Dean Koontz’ Roman "Intensitiy", der 2008 von Heyne neu aufgelegt wurde, stammt ursprünglich aus dem Jahr 1996 und fand erstmals 1998 seinen Weg auf den deutschen Markt. Die vorliegende Ausgabe wurde von Uwe Anton aus dem Amerikanischen übersetzt.

Chyna Shepards Kindheit war alles andere als wohlbehalten und schön. Ihre Mutter war gewalttätig und lieblos, ihre diversen Stiefväter arbeitslos, brutal, drogenabhängig oder Schlimmeres. Chyna hat von ihrer Mutter nie erfahren, was liebevolle Zuwendung und freundschaftliches Vertrauen bedeuten. Erst, als sie die lebenslustige Laura im Psychologiestudium an der Universität kennenlernt, kann sie zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Schutzpanzer etwas ablegen und sich jemandem öffnen.
An einem Wochenende nimmt Laura Chyna mit zu einem Besuch bei ihren Eltern, schließlich sollen die ihre beste Freundin einmal kennenlernen. Chyna fühlt sich in der harmonischen Familie sofort geborgen und gut aufgehoben. Doch als die Nacht über das einsam auf dem Land gelegene Familienanwesen hereinbricht, zieht das nackte Grauen in Chynas Leben ein. Ein Fremder verschafft sich Zutritt ins Haus und tötet Lauras Eltern sowie ihren Bruder und dessen Frau.
Chyna kann dem psychopathischen Mörder, dem es offenbar um die Intensität der Empfindungen beim Töten geht, entkommen und will ihre Freundin Laura retten, muss jedoch feststellen, dass der Verrückte sie in seinen Wohnwagen geschleppt hat. Obwohl Chyna Todesangst verspürt, will sie ihrer Freundin helfen. Doch dafür muss sie sich dem Psychopathen stellen - und damit dem puren Bösen …

Schon auf den ersten fünfzig Seiten des Romans werden Filmkundige staunen: Das liest sich ja ganz genau wie eine niedergeschriebene Version des Films "High Tension" - im französischen Original "Haute Tension" - aus dem Jahr 2003! Tatsächlich handelt es sich bei "Intensity" um ein eigenständiges Werk, das Jahre vor dem Film entstanden ist und das scheinbar als Vorlage zu dem Horrorthriller aus Frankreich diente. Offiziell handelt es sich bei "High Tension" allerdings weder um eine Romanverfilmung noch wurde bestätigt, dass der Film seine Ideen aus diesem Buch hat, wenngleich die Ereignisse teilweise verblüffend identisch sind, vor allem in der ersten Hälfte des Romans. Im weiteren Verlauf nehmen Buch und Film jedoch andere Wendungen, sodass auch Kennern von "High Tension" nicht der Spaß am Lesen getrübt wird.
Der ungleiche Kampf zwischen dem psychopathischen Mörder und der tapferen Chyna lässt den Leser mitfiebern und Seite für Seite verschlingen, auch wenn man hin und wieder Chynas Handlungen in Frage stellt, speziell im zweiten Drittel des Romans. Andererseits wird durch das Handeln der Protagonistin immer wieder genug Zündstoff für weitere spannungsreiche Momente integriert; hier beschreitet Koontz einen insgesamt recht ausbalancierten Weg zwischen Glaubwürdigkeit und Ereigniskonstruktion zum Ausreizen der Spannung. Als Bettlektüre ist der Roman vor allem zartbesaiteten Lesern nicht zu empfehlen, sonst stehen sicherlich schlaflose Nächte bevor.
Zwischendurch gibt es ein paar Längen, etwa wenn Chyna häufig an ihre Kindheit zurückdenkt; sind diese Passagen zu Beginn noch notwendig, um die Protagonistin hinreichend zu charakterisieren, blähen sie später den Roman unnötig auf.

Dean Koontz liefert mit "Intensity" ein spannendes und wortwörtlich intensives Lesevergnügen, das Zartbesaiteten nicht empfohlen werden kann. Sowohl Fans von Thrill- als auch von Ekelszenen werden hier bestens bedient, wenngleich das Hauptaugenmerk auf der durchdringenden Spannung liegt. Und wer Lust bekommen hat, die echte Verfilmung des Romans - allerdings ein TV-Film - zu sehen, kann sich auf "Scrubs"-Darsteller John C. McGinley als kranken Peiniger freuen.