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 Welt in Angst

Autoren: Michael Crichton
Verlag: Blessing

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Der Millionenerbe George Morton ist ein aktiver Förderer der Umweltorganisation NERF und unterstützt die Organisation auch großzügig mit Spenden. Als sich jedoch eines Tages einer seiner Banker bei ihm meldet und ihm von einem geplatzten Scheck erzählt, der zwar Georges Unterschrift trägt, jedoch von einer dubiosen Umweltschutzgruppe eingereicht worden ist, wird er stutzig. Offenbar hat NERF eine Viertel Million Dollar in seinem Namen an diese Gruppe überwiesen.
Morton stellt eigene geheime Nachforschungen an und erfährt schon bald von John Kenner, einem Mitarbeiter eines geheimen Regierungsdienstes zur Terrorbekämpfung, dass diese Gruppe der radikalen Umweltschutzorganisation ELF angehört, die sich gerade durch mysteriöse Aktivitäten verdächtig macht. George Morton weitet seine Untersuchungen aus und verschwindet für eine Weile sogar ganz von der Bildfläche.

Als NERF ein Bankett zu seinen Ehren veranstaltet, taucht George Morton wieder auf, erzählt dem Anwalt Peter Evans von einer rätselhaften Liste, ohne näher auf Details einzugehen, und lässt bei ihm eine seltsame Botschaft für John Kenner zurück. Am Abend des Banketts kündigt George Morton volltrunken in seiner Rede sämtliche Unterstützungen für NERF auf.
Noch während die versammelten Festgäste entsetzt diese Nachricht verdauen, steigt Morton in seinen Ferrari und braust in die Nacht davon. Peter Evans und Mortons Assistentin Sarah Jones nehmen die Verfolgung auf, werden aber sehr fix von dem wesentlich schnelleren Wagen abgehängt. Hinter einer Biegung stoßen sie auf eine rauchverhangene Unfallstelle. Offenbar ist der Ferrari von der Straße abgekommen und George Morton tödlich verunglückt. Die Leiche wird zwar nicht gefunden, jedoch können die hinzugerufenen Polizisten Teile der Kleidung des Millionärs aus dem Fluss fischen.

Noch in der selben Nacht wird in der Villa Mortons und der Wohnung Peters eingebrochen, und niemand kann sich erklären wonach die Einbrecher so zielstrebig gesucht haben könnten.
Als Sarah und Peter die Villa auf den Kopf stellen, um Georges geheimnisvolle Liste zu finden, werden sie überfallen und im letzten Augenblick von John Kenner gerettet. Mit Mortons Botschaft an Kenner können sie das Schriftstück finden und haben auch schon bald das erste Ziel von ELF im Visier: die Antarktis.

Die Geschichte basiert an sich auf einer sehr netten Idee. Michael Crichton bezieht in seinen Büchern sehr gerne die Wissenschaft ein und macht sie auch zum Aufhänger der Geschichte.
In diesem Fall widmet er sich vordergründig der Erwärmung der Erdatmosphäre und dem Zusammenspiel der Interessen von Politik, Medien und Anwälten. Eine Umweltschutzorganisation macht gemeinsame Sache mit Öko-Terroristen, um die Weltbevölkerung auf die Dringlichkeit ihrer Sache aufmerksam zu machen und auch zukünftig die Spendenkasse klingeln zu lassen. Ein Team von unterschiedlichsten Leuten macht sich auf und versucht die Anschläge der Öko-Terroristen zu verhindern.

Ich glaube, der Autor wollte mit diesem Buch weniger eine Geschichte erzählen, die nebenbei eine Botschaft vermittelt, als vielmehr eine Botschaft vermitteln um die herum eine Geschichte gestrickt wurde, die den Leser aber nur bei der Stange halten soll. Und den Eindruck hatte ich sehr oft, zum Beispiel bei Aussagen wie "Es ist doch alles nicht so schlimm." und "Misstraut allen Forschungsergebnissen, die von bestimmten Interessengruppen finanziert werden."
Alles in allem wurde sich mehr Mühe mit dem verpacken der Botschaft als mit der Geschichte gegeben.

Die Charaktere in dem Buch wirken ein wenig blass und konstruiert. Die Frauen werden auf das Nötigste reduziert: Sie sind schön, intelligent und erfolgreich. Die Männer sind immerhin noch intelligent und erfolgreich. Bis auf den Anwalt Peter Evans. Es ist alles andere als glaubwürdig, dass ein hochbezahlter Anwalt von Prominenten und Umweltschutzorganisationen so dermaßen dämlich ist, wie dieser Charakter dargestellt wird. Eigentlich ist dieser Kerl wohl einzig und alleine dafür da, immer wieder den allgemeinen Wissenstand des Normalbürgers kundzutun, den sich selbiger aus solchen Tageszeitungen aneignet, die hauptsächlich aus bunten Bildern bestehen.
Dabei läßt er die mit wissenschaftlichen Daten gestützten Argumente der Anderen fast wirkungslos an sich abprallen und untermauert seine eigenen Argumente nachdrücklich mit solch schlauen Aussagen wie "Ist doch so!", oder "Das weiß doch jeder!". Und es gibt viele solcher Gespräche in diesem Buch. Mal klärt ihn eine Forscherin über seine fehlenden Kenntnisse auf, mal macht er sich in einer Befragung zu seinem Wissensstand über die Umwelt zum Deppen, an mehreren anderen Stelle wird er von dem allwissenden Professor John Kenner über den tatsächlichen Lauf der Welt aufgeklärt.
Ja, wenn es etwas aufzuklären gibt, sitzt der gute Peter immer brav in der ersten Reihe. Geht es allerdings um die Reiseziele der Gruppe und den Grund für eben diese Reisen, wird er gerne und immer wieder von dem lächelnden John Kenner mit einem "Später?" abgespeist. Jedes andere Teammitglied kann den entdeckten Hinweisen folgen und seine eigenen Schlüsse ziehen, aber Peter läuft immer mit einem Brett vorm Kopf herum.
Außer für die Belehrungen über die Umwelt, die Arbeit von Umweltorganisationen, abhängige und unabhängige Studien von Klimaforschern hat er sonst keine sonderlich wertvolle Rolle. Er schmachtet ständig den beiden Frauen hinterher, ist immer der ahnungslose Depp, und wenn es mal richtig brenzlig wird, entpuppt er sich als rückgratlose Memme. Spätestens wenn ihm beim letzten Einsatz wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen, wird sich manch einer der Leser denken: Mensch, so schlecht kann man doch gar nicht schießen!

Für dieses Buch hat der Autor drei Jahre lang Texte zum Umweltschutz gelesen, und er fasst seine Erkenntnisse dazu im Nachwort für den Leser zusammen. Im Anhang gibt es einen Artikel über die Gefahren der politisierten Wissenschaft, die in Amerika in der Eugenik großen Anklang fand und später von den Nazis fortgeführt wurde.
Die Quellen zu den im Buch aufgeführten Grafiken und erläuterten wissenschaftlichen Abhandlungen werden im Anhang ebenfalls namentlich aufgeführt.

Wenn man sich nur auf die Geschichte konzentriert und das wissenschaftliche Brimborium weitestgehend ausblendet, bekommt man eine ganz nette Leseunterhaltung geboten.

Holger Ebert



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2005 | ISBN: 389667210X | Preis: 24,90 Euro | 602 Seiten | Sprache: Deutsch

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