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Surna, ein Magistrat aus Zamora, der Stadt der Diebe, ist tot. Ein Erzmagier wartet in der Krypta des Tempels auf das Lebenselixier, das den Verstorbenen wieder ins Leben zurückholen kann. Doch es wurde gestohlen, von einem Cimmerer und dessen Begleitern - ein Cimmerer namens Conan.
Mit diesen Szenen beginnt ein weiteres Kapitel der "Nemedischen Chroniken", welche die Lebensgeschichte des cimmerischen Barbaren Conan erzählen. Sie bilden die Rahmenhandlung der vorliegenden Comicreihe um Conan, den Barbaren. Nachdem die letzten beiden Bände 5 und 6 von anderen Abenteuern des Cimmerers erzählt haben, kehrt die Reihe mit "Der rote Priester und andere Geschichten" wieder zu der von Kurt Busiek ersonnenen verknüpfenden Erzählung zurück. Zwar begegnet der Leser diesmal nicht dem Prinzen und seinem Wesir, welche die Titel gebenden "Nemedischen Chroniken" studieren, doch setzt die Handlung dort ein, wo sie am Ende des vierten Bandes geendet hat: Conan und seine beiden Begleiter Nestor und Jiara haben Zamora verlassen und reisen die Straße der Könige entlang. Um an Gold zu gelangen, verdingen sie sich erneut als Diebe, doch dabei geraten sie mit der Obrigkeit in Konflikt. Conan schließlich führt sein Weg in das Haus des roten Priesters, wo ein neuer unbekannter Schrecken auf ihn wartet.
Die Geschichte um den Roten Priester ist eine Original-Erzählung aus der Feder Robert E. Howards mit dem Titel "Rouges in the House", die erstmals im Jahr 1934 erschien. Wie bei den vorangegangenen Vorlagen ist es auch hier erstaunlich, mit welcher Detailtreue sie in die Chronologie und den Kontext zu anderen bereits adaptierten Geschichten Howards eingefügt wurde. Diesmal ist es allerdings nicht mehr Kurt Busiek, der sich als Autor verantwortlich zeichnet, sondern sein Nachfolger Timothy Truman, der die "Nemedischen Chroniken" jedoch im Sinne Busieks fortführt. Als Zeichner ist weiterhin Cary Nord tätig, dessen Arbeiten mit jedem weiteren Band besser zu werden scheinen. Da sich die Geschichte des roten Priesters größtenteils in einem Haus abspielt, konnte sich Nord dieses Mal vor allem mit Schattenwürfen und Steinstrukturen als Hintergrundelementen austoben, was ihm meisterhaft gelungen ist.
Abschließend seien noch ein paar Worte zu der Darstellung von Gewalt und Erotik in diesem Band verloren: Wer Howards Geschichten kennt, wird wissen, dass Conans Abenteuer in einer düsteren, vorsintflutlichen Welt spielen, in der dunkle Mächte ihr Unwesen treiben. Möchte man den Geist der Original-Erzählungen einfangen, lässt es sich nicht vermeiden, dass auch gewisse Grausamkeiten visuell dargestellt werden. Es fließt Blut in diesen Comics und dies teilweise nicht gerade wenig. Die Gewalt folgt allerdings keinem Selbstzweck, sondern ist Teil der Erzählung. Für diese Reihe wird daher ein Lesepublikum mit einer gewissen Reife vorausgesetzt, welches auch bei der Silhouette einer unbekleideten Frau nicht sofort in ein vorpubertäres Verhalten verfällt.
Mit "Der rote Priester und andere Geschichten" liegt endlich die lang ersehnte Fortsetzung der "Nemedischen Chroniken" vor, die ein weiteres Meisterwerk der Conan-Comicreihe darstellt. Trotz des Autorenwechsels lässt sich kein Bruch in der Erzählung erkennen, und man kann hoffen, dass Kurt Busieks Nachfolger Timothy Truman bei der Fortführung der Reihe auch weiterhin die Qualität dieses Bandes beibehält. Wer sich für Conan interessiert, wird an dieser Reihe sowieso nicht vorbeikommen. Aber auch andere Freunde der Heroic Fantasy können hier bedenkenlos zugreifen.