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 Die Wilden Tage


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Mit den wilden Tagen sind diejenigen in Poshs Leben gemeint, die er an der Universität zu Bristol verbracht hat - was nicht viele waren. Der Film von Regisseur John Miller beginnt damit, dass sich Posh gutgelaunt von einer Brücke stürzt, und erzählt dann, wie es dazu kam und das danach passiert.

Nach zehn Jahren strengen Privatschullebens lebt sich Alistair alias Posh an der Uni umso mehr aus: Sex und Alkohol bilden die Grundlage seines Lehrplans. In dieses unbeschwerte Leben reißt er auch andere hinein: den disziplinierten Footsie, den verlobten Liam, den bulligen Rugby-Spieler Animal und Harry, der unter all den Oxford-Englisch-Studenten vor allem durch seinen uneleganten Dialekt auffällt und dem Zuschauer die Geschichte als Off-Sprecher erzählt.
Die fünf verbringen lustige Tage miteinander, Posh verliebt sich gar, was für ihn sehr untypisch ist, in eine Schönheit namens Ginny, nur einer hat keinen Spaß: Animal wird von seinem Vater so auf Erfolg gedrillt, dass er Steroide nehmen muss, um dem gerecht zu werden. Das in Kombination mit Alkohol und einer derben Enttäuschung beim Rugby-Training führt zu einem Ausraster, der tödlich endet. Posh und die anderen fühlen sich verantwortlich und wollen ihrem Kameraden mit einer waghalsigen Aktion die letzte Ehre erweisen ...

Der britische Film aus dem Jahr 2002 zeigt, dass das Unileben überall gleich ist: Party, Spaß und Frauenfang. Vom Studier-Alltag bekommt der Zuschauer wenig mit, das ist auch nicht interessant. Man erlebt die Figuren beim Trinken, beim Kiffen, beim Sex und bei allerlei unterhaltsamen Dialogen. "Die wilden Tage" ist ein seltsamer Genremix, der einer Komödie noch am nächsten kommt, aber auch Anklänge eines Sozialdramas hat. Allerdings kommt die Nähe zur Komödie nicht dadurch zustande, dass hier am laufenden Band Lacher produziert würden, sondern eher durch die Lockerheit der Inszenierung und das entspannte Spiel der Hauptdarsteller. Von der Stimmung her ist es ein Roadmovie, das sich nicht auf der Straße abspielt. Tom Harper, der wie ein sehr junger Tom Cruise wirkt, mimt Posh so lässig und lebendig, dass man ihm die mitreißende Wirkung auf seine Uni-Kollegen durchaus abkauft. Die anderen Darsteller spielen gut, aber nicht herausragend. Insgesamt funktioniert das Cast ganz gut zusammen.
Der Originaltitel lautet "Living in hope", aber er klingt zu pathetisch und wird diesem Film nicht so gerecht wie der deutsche Titel - eine Ausnahme in der Filmwelt, denn oft ist es umgekehrt. "Carpe diem: Raufen, saufen, vögeln!" steht auf dem Cover. Auf unpassend plumpe deutsche Art und Weise beschreibt das genau das, was der Film hergibt. Die erzählte Geschichte ist nett, aber irgendwie auch klein und belanglos. Interessanter ist hier das Zusammenspiel der Charaktere und das lockere Leben, das präsentiert wird. Die Studenten erleben ihre wilden Unitage und reifen darin. Allerdings moralisiert der Film nicht, denn zwischenzeitlich driften die Jungs auch ein wenig auf die schiefe Bahn ab.

Die deutsche Synchronisation ist grauenhaft, bisweilen wurde hier nicht einmal versucht, lippensynchron zu sprechen, und die Stimmen klingen, verglichen mit dem Original, langweilig. Auch wurde die deutsche Sprachausgabe sehr verharmlost, indem sämtliche Kraftausdrücke - und derer gibt es in der englischen Fassung sehr viele, die meisten beginnen mit f - einfach getilgt wurden. Die Originalversion ist vorzuziehen, hier wird überwiegend gepflegtes Oxford-Englisch gesprochen, allein Erzähler Harry sticht stark heraus. Auch hier hat die deutsche Übersetzung versagt, denn der Sprecher konnte der Figur keine schlabberige deutsche Sprache auf die Lippen legen, so wie es im Englischen der Fall ist.
Bonusmaterial hält sich auf dieser DVD in Grenzen, neben einer langweiligen Bildergalerie über die Dreharbeiten und einem Originaltrailer finden sich lediglich zwei Biografien, und zwar zu zwei Nebendarstellern, nämlich Liam McMahon alias Liam und Naomie Harris alias Ginny. Das ist traurig, denn auch wenn Tom Harpers (überwiegend TV-)Karriere nicht ganz so spektakulär verlief wie die von Harris ("28 days later", "Miami Vice", Tia Dalma in "Pirates of the Caribbean" II und III), so ist sie doch interessanter als die von McMahon (erste Kinorolle in "Snatch", zuletzt in "The Tudors"). Hier wurde eher danach ausgewählt, in welchen in Deutschland bekannten Filmen sie mal zu sehen waren.

Ein locker-flockiger Film über das Unileben in Bristol mit ein paar Drama-Elementen und schlechter deutscher Synchronisation: So kann man diesen Film zusammenfassend beschreiben. "Die wilden Tage" ist echt britisches Kino mit gut aufgelegter Darsteller-Riege. Das kann man sich mal anschauen, muss man aber nicht.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. März 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 84 Minuten | Originaltitel: Living in hope | Preis: 16,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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