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 Pandorum


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Irgendwo im Weltall: Die Astronauten Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quaid) erwachen an Bord des gigantischen Raumschiffs "Elysium" aus dem Hyperschlaf, orientierungslos und ohne jedwede Erinnerung – weder an die Zeit vor dem Aufbruch noch an den Zweck ihrer Mission oder an die Ladung des Schiffs. Eine Folge des Kälteschlafes? Um Näheres in Erfahrung zu bringen, versuchen sie mit der Brücke Kontakt aufzunehmen, doch die Kommunikationssysteme sind zusammengebrochen und von der übrigen Besatzung fehlt jede Spur. Zu allem Überfluss müssen sie erkennen, dass ihnen die Zeit davonläuft: Das Schiff wird von Energiestößen erschüttert, der Reaktor steht kurz vor dem Ausfall – was für die beiden Astronauten den sicheren Tod bedeuten würde. Per Funk wird Bower von Payton immer tiefer in die Katakomben des Raumschiffs gelotst, um den Reaktor neu zu starten und die Katastrophe abzuwenden. Doch schnell müssen beide erkennen, dass sie nicht allein auf dem Schiff sind: Unheimliche humanoide Wesen schleichen durch die verlassenen Gänge und machen Jagd auf Menschen …

Lautlos wie ein Flug durch den Weltraum – so könnte man die Bewerbung von "Pandorum" auf den Punkt bringen. Denn während James Camerons visionäres Comeback "Avatar" mit Posaunen und Trompeten Einzug gehalten hat, kam die deutsch-amerikanische Produktion unter der Regie von Christian Alvart ("Antikörper") auf leisen Sohlen in die heimischen Kinos geschlichen, und auch für die anstehende DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung des SF-Horrorstreifens im April 2010 wird nur zaghaft die Werbetrommel gerührt. Wird hier zu Recht Zurückhaltung geübt oder ein kleines Meisterstück ungerecht behandelt?

Die Ausgangssituation jedenfalls verspricht Nervenkitzel pur: Zwei Astronauten, die ohne Orientierung in einem abgeschotteten Quartier erwachen, Erinnerungsfragmente, die erst allmählich zurückkehren, ein Brückenpersonal, das sich nicht meldet, die einzige Schleuse verriegelt und mit merkwürdigen Schrammen versehen, als ob sie jemand gewaltsam öffnen wollte – viele Eindrücke werden versammelt, ohne die Richtung zu verraten, in die sich der Film bewegt. Der Zuschauer weiß nicht wesentlich mehr als die beiden Figuren und stellt sich dieselben Fragen wie sie, etwa über den Verbleib der restlichen Crew oder das Ziel der Mission. Wie sie wird auch er unvorbereitet in den blutigen Überlebenskampf mit unheimlichen Kreaturen hineingestoßen; Überlebende werden gefunden und wieder an die hungrigen Bestien verloren, doch Informationen werden beiden Gruppen – den Akteuren wie auch dem Publikum – berechnend unterschlagen.

Unglücklicherweise verirrt sich dieses Konzept in die unendlichen Weiten farblosen Suspenses. Christian Alvarts "Pandorum" will ein intelligenter Horrorfilm vor kalter SF-Kulisse sein, doch genau an diesem Anspruch scheitert er: Der vielversprechende Beginn, der den Zuschauer in einen Zustand klaustrophobischer Unsicherheit versetzt, mündet in eine leidlich fesselnde 08/15-Kreaturen-Hatz, die mit fortschreitender Handlung ihr Potential zugunsten oberflächlicher Unterhaltung verkauft. Die Spannungskurve bricht im zweiten Drittel des Films ein, da das Drehbuch Story und Atmosphäre gerne mal zugunsten leicht durchschaubarer Schockmomente, überflüssig brutaler Menschenjagden und für die Handlung völlig unerheblicher Kampfszenen hintanstellt.

