Wer seinen Urlaub nicht auf die übliche Weise mit Kind und Kegel am Strand oder in der Skihütte verbringen will, der muss sorgfältig planen. Welche Sehenswürdigkeiten will ich erleben? Welche besonderen Orte will ich aufsuchen? Welche außergewöhnlichen Gebäude will ich mir ansehen? Letztere Frage kann mit dem Buch "1001 Gebäude, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist" definitiv und umfassend geklärt werden.

Das bei dem Züricher Verlag Edition Olms erschienene Buch versammelt auf fast tausend Seiten die sehenswertesten, bemerkenswertesten und schönsten Gebäude, die auf der ganzen Welt verteilt stehen und die einen Ausflug wert sind. Von den antiken Ausgrabungen bis hin zu den futuristischen Bauten der Neuzeit hat sich hier eine große Auswahl an Stilen und Gebäudetypen versammelt. Herausgegeben wird dieses Buch von dem Schriftsteller und Journalisten Mark Irving, aber natürlich hat eine Vielzahl von Personen an diesem Werk mitgearbeitet. Unter ihnen befinden sich vor allem Architekten, Journalisten und Designer, die sich berufsmäßig mit dem Thema des Buches auseinandersetzen. So ist eine fundierte und gut recherchierte Auswahl gewährleistet.

Die 1001 Beiträge sind sinnvoll nach der Entstehungszeit des jeweiligen Gebäudes geordnet, also chronologisch sortiert. Insgesamt fünf Kapitel teilen die Bauten nach Zeit und Stil ein. Zunächst geht es mit Antike bis Renaissance weit in die Vergangenheit zurück. Ägyptische Pyramiden, der Parthenon in Griechenland, das römische Kolosseum, die Hagia Sophia in der Türkei oder der Ise-Schrein, Japans berühmtester Schrein, führen dem Leser die beeindruckende Baukunst vergangener Zeiten vor Augen. Vom Empire bis zur Revolution umfasst einen Zeitraum von gut dreihundert Jahren, genauer gesagt von 1601 bis 1899. Das indische Tadsch Mahal wird hier neben zahlreichen italienischen Kirchen und Denkmälern, der St. Paul’s Cathedral in London, dem Schloss von Versailles in Frankreich sowie dem deutschen Reichstag gewürdigt, um nur einige Beispiele zu nennen. Um Die Geburt der Moderne geht es im folgenden Kapitel. Die Auswahl der verschiedenen Gebäude wird facettenreicher, und so finden sich hier Apartments und Wohnhäuser, Bahnhöfe, Hotels und sogar Postämter aus aller Welt, deren Architektur besonders herausragend und wegweisend ist. Dem schließt sich das Kapitel Die Moderne erobert die Welt an, das sogar Kindergärten aus Italien, Friedhöfe aus Slowenien, Wohnhäuser aus den USA, Sängerfestplätze aus Estland und Universitäten aus Nigeria darstellt und so die Vielfalt an Gebäudesorten noch mal vergrößert. Das Kapitel Aufstieg der Postmoderne zeigt seinen Inhalt mit dem Jahr 1966 beginnend. Der Leser kommt in den Genuss besonderer Bauten wie dem Eishotel in Schweden, dem Lotus-Tempel in Indien, den würfelförmigen Kubuswoningen in den Niederlanden oder dem Anthropologischen Museum in Kanada. Die Ausgefallenheit nimmt zu, besondere Details lenken den Blick auf ungewöhnliche Architektur, die im Lauf der Jahrzehnte verspielter geworden ist. Ein kleines Highlight bildet das letzte Kapitel mit dem Namen Unterwegs in die Zukunft, denn das futuristische Aussehen vieler Gebäude ist ein wahrer Augenschmaus und ganz gewiss alles andere als gewöhnlich. An Beispielen für die dargestellten Bauten wären hier das englische Eden Project, die neu aufgebaute Bibliothek von Alexandria in Ägypten, das Yokohama International Port Terminal in Japan, das Grazer Kunsthaus oder das in Stuttgart errichtete Mercedes-Benz-Museum.
Ein Interview mit dem Architekten Peter St John, eine Einführung durch Herausgeber Mark Irving und ein Gebäudeindex vor sowie ein Glossar, ein Länderindex, eine Mitarbeiterliste und Bildnachweise nach dem Hauptteil des Buches komplettieren das wuchtige Werk.

Mehr als fünftausend Jahre liegen zwischen dem ältesten und dem jüngsten abgebildeten Gebäude. Das ist eine lange Zeitspanne, in der viele verschiedene Baustile nebeneinander und aufeinander folgend den Bauten dieser Welt besondere Formen und Facetten verliehen haben. "1001 Gebäude" kann natürlich nicht alle für die Architektur relevanten Werke abbilden, aber es ist eine sehenswerte Auswahl gelungen, die sowohl qualitativ als auch quantitativ alle wichtigen Bereiche abdeckt. Vom altägyptischen Stil über Renaissance und Klassizismus bis zu Expressionismus und Neo-Moderne sind nahezu sämtliche Stilrichtungen vertreten; das Glossar sorgt dafür, dass auch interessierte Laien verstehen, worum es geht.
Zu vielen Beiträgen gibt es den Namen des Gebäudes und sein Entstehungsjahr, ein Foto sowie Informationen zu Architekt, Ort, Stil und verwendeten Materialien, damit man sich ein noch besseres Bild machen kann. Die Texte, die ab und zu mit Zitaten bezüglich des Gebäudes angereichert sind, versorgen den Leser mit weiteren wissenswerten Details, ohne ihn mit anspruchsvollen Informationen zu erschlagen. So entsteht eine harmonische Mischung aus Bild, Text und Kurzinfos, die sowohl zum Schmökern als auch zum vertieften Lesen einladen.
Die Highlights des Buches finden sich am Anfang und am Ende, wenn es um die antiken und die futuristischen Gebäude geht, denn hier haben sich die Architekten von damals und heute selbst übertroffen. Vor allem im zweiten Drittel finden sich viele Beiträge, die nur Architekten oder Studenten der Architektur zu würdigen wissen, denn optisch bieten sie nur wenige Reize. Dennoch haben sie durch wegweisende Stile oder besondere Materialien ebenso ihre Daseinsberechtigung in diesem Buch.

"1001 Gebäude, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist" lädt ein zum Schmökern und schickt den Leser auf eine optische Bildungsreise durch die Geschichte der Architektur. Beeindruckende Gebäude, ob 3200 vor Christus oder 2008 nach Christus erbaut, erfreuen das Auge und machen Lust, diese Kunstwerke einmal in natura zu betrachten.