In Zeiten maschinell hergestellter Massenware wollen viele Menschen dem Einheitseinerlei und den Vorgaben der Modeindustrie entgehen und selbst kreativ werden und gestalten. Handarbeiten stehen hoch im Kurs; dass auch Kinder selbst Hand an ihre Kleidung legen und hier und da etwas verändern oder umgestalten können, zeigt Jane Bull in ihrem Buch „Mit Nadel und Faden“. Darin werden kleinen Mädchen Grundlagen im Sticken, Nähen und Stricken vermittelt.

Neben den nötigen Utensilien wie Stoffen, Nadeln und Garnen werden sechs Stiche erläutert und gezeigt, wie man damit ein einfaches T-Shirt verschönern oder Wandbilder sticken kann. Es werden kleine Beutelchen genäht und mit Lavendel gefüllt oder Schlüsseltaschen, Anhänger und Blumen aus Filz hergestellt, außerdem Bändertaschen und eine Puppe. Schnüre werden mit der Hand oder der Strickliesel gestrickt sowie gehäkelt, außerdem wird Schritt für Schritt erklärt, wie man rechte Maschen strickt und so zum Beispiel einen Schal anfertigen kann.

Die rosarote Aufmachung des Buches spricht Bände über die anvisierte Zielgruppe: kleine Mädchen. Zu Beginn erfahren diese zunächst einmal, wie man sein Handwerkszeug gut, dekorativ und kostengünstig verstauen kann. Da werden Chipsröhren, in kompletter Länge oder gekürzt, mit Stoff beklebt. Zukünftig beherbergen die statt ungesunder Dickmacher Knöpfe, Stricknadeln und allerlei andere Utensilien. Auch Eierkartons, hübsch hergerichtet, bieten mit ihren Fächern Platz für kleinere Dinge.

Das Buch ist zwar sehr hübsch und mädchengerecht aufgemacht, so sie denn keine Rosa-Allergie haben, allerdings manchmal auch, gerade in Anbetracht der Zielgruppe, etwas unübersichtlich geraten. Da findet man auch schon mal neun Bilder, teilweise mit Beschriftung, auf einer Seite, deren Informationsgehalt zum Teil mehr als fragwürdig ist. Die vielen kleinen Einzelbilder hätte man besser auf die Schritt-für-Schritt-Anleitungen beschränkt, dann hätte man auch bereits beim Durchblättern einen besseren Überblick.

Haben die Mädchen das nötige Handwerkszeug parat, können sie allein mit diesem Buch auf jeden Fall verschiedene Dinge ausprobieren. Ob das Maschenanschlagen allein mit der hier vorhandenen Beschreibung klappt, ist ungewiss, aber schließlich können die Kleinen auch auf elterliche Hilfe zurückgreifen, sollte dies notwendig sein.

Die Projekte selbst sind durchwachsen. Kraus rechts gestrickte Taschen oder Schals gefallen nicht jedem kleinen Mädchen, insbesondere Mädchen, die schon im Grundschulalter „trendy“ sein wollen, werden einige der hier vorgestellten Dinge nicht mögen. Ein selbstbesticktes T-Shirt mit verschiedenen selbst angenähten Knöpfen um den Halsausschnitt ist nicht jedermanns Geschmack. Und auch wenn Mütter oder Omas das „niedlich“ und „kindgerecht“ finden, sollten sie sich nicht wundern, wenn gemäkelt wird. Dafür gefallen dann aber vielleicht die Bänder-Taschen.

Für Töchter und Enkelinnen mit Nadel und Faden arbeitender Mütter und Großmütter, die bereits Interesse an den Handarbeiten gezeigt haben, ist dieses Buch gut geeignet. Für alle anderen ist es, besonders in Anbetracht des Preises, ein schönes Geschenk. Denn hier können sich die Kleinen ganz allein, je nach Gusto, im Stricken, Nähen oder Sticken ausprobieren und bei Bedarf nachfragen.