Überhaupt hat das Drehbuch die größten Fehler des Films zu verantworten: Die Schockmomente wirken solide, sind aber zu routiniert, zu plakativ und zu berechnet gesetzt. So kann der Streifen den zartbesaiteten Gelegenheitsgucker zwar öfters aus dem Sessel reißen, dem versierten Genre-Fan aber nur ein mildes Lächeln oder ein müdes Heben der Augenbraue abgewinnen – was sich in der Folge auch auf die Dynamik auswirkt: Man fragt sich, wann der Film endlich mit der Auflösung herausrückt oder zumindest neue Andeutungen ins Spiel bringt, mit denen man sein ganz eigenes Kartenhaus an Erwartungen aufstellen kann in der Hoffnung, dass eine raffinierte Auflösung eben dieses erst recht wieder zum Sturz bringt. Mit einer solchen sorgt das Drehbuch zwar für einige nette Überraschungen, doch es taumelt auch über selbstverschuldete logische Stolperdrähte und kann die Enttäuschung über den Film als Ganzes kaum mildern. Die Handvoll Kampfszenen sind solide choreographiert, aber kein einziges Mal unterhaltsam, da sie leicht als überflüssiges und zuweilen völlig sinnloses Streckmittel zu enttarnen sind. Mit Pandorum, einer durch Paranoia und Wahnvorstellungen charakterisierten Psychose, wurde der klaustrophobischen Situation eine vielversprechende Tiefe ermöglicht, diese aber nur bescheiden ausgelotet.

Die Schwächen des Drehbuchs hätten von engagierten Darstellern abgefedert werden können, doch kommt es genau umgekehrt: Die Figuren zeigen sich derart blass wie das fahle Neonlicht in den Eingeweiden des Raumschiffs, dass die Schauspieler stellenweise mit der kühlen Umgebung zu verschmelzen drohen. Ben Foster ("X-Men: Der letzte Widerstand") spielt sich konturlos bis zum Reaktor durch, Dennis Quaid ("Die Reise ins Ich", "The Day After Tomorrow") blickt größtenteils aufgeschreckt und mit weit aufgerissenen Augen um sich, als ob jeden Moment ein Rudel tollwütiger Geldeintreiber oder die gefürchtete Schwiegermutter durch die Schleuse tritt, und die deutsche Aktrice Antje Traue ("Phantomschmerz"), die fließend Englisch spricht, gibt die attraktive, aber charmelose Kampfamazone Marke Milla Jovovich.

Bemerkenswert an "Pandorum" ist seine Déjà-vu-Gewalt: Wenn Ben Foster durch die Kabelschächte des Schiffs kriecht, denkt der Zuschauer nicht umsonst an Tom Skerrit, der in "Alien" als Captain Dallas in den Schächten der "Nostromo" sein Ende gefunden hat, die Mutanten erinnern mit ihrer Vorliebe für frisches Menschenfleisch entfernt an ihre untoten Gegenstücke in "Resident Evil" und auf Traues Rolle als kühle Amazone wurde schon hingewiesen. Doch kein anderer Film drängt sich dem Zuschauer fast die gesamte Laufzeit hindurch dermaßen auf wie "Event Horizon". Das Setting, die Atmosphäre, der Beginn des Films, ja, selbst das Finale weisen außergewöhnliche Parallelen zu dem SF-Gruselstück von 1997 auf. Ein Blick auf die Crew von "Pandorum" zeigt, wieso: Mit Paul W. S. Wilson ist der Regisseur von "Event Horizon" als Produzent mit an Bord. An den unterschwelligen Horror, die packende Atmosphäre und die gut aufgelegten Darsteller von "Event Horizon" reicht "Pandorum" aber kein einziges Mal heran.

Die Kaufversion der DVD wird den deutschen sowie den Originalton jeweils in Dolby Digital 5.1 beinhalten, die deutsche Tonspur zusätzlich noch in DTS 5.1. Als Untertitel wird lediglich Deutsch für Hörgeschädigte anwählbar sein. Über die mögliche Bereitstellung eines Wendecovers sowie Art und Umfang etwaigen Bonusmaterials lagen zum Zeitpunkt der Rezension keine genaueren Informationen vor.

Fazit: Bemühter, aber letztendlich enttäuschender Sci-Fi-Thriller, der sich zu sehr an bekannten Genregrößen orientiert, anstatt Mut zu beweisen und eigene Wege zu gehen. So verspielt "Pandorum" mit einem schalen Aufguss bekannter Elemente und einer zu routiniert ablaufenden Dynamik sein Potential leichtfertig und kann so sein stilles Versprechen auf intelligente wie raffinierte Gänsehaut-Unterhaltung nicht einlösen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Schweizer Produktion "Cargo", deren DVD- und BD-Veröffentlichung Mitte April erwartet wird, sich ambitionierter, niveauvoller, origineller, frischer, kurz: mutiger zeigt …

Bild- und Tonqualität sowie Extras können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4011976872788 | Erschienen: 22. April 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 105 Minuten | Originaltitel: Pandorum | Preis: 14,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch für Hörgeschädigte | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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