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 Byzanz - Pracht und Alltag


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Gesamt ++++-
Anspruch
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Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Als das römische Imperium zerfiel, bildete sich in seinem östlichen Teil eine eigene Kultur heraus, die sich von jener des Westens deutlich unterschied. Die Auswirkungen dieser Teilung prägen und teilen noch das heutige Europa. Zwischen der lateinischen und der griechischen beziehungsweise kyrillischen Schrift klafft eine ganz eigene Grenze, die sich auch in den Konfessionen der betreffenden Länder widerspiegelt.
Byzanz, die Stadt und das Reich, die aus dem alten Konstantinopel beziehungsweise Ostrom hervorgingen – ein wenig exotisch mutet es den Westeuropäern heute an, geheimnisvoll und fremd. Eine von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn präsentierte Ausstellung vom 26. Februar bis 13. Juni 2010, deren Katalog das hier besprochene Buch darstellt, befasst sich mit dem in Byzanz gepflegten Prunk, aber auch mit dem Alltag in Stadt und Reich.

Der erste Teil des Buchs besteht vorwiegend aus Essays, die ganz unterschiedliche Aspekte des Themas Byzanz herausgreifen, etwa die Religiosität, Sprache und Schrift, das Militär, die Architektur und die kostbare Seide aus Byzanz, aber auch die Eroberung des praktisch auf das Stadtgebiet geschrumpften Reichs durch Mehmet II. und das Weiterleben der byzantinischen Kultur mittels der Religion nach dem Fall der Stadt.
Im zweiten Teil geht es um die Exponate, dieser bildet also den eigentlichen Katalog mit Fotos der ausgestellten Stücke, detaillierten Angaben zu ihnen und Erläuterungen im Begleittext. Auch hier wird eine Fülle an Themen aufgegriffen vom frühen Konstantinopel bis zu "Pracht und Ohnmacht", dem Byzanz des Spätmittelalters, gebeutelt ausgerechnet durch einen Kreuzzug. Der Anhang enthält neben einer Bibliographie und dem Impressum auch eine Zeittabelle.

Bereits die Essays ermöglichen einen sehr detaillierten und dabei vielschichtigen Einblick in die byzantinische Kultur. Sie vermitteln Verständnis für die Schwierigkeiten der Machthaber in den Jahrhunderten rund um den Zerfall Roms in zwei Teile und den unaufhaltsamen, ausgerechnet von Glaubensbrüdern mittels Kreuzzügen beschleunigten Niedergang dieses gewaltigen Reiches. Zugleich aber befassen sie sich auch mit der ausgesprochen anspruchsvollen Kunst und Kultur des Landes. Sie werden illustriert von zahlreichen Abbildungen nicht ausgestellter Artefakte sowie einiger der Exponate der Ausstellung selbst.
Der reine Katalogteil enthält ebenfalls reichlich Text, werden doch die einzelnen Stücke ausführlich erläutert. Hochwertige Texte "konkurrieren" hier mit Fotos, die dem Laien so zumeist nicht begegnen. Vermutlich aus sehr gutem Grund enthält die Ausstellung wesentlich mehr Stücke als im Katalog abgebildet werden, doch deren Beschreibung ermöglicht es, sich ein Bild von ihnen zu machen.

Die Fotos bestechen durch ausgezeichnete Qualität und, zumindest, was den Katalog betrifft, eine akzeptable Größe. Größe und Platz sind ohnehin ein Thema in diesem Buch, ist doch der Text sowohl der Essays als auch innerhalb des eigentlichen Katalogs auffallend klein gedruckt. Nun ja, andernfalls wäre ein zweiter Band vonnöten gewesen.
Nicht zu allen Exponaten gibt es, wie erwähnt – zu einem guten Teil sicher aus rechtlichen Gründen –, eine Abbildung; sofern ein Ausstellungsobjekt nicht abgebildet ist, erhält es seine Charakterisierung durch den dazugehörigen Text und nicht selten durch gleichartige weitere Objekte.
Ein bis auf die kleine Schrift als Herausforderung an die Ausdauer des Lesers sehr schönes und informatives Buch, nicht nur ein klassischer Katalog, jedoch auch das, sofern man die Ausstellung besucht hat oder besuchen möchte. Dieser prächtige Band bringt dem Leser das rätselhafte Byzanz definitiv näher.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2010 | ISBN: 9783777425313 | Preis: 42,00 Euro | 408 Seiten | Sprache: Deutsch

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