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 Im Schatten des Palazzo Farnese


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Als der französische Minister Edouard Valhubert erfährt, dass man seinen Bruder in Rom vergiftet hat, denkt er einzig daran, den Fall so schnell wie möglich in den Aktenschränken der italienischen Polizei verschwinden zu lassen. Seine Karriere und der Ruf der französischen Regierung sind ihm wichtiger als die Frage, wer seinen Bruder Henri umgebracht hat.
Er entsendet den Juristen und ehemaligen Sonderermittler Richard Valence. Dem aber ist nicht wohl bei der Sache, kennt er doch die junge und hübsche Frau des Ermordeten nur zu gut. Er hatte Laura Valhubert in tiefste Verzweiflung gestürzt, als er sie vor achtzehn Jahren urplötzlich verließ.
Und nun sind sie, der Sohn Henris und dessen zwei Studienkollegen im Kreis der Verdächtigen.
Widerwillig ermittelt Valence auch im Fall eines gestohlenen Manuskriptes, das dem Kunstsachverständigen Henri Valhubert in Paris angeboten worden war und das ihn offensichtlich mitten in der Sommerhitze - ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten - nach Rom geführt hat.
Der Kreis der Verdächtigen umfasst neben den drei jungen Studenten auch Laura und Valence entschließt sich, ganz gegen den Wunsch des französischen Ministers Edouard Valhubert, den Fall nicht sang- und klanglos zu den Akten zu legen, sondern schonungslos an die Öffentlichkeit zu bringen, wer hinter dem Mord steckt. Doch Valence irrt sich, wenn er glaubt, der Mörder würde darauf warten, enttarnt zu werden. Und so geschieht ein zweiter Mord und wirft ein ganz neues Licht auf den Fall.

Inzwischen weltberühmt durch ihre Kriminalromane mit dem französischen Ermittler Adamsberg, hat die französische Schriftstellerin, Historikerin, Archäologin und Archäozoologin Frédérique Audoin-Rouzeau 1994 einen Roman veröffentlicht, der für Aufsehen sorgte. "Ceux qui vont mourir te saluent" (Deutsch: "Im Schatten des Palazzo Farnese") ist ihr dritter Kriminalroman. Und auch ohne die Romanfigur Adamsberg, die 1991 das Licht der Welt erblickte, fasziniert Fred Vargas - unter diesem Pseudonym veröffentlicht die Französin all ihre Romane - den Leser. Ihre Figuren sind gebrochen, facettenreich, komplex und es gibt weder gut noch böse, sondern unendliche Varianten von Grauschattierungen dazwischen. Selbst der Ermittler ist nicht frei von Irrtümern, Zweifeln und Schuld.

Ähnlich komplex ist die Geschichte konstruiert. Immer wieder gibt es Brüche, scheinbar zusammenhanglose Fragmente, Nebenhandlungen, die den Leser in die Irre führen. Der nicht einfach zu lesende Satzbau, die schwierige Struktur und der aus vielen Puzzleteilen aufgebaute Text eignen sich nur bedingt, um als Hörbuch vorgetragen zu werden. Immer wieder fragt sich der Hörer, wer jetzt was sagt und wo die Ermittlungen stehen - zu sehr fehlen Überleitungen und Verbindungsstücke. Suzanne von Borsody, die bisher alle Romane von Fred Vargas vertont hat, gibt ihr Bestes. Lässt sämtlichen Rollen ein klein wenig Eigenständigkeit zukommen und versucht immer wieder wie eine Theaterschauspielerin, Dramatik und Emotion zu bieten. Des Öfteren kommt man sich wie auf der Bühne vor. Doch dieses Deklamieren geht immer wieder nach hinten los. Vor allem in der Rolle des Nero und noch schwächer als Tiberius - zwei der verdächtigten Studenten - gerät dies fast zur Karikatur und überzeugt nicht.

So verliert sich der Hörer zur Mitte des Stückes fast in den scheinbar sinnlosen Handlungssträngen und den dargebotenen Gedankengängen der Protagonisten. Man fragt sich immer öfter, was das alles soll und wohin die Handlung steuert.

Doch spätestens die dritte CD lässt keine Pausen mehr zu. Immer stärker faszinieren die Story von Vargas und der Vortrag von Suzanne von Borsody den Hörer. Am Ende, wenn man fast atemlos der Auflösung zuhört, kann man nicht umhin, "Im Schatten des Palazzo Farnese" als Meisterwerk zu empfinden - allen Schwächen zu Beginn und dem Mittelteil zum Trotz.

"Im Schatten des Palazzo Farnese" ist keine leichte Kost. Man verzweifelt fast ob des verworrenen Verlaufs der Ermittlungen. Doch Fred Vargas zeigt bereits in diesem 1994 erstmals erschienenen Roman, warum ihre Kriminalromane einen exzellenten Ruf als literarische Abart eines ansonsten oft eher trivialen Genres genießen.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 28. August 2010 | ISBN: 9783898139922 | Laufzeit: 303 Minuten | Originaltitel: Ceux qui vont mourir te saluent | Preis: 19,99 Euro | Sprache: Deutsch

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