Viele Menschen halten sich für künstlerisch unbegabt. Dabei kann man seiner Kreativität auf viele Arten Ausdruck verleihen. Eine davon ist das Modellieren. Wer hat nicht schon einmal versucht, aus Knete Männchen zu formen? Meist enden solche Versuche in nicht herzeigbaren Ergebnissen. Die modellierten Kunststücke verschwinden schnell wieder oder werden gar zu einem Klumpen gestampft. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass man sich besser nicht künstlerisch betätigt. Neidisch blickt man dann auf die Künstler, die Filme wie Wallace und Gromit gestaltet haben. Rony Oren ist solch ein Künstler mit reichhaltiger Erfahrung in der Animationsbranche. Er ist ein bekannter israelischer Animationsexperte und produzierte mit seinem eigenen Trickfilmstudio über 500 Kurzfilme mit Knetfiguren. In diesem Buch lässt er jeden an seinen Erfahrungen teilhaben und will in einfachen Worten versuchen, dass aus jedem ein kleiner Künstler mit der Knete wird.

Zunächst beeindruckt der Autor durch zwei Vorworte. Meist überspringt der Leser Vorworte. Aber diese beiden sind kurz, und es lohnt sich sie zu lesen. Rony Oren richtet sich darin einmal an die Kinder und ermutigt sie, sich mit den in diesem Buch gezeigten Techniken auseinander zu setzen. Zum anderen richtet er seine Worte an die Eltern, die auch nicht zu kritisch mit den Werken ihrer Kinder (oder ihren eigenen Figuren) sein sollen. Er verspricht, dass wirklich jeder es schaffen kann.
Nachfolgend finden sich dann die detaillierten Anleitungen für insgesamt zehn verschiedene Tiere – von Pinguinen über Bären und Löwen bis hin zu Giraffen. Jedem Tier widmet sich der Künstler dann auf jeweils zwei Doppelseiten. Die erste Doppelseite beschreibt detailliert den beispielhaften Entstehungsprozess der Knetfigur. Dabei stehen die Fotos dieses Prozesses im Mittelpunkt. Aus den Grundformen werden die komplizierteren Gebilde geformt und dann zu einem Ganzen zusammen gesetzt. Diese Fotos sind durchnummeriert und eigentlich selbsterklärend. Damit aber wirklich keine Missverständnisse auftauchen können, wird jeder einzelne Schritt noch mit einer aussagekräftigen Erläuterung versehen, wie man konkret modellieren soll. Auf der zweiten Doppelseite werden Variationen der gerade geübten Figur dargestellt. Einmal gibt es dazu ein großes Foto mit Szenen aus dem Leben der Knetfigur. Dazu gibt es Tipps, wie man diese Szenen nachgestalten kann. Immer wieder in den Text eingeschoben sind allgemein hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit dem Werkstoff Knete sowie zu Werkzeugen und Techniken. Die Figuren sind nicht naturgetreu, sondern in einer Art Comicstil mit teilweise übertriebenen, teilweise abstrahierten Merkmalen wiedergegeben. Hier tritt die Erfahrung des Autors im Trickfilmgeschäft besonders zu Tage. Dies kommt dann dem jungen Modellierer zu Gute, da Fehler an der Figur weniger stark auffallen, als wenn man streng naturgetreu nachbilden wollte. Andererseits ist die comichafte, lustige Darstellung der Knetmodelle ein stärkerer Motivationsfaktor als es normale Tiernachbildungen sein könnten.

Anfänglich sollte ein Erwachsener gerade jüngeren Kindern (unter zehn Jahren) hilfreich zur Seite stehen. Die Kinder haben den Dreh dann aber schnell raus und man hat als Erwachsener nur noch eines zu tun: für Nachschub an Knete zu sorgen. Dabei ist das Buch so toll und die Umsetzung so einfach, dass man als Erwachsener selber ganz gerne wieder zur Knete greift.

Fazit: Ein riesiges Buch - nicht nur dem Format nach. Verständliche Texte und anschauliche Fotos sind die Grundlage für tagelangen Spaß mit Knete.