Auch im Westen besteht seit langem ein Bedürfnis nach echter spiritueller Praxis. Einer Praxis, die in den Alltag integriert werden kann und die hilft, mit dem Leiden und den Schwierigkeiten des täglichen Lebens umzugehen. Bei der Fülle an Angeboten fällt es schwer, den Überblick zu behalten und das Richtige für sich herauszufinden. Jack Kornfield bietet in seinem Buch „Frag den Buddha und geht den Weg des Herzens“ Orientierung und stellt ein Training vor, das Weisheit und Mitgefühl fördert und den Weg ebnet zu mehr Wachstum und Verständnis für uns selbst und andere. Das gebundene Hardcoverbuch erscheint bereits in 6. Auflage im Kösel Verlag. Jack Kornfield ist Psychotherapeut und Mönch und lebte lange Zeit in Klöstern in Burma, Thailand und Indien. Seit 1974 unterrichtet er Meditation - auch in Europa - und er ist Gründer der Insight Meditation Society und des Spirit Rock Center.

Auf rund vierhundertvierzig Seiten erzählt Jack Kornfield zunächst seine eigene Geschichte und von seinen Erfahrungen mit der buddhistischen Praxis und gibt eine Übersicht über die nachfolgenden Kapitel.
Im ersten Teil des Buches werden umfassend die Grundlagen einer spirituellen Praxis vorgestellt. Es werden Techniken und Methoden zur Meditation beschrieben und es geht um die Heilung von Körper, Geist und Seele. Wie können Achtsamkeit und Aufmerksamkeit entwickelt und aufrecht erhalten werden?
Die zweite Hälfte des Buches widmet sich ganz konkret der spirituellen Praxis im täglichen Leben. Hierzu gehört der Umgang mit schwierigen inneren Zuständen wie Wut, Ängsten, Ärger oder Eifersucht. Welche Mittel gibt es, um diese aufzulösen und zu transformieren? Was tun bei außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen und wie können diese von echten psychischen Erkrankungen unterschieden werden? Der Autor weist auch darauf hin, dass alle Lehren und Glaubenssysteme letztlich nur Wegweiser sind und dass es gilt, der eigenen inneren Weisheit zu vertrauen und den eigenen Weg zu finden.
Der letzte Teil gehört den Früchten des spirituellen Reifungsprozesses und beschreibt eine Art spirituellen Lebenszyklus. Was hat es mit dem Ego und dem echten Selbst auf sich? Auch Lehrer-Schüler-Beziehungen sind hier Thema, sowie die Probleme, die in einer spirituellen Gemeinschaft auftauchen können und wie diese gelöst werden können. Es geht um ein Miteinander und Ehrfurcht vor allem Leben und es werden fünf Regeln für eine bewusste Lebensführung vorgestellt.
Das Buch schließt mit einem Anhang, der einen ethischen Kodex für Meditationslehrer der Einsichtsmeditation enthält, und ein Glossar mit den wichtigsten buddhistischen Begriffen.

Dieses Buch ist ein echter Klassiker der spirituellen Literatur und es ist nicht nur für Anhänger des Buddhismus interessant, da es grundlegende Techniken enthält und Schwierigkeiten beschreibt, die bei jeder Art von Meditation auftauchen können, egal um welche Schule es sich handelt. Der Autor schlägt denn auch immer wieder den Bogen, zum Christentum etwa oder zum Zen-Buddhismus.

"Frag den Buddha" zeugt von großem Verständnis und Einsicht in die komplexen Vorgänge und Transformationsprozesse, die sich im Laufe einer spirituellen Praxis ergeben können. Eine tiefe Herzenswärme, Freundlichkeit und großes Mitgefühl des Autors teilen sich dem Leser dabei mit. Jack Kornfield vermittelt nicht nur angelernte Weisheit und angelesenes Wissen, sondern das, wovon er sehr offen schreibt, fußt auf seiner ganz persönlichen Lebenserfahrung als spiritueller Schüler und Lehrer, als Freund und Ehemann. So detailliert, fundiert und umfassend wird die spirituelle Praxis in kaum einem anderen Buch behandelt. Jeder Abschnitt endet zudem mit einer Meditation.
Es ist sehr interessant und aufschlussreich, die Geschichte und den spirituellen Werdegang des Autors zu lesen, von den Fallgruben, die sich auftaten und wie er damit umging. So schreibt Jack Kornfield etwa von der Zeit, in der er als Mönch in die Vereinigten Staaten zurückkehrte und sich die erlangten spirituellen Verdienste auf dem harten Boden der Realität, im Job und Beziehungen bewähren mussten. Das Buch enthält eine gute Mischung von Theorie und Praxis, von Übungen und anschaulichen Beispielen aus dem Leben.

Ein großer Teil des Werkes befasst sich mit schwierigen inneren Zuständen und außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen, die sich durch die spirituelle Praxis ergeben können. Auch hier werden zahlreiche Ansatzpunkte genannt, um damit umzugehen. Klar benannt werden auch Probleme in Lehrer-Schüler-Beziehungen, etwa der Missbrauch der Machtstellung, und wie eine spirituelle Gemeinschaft hiermit umgehen kann. Es werden nicht nur die Verdienste, sondern auch die Schatten verschiedener spiritueller Schulen benannt und als Gegenstand für eine Meditation vorgeschlagen.

Empfehlenswertes Buch, das umfassend und praxisbezogen vielfältige Aspekte des spirituellen Lebens und der Zyklen der spirituellen Praxis behandelt. Es ist sowohl für Anfänger einer spirituellen Praxis geeignet als auch für Fortgeschrittene und bietet vielfältige Anregungen und Lösungen.