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 Die Saat


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ein Flugzeug, aus Berlin kommend, landet ohne Probleme auf dem JFK International Flughafen in New York – doch dann bricht jeglicher Kontakt zu der Maschine ab, alle Lichter erlöschen, das riesige Flugzeug steht wie ein totes Tier auf der Rollbahn. Techniker, Sicherheitsleute und Rettungskräfte können sich keinen Reim darauf machen, zumal die Türen des Flugzeugs fest verschlossen, alle Blenden heruntergelassen sind und keinerlei Handyanrufe von den Passagieren aufgefangen werden.
Extrem vorsichtig geworden durch die Anschläge von 9/11, wird zunächst der Katastrophen- und Seuchenschutz angefordert, unter ihnen auch Ephraim Goodweather, Experte in Seuchenfragen. Als die Maschine schließlich gestürmt wird, findet man alle Passiere tot in ihren Sitzen. Doch die Leichen zeigen keinerlei Anzeichen für eine ansteckende Krankheit, Ersticken oder Panik – alle sitzen friedlich, aber tot in der Maschine.
Weitere Untersuchungen bringen schließlich ans Licht, dass sich an Bord eine riesige, anscheinend mit Erde gefüllte Kiste befand – doch die ist spurlos verschwunden.
Als alle toten Passagiere schließlich ins Leichenschauhaus transportiert werden, ahnt die Bevölkerung von New York noch nicht, dass mit dem Flugzeug etwas Uraltes und Böses Einzug in ihre Stadt gehalten hat. Ein uralter Pakt wurde gebrochen, und nun fallen Monster über die Stadt und ihre Einwohner her …

„Die Saat“, ein richtig dicker Wälzer aus dem Heyne Verlag, erweckt zum einen durch seine sehr schöne Aufmachung sofort das Interesse des Lesers und zum anderen durch den Namen, der auf dem Umschlag prangt: Kein anderer als Guillermo del Toro, unter anderem der visionäre Regisseur von „Pans Labyrinth“, ist einer der beiden Autoren dieses Horrorromans. Die Erwartungen an del Toro sind also gewaltig, sie werden allerdings nicht ganz erfüllt. Das liegt zum einen daran, dass der Roman nicht abgeschlossen ist und den Leser nach immerhin 524 Seiten die Worte „to be continued“ anlachen, zum anderen aber daran, dass das Vampir-Thema eben schon ein bisschen ausgereizt ist. Denn um Vampire geht es hier, wie auch der oben beschriebene Teil mit der Kiste voller Erde den Leser sofort ahnen lässt – schließlich war es bei Bram Stoker, der mit „Dracula“ einen unsterblichen Klassiker des Vampirgenres verfasste, ebenfalls eine Kiste mit Erde, in der sich der Graf nach England schmuggeln ließ. Bekanntlich können Vampire ja keine fließenden Gewässer überqueren, es sei denn, sie werden eingeladen.
Insofern bietet sich hier zunächst nichts Neues: Ein Vampir gelangt nach New York und schon bald machen sich Untote auf den Straßen des Big Apple breit und saugen die Bewohner aus. Immerhin ist die Art und Weise, wie die beiden Autoren die Infizierung und Verbreitung mit dem Vampir-Virus beschreiben, interessant und auch ziemlich eklig. Ansonsten bietet der Roman aber eher eine Aneinanderreihung von Einzelschicksalen in kurzen Szenen – die Passagiere des verhängnisvollen Fluges, die nicht ganz so tot sind, wie sie zunächst glauben machen, finden wie ferngesteuert den Weg zurück nach Hause und stürzen sich blutrünstig auf alles, was sich bewegt.
Die Schilderung der einzelnen Personen, der Familienschicksale und Beziehungen untereinander ist allerdings sehr gelungen und treibt dem Leser den einen oder anderen Schauer über den Rücken: Da ist der Vater, der um seine im Flugzeug verstorbene kleine Tochter trauert – bis das Mädchen plötzlich vor seiner Tür steht. Da ist der Rockstar, der immer mit dem Morbiden kokettiert hat und plötzlich feststellt, dass er auch ohne Bühnen-Make-Up mehr als gruselig aussieht. Und da ist die Frau, die dankbar ist, dass ihr gewalttätiger Mann ums Leben kam – bis sie ihren Gatten schlafend in einem Nest auf dem Dachboden vorfindet. Doch diese Einzelszenen reichen eben nicht aus, um einen spannenden Horrorroman zu schreiben, vor allem nicht, wenn dieser über 500 Seiten umfasst. Selbst für den ersten Teil einer Trilogie sollte mehr drin sein. Zwar formiert sich bald zaghaft der Kampf gegen die Untoten, doch wirkliche Spannungshöhepunkte gibt es kaum.

Zentrale Figur von „Die Saat“ ist der Seuchenschutz-Experte Ephraim Goodweather, der nebenher mit vielen privaten Problemen kämpft und eigentlich strikt an die Wissenschaft glaubt, bis er sich plötzlich mit Dingen konfrontiert sieht, die an keiner Uni gelehrt werden. Gegenpol zum wissenschaftsgläubigen Eph ist der alte Pfandleiher Abraham Setrakian, der um die wahre Identität und die Bosheit der Vampire weiß und noch eine Rechnung mit ihnen offen hat.
Wie sich die Geschichte weiter entwickelt, wird sich noch zeigen – in diesem ersten Teil wirkt alles wie ein Vorgeplänkel. Man ist hin- und hergerissen beim Lesen. Die Handlung ist durchaus spannend und atmosphärisch erzählt, doch fehlt das gewisse Etwas, das man ja vor allem von Guillermo del Toro mit seinem Faible für bildgewaltige, originelle Szenen erwartet.

„Die Saat“ ist ein zu lang geratener Auftakt einer längeren Geschichte, auf dessen Fortsetzung man aber durchaus gespannt sein darf. Wirklich neue Ideen haben die beiden Autoren mit diesem Buch aber nicht ins Vampirgenre gebracht, eher im Gegenteil, manches wirkt wie aus anderen Romanen entlehnt und zieht sich ganz schön in die Länge. Mehr Eigenes, mehr phantastische Szenen hätten diesem Roman gut getan – vielleicht werden diese ja im zweiten Teil geboten! Ganz abgesehen vom Inhalt bietet "Die Saat" auf jeden Fall eine spektakuläre Aufmachung, die sich in jedem Bücherregal gut macht: Das Buch ist in einen metallicglänzenden Einband gebunden, in den der Titel geprägt ist, und hat praktischerweise ein Lesebändchen.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 28. September 2009 | ISBN: 9783453266391 | Originaltitel: The Strain | Preis: 19,95 Euro | 528 Seiten | Sprache: Deutsch

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