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Judds Leben läuft gerade alles andere als gut. Nach einer Fehlgeburt entfremdeten er und seine Frau Jen sich immer mehr voneinander. Diese Entwicklung fand ihren dramatischen Höhepunkt, als er Jen mit seinem Chef im Bett erwischte. Jetzt hat er weder Frau noch Job, da er auch noch erfahren musste, dass dieses Verhältnis schon länger lief. In seiner Kellerwohnung bemitleidet er sich, als auch noch sein Vater – wenig überraschend – stirbt. Dessen letzter Wunsch ist dafür viel überraschender: Er wollte, dass seine gesamte Familie für ihn Schiwa sitzt, also nach jüdischer Tradition Totenwache für ihn hält.
Sieben Tage lang mit seiner chaotischen Familie in einem Haus? Judd könnte sich Besseres vorstellen … Doch auf ihn hört keiner und so kommt es zum Familientreffen im Haus der Mutter, einer anerkannten Psychologin für Erziehungsfragen. Vier Geschwister, die jeweiligen Lebens-(abschnitts-)Gefährten und diverse Kinder, eine Woche lang gemeinsam.
In dieser Woche kommen viele alte Geschichten wieder hoch, der Aufenthalt im Haus der Kindheit ruft die Reflektion über diese hervor und so sind Spannungen vorprogrammiert.
Das eigentlich atheistische Familienoberhaupt beordert seine Familie mittels letztem Willens zurück nach Hause, um für ihn Totenwache zu halten. Da alle Familienmitglieder mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind und noch ungelöste Konflikte schwelen, sind Streitereien vorprogrammiert, die das eine oder andere Mal auch durchaus handfest werden. Aber ebenso leidenschaftlich, wie sich gestritten wird, so wird auch getrauert, gewitzelt und geliebt.
Im Vordergrund steht Judd als tragische Hauptfigur, die dem Leser sehr schnell ans Herz wächst. Aber auch seine Geschwister, die Mutter, Freunde und sogar die Noch-Frau werden so gut gezeichnet, dass der Leser sie versteht und gewissermaßen sogar mag. Nicht oft werden so viele Charakterfacetten so überzeugend dargestellt, dass die Figuren wie Menschen aus dem echten Leben wirken, ohne aufgesetzt zu sein.
Aber vor allem die reinen Situationen sind überaus gut gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich leicht lesen. Das Geschehen an sich bringt den Leser alle paar Seiten dazu, inne zu halten. Sei es, um sich die Lachtränen vom Gesicht zu wischen oder um zu schlucken, um das eben Gelesene zu verdauen - ein weiteres Zeichen für die Qualitäten des Autors, zwischen komischsten Ereignissen und traurigen Nachrichten wechseln zu können, ohne den Leser abzuhängen. Das Gefühlswirrwarr der Figuren wird auf den Leser übertragen, ein weiterer Grund, warum es schwer ist, dieses Buch aus der Hand zu legen. Und so vergehen "Sieben verdammt lange Tage" wie im Flug innerhalb weniger Stunden.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website: "Sieben verdammt lange Tage"