nachdem schon mal ein Brand das Theater zerstörte und einem Mädchen das Leben kostete.
Zusammen mir Sir Henry, einer alten Theatergröße, öffnet Kate Ros’ Geschenk. Es enthält eine Brosche in Erinnerung an Hamlets Ophelia und eine kleine Karteikarte, die Kate auf die Spur von Ros’ Rätsel führen soll.
Von nun an versucht Kate der Polizei zu entkommen, die sie unter Beobachtung haben möchte, und jagt dabei den Spuren von Ros’ kleiner Schatzsuche hinterher. Gefolgt von einem geheimnisvollen Mann, der weder vor Mord noch vor Brandstiftung zurückschreckt, um sein Ziel zu erreichen: vor Kate den Schatz zu finden.
Aber was könnte an einem verlorenen Stück von Shakespeare so bedeutend sein, dass dafür so viel geopfert wird? Geht es nur um Geld, oder um ein anderes Rätsel?

Schatzsuchen mit Hilfe von verborgenen Hinweisen sind spätestens seit Dan Browns DaVinci Code äußerst populär. Jennifer Lee Carrell bedient sich dieses Themas, ohne aber auf die christliche Mythologie zurückzugreifen. Dabei ist Shakespeare ein würdiger Ersatz, denn wie man in dem Roman erfahren kann, gibt es auch um den Barden aus Stradford genug Rätsel und Ungereimtheiten, die sich prächtig für eine solche Hinweissuche eignen. Zudem ist für viele Gelehrte und Anhänger auch Shakespeare beinahe zu einer Religion geworden, für die man gerne seine Glaubenskriege austrägt. So lässt Carrell Kate auf der Suche nach einem Manuskript schnell in den Streit um die wahre Identität des Dichters rutschen, der dann auch einen wichtigen Teil der Rätsel einnehmen wird.
Die Suche nach den Informationen wird dabei zunächst erstaunlich akkurat und genau geschildert. Lange Zeit kann man als Leser hier wissenschaftliche Arbeit im Zeitraffer verfolgen. Erst später wird dann auf glückliche Zufälle und spontane Entscheidungen zurückgegriffen, dabei jedoch doch nie allzu sehr übertrieben.
Ein gelungener Schachzug sind auch die Rückblenden in die Zeit von Shakespeare, die sich im Prolog und in den Zwischenspielen finden. Hier kann der Leser einige Hintergrundinformationen bekommen, die Kate verwehrt bleiben. Allerdings werden nicht alle der hier angesprochenen Handlungsfäden bis zum Schluss geklärt. Wahrscheinlich wollte sich die Autorin noch Stoff für eine Fortsetzung aufheben.

Der Stil des Buches ist flüssig und spannend, die kurzen Kapitel tun ein Übriges, um den Leser bei der Stange zu halten. So fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Allerdings kann das Ende nicht vollständig überzeugen. Der Showdown in einer Höhle ist dann doch etwas verworren und übertrieben geraten. Hier war wohl eher Hollywood als Dan Brown das Vorbild. Ansonsten weist das Buch keinen einzigen Anfängerfehler auf, den man in Debütromanen sonst findet. Man könnte höchstens bemängeln, dass die Morde trotz ihrer Grausamkeit den Leser relativ kalt lassen. Wenn man das Buch aber eher als Abenteuerroman oder Krimi denn als Thriller liest, ist auch dies verzeihlich.

Schließlich gibt es einige geschickte und überraschende Wendungen und die Suche nach dem Manuskript ist nie unglaubwürdig dargestellt, wenn auch ein großer Teil des Romans in Amerika spielt und nicht in Shakespeares Heimat England. Auch die Charaktere sind der Autorin gelungen. Kate, die die Geschichte bis auf die Zwischenspiele aus der Ich-Perspektive erzählt, trägt die Geschichte gut und auch die Nebencharaktere sind sympathisch geraten, allen voran Sir Henry.

Wer am Ende des Roman noch etwas zu seiner Entstehungsgeschichte und den im Buch angesprochen Fakten wissen möchte, dem gibt die Autorin in ihrem Nachwort ein paar interessante Informationen.

"Die Shakespeare-Morde" ist ein beeindruckender Erstlingsroman, der spannende Unterhaltung verspricht und nebenbei einen interessanten Einblick in Shakespeares Welt vermittelt.


Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783471350010 | Originaltitel: Interred with Their Bones | Preis: 19,90 Euro | 464 Seiten | Sprache: Deutsch

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