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 Horror Cinema


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die Lust des Zuschauers am Horrorfilm ist so alt wie dieses Filmgenre selbst. Angst hervorzurufen ist oberstes Gebot, und man lässt sich nur zu gerne Schauer über den Rücken laufen, gleichgültig ob von lebenden Toten, Monstern oder dem Grauen in menschlicher Form. In ihrem Buch „Horror Cinema“ spüren die Autoren Jonathan Penner und Steven Jay Schneider dem Mythos Horrorfilm nach, stellen die verschiedenen Besonderheiten und Eigenheiten sowie zahlreiche mehr oder weniger erfolgreiche, jedoch immer auf eine besondere Art und Weise wichtige filmische Vertreter vor und entführen den Leser mit vielen Fotografien in die Welt des Grauens.

In insgesamt zehn Teilen spüren die Autoren sowohl den Genreklassikern als auch den kleinen und weniger bekannten Horrorperlen nach. Nach einer Einleitung, die sich mit dem Thema des Buches beschäftigt, einen kurzen geschichtlichen Abriss der Entwicklung des Horrorfilms gibt und versucht, eine Erklärung für die Faszination Horror zu finden, werden die verschiedenen Gruselelemente behandelt. Slasher und Serienmörder wie Dr. Hannibal Lecter, Leatherface und Michael Meyers machen den Anfang, es folgen Kannibalen, Freaks und Hinterwäldler, in denen der Leser Figuren wie die Mutanten aus „Hügel der blutigen Augen“ oder die Darsteller des aus dem Jahr 1932 stammenden Films „Freaks“ kennenlernt, die ihre Rollen nicht mithilfe von Maske und Kostümen spielten, sondern die tatsächlich körperliche Behinderungen hatten, weswegen der Film einen aufsehenerregenden Skandal verursachte. King Kong und Godzilla, aber auch weniger bekannte Monster wie die Killerregenwürmer aus „Squirm – Invasion der Bestien“ finden im Kapitel Die Rache der Natur ihren Platz. „Alien“ wird wohl der bekannteste und erfolgreichste Vertreter im Science-Fiction-Horror sein, daneben haben es auch Filme wie „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Das Dorf der Verdammten“ von 1960 und das japanische B-Movie „Goke – Vampir aus dem Weltall“ in die Auswahl geschafft. Die lebenden Toten ist wohl eins der wichtigsten Kapitel des Horrorfilms und hat zu Recht einen Platz in „Horror Cinema“. Das Frankenstein-Monster und der Golem, die Mumie und der Zombie in all seinen Facetten sind wohl als die wichtigsten Figuren dieser Kategorie zu nennen. Weiter geht es mit dem Kapitel Geister und Spukhäuser, in dem sowohl „Haunted Hill“ und „Zimmer 1408“ als auch „Poltergeist“ und „A Chinese Ghost Story“ besprochen werden. Besessene, Dämonen und teuflische Bösewichte hat Filme wie „Hexen“ aus dem Jahr 1922, „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und „Candyman’s Fluch“ anzubieten, während sich Voodoo, Sekten und Satanisten mit Werken wie „Die schwarzen Zombies von Sugar Hill“, in dem sich wiederauferstandene Sklaven an weißen Verbrechern rächen, oder „Wicker Man“ mit Christopher Lee und Edward Woodward auseinandersetzt. Das neunte Kapitel behandelt die beiden wohl erfolgreichsten Gestalten des Horrorfilms, und zwar Vampire und Werwölfe. Zuletzt gehen die Autoren dem Phänomen der Ungeheuer in Frauengestalt nach und stellt beispielsweise „Hexen hexen“ mit Anjelica Huston als niederträchtige Oberhexe, „Misery“ mit Kathy Bates als wahnsinnigen Fan eines Schriftstellers oder „Carrie“ mit Sissy Spacek als gedemütigte und verspottete Außenseiterin vor.

Nahezu jede Seite bietet ein oder mehrere Fotos mitsamt einem kurzen Kommentartext, der den Film, das Erscheinungsjahr und ein paar kurze Infos zur betreffenden Aufnahme liefert. Das können ein paar Worte zu den abgebildeten Darstellern sein, aber auch Hintergrundinfos zum Dreh oder eine kurze Zusammenfassung der Motive des Films. Eine Chronologie zur Geschichte des Horrorfilms, eine leider unvollständige Filmografie sowie eine Bibliografie mit weiterführender Literatur schließen den Bildband ab.

Schon das erste oberflächliche Durchblättern erfreut jeden Cineasten: Die Bildauswahl ist großartig gelungen und die Qualität der abgebildeten Fotografien sehr hoch, was nicht zuletzt an dem hochwertigen Papier liegt. Es gibt sowohl Standbilder aus den Filmen als auch Produktionsentwürfe, Kinoplakate, Aufnahmen während des Drehs sowie Werbefotos zu begutachten, Schwarzweißaufnahmen wechseln sich mit Farbfotografien ab. Dabei sparen die Macher nicht mit Ekelfotos, wie sie dem Genre nur allzu gerecht werden: Ob die aus Menschenhäuten zusammengenähte Gesichtsmaske von Leatherface oder die hässlich verzerrte Teufelsfratze der besessenen kleinen Regan, der deformierte Schädel des jungen Jason Voorhees oder der grässlich zugerichtete Körper eines Opfers im „Haus der 1000“ Leichen. Allein die Fotos bieten schon genug Grund zum Gruseln. Aber auch der subtile Horror wird passend dargestellt, sowohl mit sinnlich-edlen Bildern wie aus „Bram Stoker’s Dracula“ als auch ästhetisch beeindruckenden Aufnahmen wie aus „Alien“. Besonders hervorzuheben ist die Auswahl der Fotos in Bezug auf weniger bekannte oder erfolgreiche – nichtsdestotrotz aber wichtige – Filme, denn ihnen wird ebenso viel Platz eingeräumt wie den Kassenschlagern des Horrorgenres.

Neben all diesen tollen Fotos darf man aber nicht die dazugehörigen Kapiteltexte vergessen. Diese quellen geradezu über vor weiteren Filmtiteln, zu denen kein Bildmaterial vorhanden ist, kurzen Inhaltszusammenfassungen, Interpretationsansätzen, Intentionen der Regisseure, allgemeinen Informationen zum jeweiligen Kapitelthema und vielem mehr. Einziger Wermutstropfen ist die unvollständige Filmografie, in die nur ein Bruchteil der vorgestellten Werke Einzug gehalten hat. Bei einer solchen Masse an genannten Filmen wäre eine vollständige Liste absolutes Muss gewesen. Den Gesamteindruck kann dieser Umstand indes nicht beeinträchtigen, ebenso wenig wie die wenigen inhaltlichen Fehler –beispielsweise wurden einmal zwei Namen vertauscht –, die sich eingeschlichen haben.

Horrorfans kommen bei dem tollen Bildband „Horror Cinema“ aus dem Hause Taschen voll auf ihre Kosten. Grandiose Fotografien, die das Besondere der vorgestellten Filme hervorragend zur Geltung bringen, informative Bildkommentare und Texte, denen man nicht nur das Fachwissen der Autoren, sondern auch ihre Hingabe zum Genre anmerkt, sorgen dafür, dass man dieses Buch immer wieder zur Hand nimmt.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 16. Januar 2008 | ISBN: 9783822831533 | Preis: 19,99 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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