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 Ich bin eine Berlinerin


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Die Stimme kennt man doch! Klar, Irina von Bentheim ist vieles, aber eben auch Synchronsprecherin – und bekam die Aufgabe, in der Serie „Sex and the City“ die Heldin Carrie zu sprechen. Seitdem ist ihre Stimme berühmt und wird unweigerlich mit New York verbunden. Sie kann wie kaum eine andere vom Großstadtdschungel schwärmen. Kein Wunder, möchte man meinen, ist Irina von Bentheim doch eine wahre Großstadtpflanze und eine echte Berlinerin. Die Frau mit der einnehmenden Stimme verschlug es zum Radio. „Hörbar Weiblich“ hat sich nun all dies zunutze gemacht und Irina von Bentheim von „ihrer“ Stadt erzählen lassen. Geschmückt mit zahlreichen O-Tönen erzählt sie erstaunlich freizügig und persönlich von ihrer Zeit in (West-)Berlin und von der Wende.
Es sind Geschichten einer untergegangenen Welt, die es nach der Wiedervereinigung so nicht mehr gab, eine eingemauerte Stadt in den wilden, punkigen 80er Jahren.

Scheinbar ohne Punkt und Komma erzählt Irina von Bentheim von ihrer Zeit in West-Berlin. Wer diese Zeit noch erlebt hat, wird vieles wiedererkennen. Wer keine Erinnerung an die Zeit der Teilung hat oder damals nicht in Berlin war, der kann sich einfach von der Sprecherin in diese Zeit entführen lassen. Nicht selten wird man dabei denken: „Carrie“ erzählt von Berlin! Denn wer die Hörbücher zu „Sex and the City“ hörte, wird die gleichen Stimmlagen erkennen, egal, ob von Bentheim von New York erzählt oder eben von Berlin. Irritierend wirken da die Originaltöne von ihren Radioreportagen, klingt hier ihre Stimme doch seltsam rau und auch etwas fremd. Wer aber erst mal erkannt hat, dass man hier wirklich Ausschnitte aus den 80ern hört, die damals wirklich im Radio liefen, wird an diesen kleinen Ausschnitten seine Freude haben.

Als echte Berlinerin kann von Bentheim dabei eine Reihe von interessanten, kuriosen kleinen Details beisteuern – und auch mit echten Berliner Dialekten aufwarten. Überraschend vielseitig und oft auch nachdenklich sind ihre Erzählungen - aber eben auch etwas orientierungslos. Irina von Bentheim treibt durch die Stadtgeschichte, erzählt von den verschiedensten Orten, Zeiten und Menschen. Die einzelnen Tracks gehen dabei einfach ineinander über, ohne dass man merken würde, wo eine Episode aufhört und die nächste beginnt. Dementsprechend sollte man sich die 78 Minuten am Stück anhören und sich möglichst nicht stören lassen.

Man sollte für diese kleine Zeitreise Irina von Bentheim, besser gesagt ihre Stimme, mögen. Wer dies tut, kann mit diesem kleinen Hörbuch nur gewinnen. Wer gerne etwas über Berlin zur Zeit der Teilung in Ost und West erfahren möchte, erzählt durch eine Berlinerin, die damals als Reporterin wirklich im Zentrum des Geschehens war, der ist hier goldrichtig. Selbst wenn man keine Hörbücher oder Radioreportagen mag, hat „Ich bin eine Berlinerin“ eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Ein unnachahmliches Stück Zeitgeschichte, erzählt von einer Frau, die man so noch etwas besser kennen lernen kann, zusammen mit ihrer Stadt. Ein sympathisches Stück Berlin.

Susanne Fischer



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. August 2009 | ISBN: 9783940318039 | Laufzeit: 78 Minuten | Preis: 9,95 Euro | Sprache: Deutsch

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