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 Bockwurst, ade!: Geschichten aus einer versunkenen Welt


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die DDR war für viele Westdeutsche etwas, das man von Gerüchten, Erzählungen und bisweilen auch von Besuchen glaubte zu kennen. Der Autor Fritz-Dieter Doenitz gibt in seinem Buch einen näheren Einblick. Mehr als nur näher sogar, denn er wurde 1939 geboren, wuchs in Thüringen auf und erlebte somit die DDR über den gesamten Zeitraum ihres Bestehens mit.
Und so lässt er den Leser daran teilhaben, erzählt, wie das mit den Bockwürsten und Bananen wirklich war, wie der Bau der Mauer vom Volk erlebt wurde und was sich alles änderte. Neben den Berichten über Rohstoffe, beziehungsweise den Mangel an denselben und damit einhergehende liegenbleibende Arbeit - wer nichts zum Bauen oder Forschen hat, kann eben entsprechende Tätigkeiten nicht ausführen -, lässt er auch eigene Erlebnisse mit einfließen.
Denn Fritz-Dieter Doenitz ist promovierter Physiker, arbeitete jedoch als junger Mann erst mal als Schmelzer in einer Jenaer Glasfabrik. Zu den Arbeitsbedingungen, die durch Vierfachschichten nicht gerade leichter wurden, kamen Ausrüstung und Materialien, die zusätzliche Schwierigkeiten bedeuteten.
Doch nicht nur die Arbeit stellte eine permanente Herausforderung dar. Auch Politik war stets ein großes Thema. Daneben gab es immer wieder im Alltag Erlebnisse, die jemand, der in Westdeutschland aufgewachsen ist, nicht kennt und schier unvorstellbar findet. Sei es, wenn es darum ging ein Auto zu kaufen oder aber in den Urlaub zu fahren.
Fritz-Dieter Doenitz und seine Familie wollten aus der DDR ausreisen und stellten einen entsprechenden Antrag. Es dauerte, bis diesem stattgegeben wurde, immer wieder kam es zu Verzögerungen, und kaum gab es grünes Licht, verlor seine Tochter ihren Studienplatz und er selbst seine Stelle an der Technischen Universität. Lediglich seine Frau durfte als Ärztin weiter praktizieren, das aber auch nur, weil sie noch gebraucht wurde.
Dennoch vergingen nach dem Antrag noch zwei Jahre, bis der Autor mit seiner Familie im Jahre 1988 in den Westen übersiedeln konnte.

Fritz-Dieter Doenitz beschreibt hier seine Erlebnisse in der DDR, die er vom Anfang bis fast zum Ende mitbekommen hat. Ihr Ende beobachtete er dann vom Westen aus, doch bis dahin hat er alles, was man aus Erzählungen oder dem Fernsehen kennt, selbst erlebt – und noch eine ganze Menge mehr.
Dieses Buch ist aber alles andere als ein trockener Bericht, sondern schildert in einer Art Romanform auf sehr unterhaltsame Weise das Leben in der DDR. Trostlos wirken die Erzählungen nicht. Zwar wird sicher der eine oder andere Leser ungläubig mit dem Kopf schütteln, aber das ändert nichts daran, dass der Autor zu fesseln weiß durch seine Art zu schreiben und zu erzählen. Denn ein bisschen wirkt es beim Lesen so, als höre man dem Autor selbst zu. Man vergisst, dass man liest und hat das Gefühl, die Stimme des Autors zu hören, wie er einem von der DDR erzählt. Seine Erlebnisse sind skurril, manchmal auch schlichtweg komisch, fremdartig wirken sie auf jemanden, der sich solche Zustände nicht vorstellen kann.
Für Leser aus dem Westen gibt es hinten im Buch noch ein ausführliches Glossar, das sehr gut erklärt, was zum Beispiel ein Neulehrergehalt ist, was es mit den Jungen Pionieren oder auch einer Brigadefeier auf sich hatte, was der Weiße Jahrgang war und noch einiges mehr.
Ein gut geschriebenes Buch für alle, die mal einen echten Einblick in das Leben in der DDR gewinnen wollen oder einfach gute Unterhaltung der etwas ungewöhnlichen Art mögen.

Maren Frank



Hardcover | Erschienen: 31. Mai 2010 | ISBN: 9783937357393 | Preis: 12,80 Euro | 141 Seiten | Sprache: Deutsch

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