Viel Aufregung erwartet die kecke Anne in ihren ersten Jahren auf dem Redmond College in Kingsport. Nicht nur, dass sie sich mit Feuereifer auf das Lernen stürzt - schließlich wäre es für sie hilfreich, eines der begehrten Stipendien zu ergattern. Gemeinsam mit drei Kommilitonen beschließt sie außerdem, sich ein kleines Häuschen zu suchen, das sie als Wohngemeinschaft für ihre weiteren Jahre in Kingsport anmieten können. Es ist eine Suche, die sich als alles andere als einfach herausstellt.

Doch auch in Avonlea stehen die Uhren nicht still: In den sehnlich erwarteten Ferien ist Anne endlich wieder mit Familie und Freunden vereint und kann neue Energien tanken. Sie erhält sogar ihren ersten Heiratsantrag - der so ganz anders ist, als Anne sich das immer erträumt hat. Und dann sind da noch ihre weiteren Gehversuche als Schriftstellerin, die ihr durch eine amüsante Wendung des Schicksals mit einem Mal sehr zweifelhaften Ruhm einbringen.

Bei "Erste Erfolge als Schriftstellerin” handelt es sich um die mittlerweile zehnte Folge von "Anne - Die Hörspielserie” - und zeitgleich um die zweite Episode der dritten Staffel. Der Folge gelingt es diesmal nicht nur, hervorragend die Waage zwischen den Handlungsabschnitten in Kingsport und denen in Avonlea zu halten, sondern außerdem gleichermaßen lustige Anekdoten wie etwa Annes Titel gebende Erfolge als Schriftstellerin mit sehr ernsten, traurigen Erzählsträngen zu verflechten. Ein Gros der Folge konzentriert sich nämlich auf die unheilbare Erkrankung von Annes einstiger Schulfreundin Ruby Gillis, deren verzweifelte Versuche, sich an ihr junges Leben zu klammern, sich als vergeblich herausstellen. Eindrucksvoll kann hier in wirklich ergreifenden Passagen Sprecherin Melanie Hinze als dahinsiechende Ruby glänzen.

Einziger Wermutstropfen ist da allenfalls die heutzutage etwas übertrieben wirkende Idylle, die hier noch stärker zum Vorschein zu kommen scheint als sonst. Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, wie oft Anne einen "wirklich bezaubernden Abend” verlebt oder einer Aufgabe "natürlich sehr gern” nachkommt. Erzähler Lutz Mackensy gelingt es nicht immer, die überzogene Romantik auf ein annehmbares Maß herunterzustauchen. Aus seinen Texten ist förmlich ein gutgelauntes Dauerlächeln herauszuhören. Andererseits bleibt man so der Originalvorlage von L. M. Montgomery getreu und da die beeindruckenden Sprecherleistungen dieses kleine Manko ohnehin spielerisch wettmachen, rechtfertigt das allenfalls einen halben Punkt Abzug.

Wohlverdiente viereinhalb Sterne gehen deshalb an diese runde Hörspielfolge.