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 Ich will auch Geschwister haben!

Autoren: Astrid Lindgren
Verlag: Oetinger

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Peter trifft einen Nachbarsjungen. Der schiebt einen Kinderwagen und schwärmt von seinem Geschwisterchen. Als Peter am Abend seine Mutter fragt, ob er auch einen Bruder oder eine Schwester haben kann, sagt die einfach "Ja". Seltsam, sonst muss Peter immer quengeln und betteln, um etwas zu bekommen. Dass seine Mutter schon recht rundlich geworden ist, hat Peter gar nicht gemerkt.
Doch als das Baby da ist, gefällt es Peter gar nicht mehr. Es schreit und Mama hat es viel lieber als ihn. Er haut seine kleine Schwester und benimmt sich sehr eifersüchtig. Am liebsten würde er sie gegen ein Dreirad eintauschen, aber seine Mama sagt, das geht nicht. Peter ist sehr traurig und weint, doch seine Mama weiß Rat.

Die altbekannte Geschichte vom Geschwisterwunsch, meist von der Umgebung angestoßen, die sich ins Gegenteil verkehrt. Neid und Eifersucht, Trauer und Ablehnung sind die Folgen der ersten Probleme, die auftauchen. Die Eltern haben nicht mehr ein Kind, sondern zwei. Die Aufmerksamkeit wendet sich dem Baby zu und das "Einzelkind" ist nicht mehr an erster Stelle.

In der Hoffnung, dass Astrid Lindgren, bekannte und erfolgreiche Kinderbuchautorin aus Schweden, dieses Thema kindgerecht und nett anpackt, legt man sich dieses Buch zu. Eine Vielzahl an Lindgren-Büchern steht meist schon im Regal, und alle sind hervorragend. Pippi Langstrumpf hat einen Ehrenplatz und nichts lässt man auf diese Autorin kommen.
Doch welche Enttäuschung. Zunächst fallen die Bilder auf. Sie sind leider nicht schön. Zu bunt, zu naiv und zu hässlich.
Macht nichts, wendet man sich der Geschichte zu. Erstaunlich viel Text für ein Vorlese-Buch, zwanzig Minuten Lesezeit sollte man schon einplanen. Und dann die zweite Enttäuschung. Nur Klischees. Von der ersten bis zur letzten Seite werden stereotype Rollenbilder und Verhaltensweisen geschildert. Keine Ironie, kein leiser Humor und keine Ausnahme.
Das ist für ein Lindgren-Buch mehr als eine Überraschung, es ist eine schwere Enttäuschung.
Ob es der Vater ist, der bei allen drei Kindern nur zuschaut, wie das Kind gebadet wird, oder die Geburt im Krankenhaus, "denn dort hilft man, dass die Babys auf die Welt kommen". 1971 wurde dieses Buch geschrieben und die Autorin ist 1907 geboren. Eine Hausgeburt ist also für sie etwas völlig Vertrautes und Normales. Warum diese einseitige Aussage?
Doch damit nicht genug, Babys schreien immer, es sei denn, man nimmt sie auf den Arm. Babys können nichts, außer schreien - das ist schlimm!
Babys können unendlich viel mehr und Geschwisterkinder sehen und fühlen das beinahe auf der Stelle, wenn der kleine Wurm in ihren Armen liegt. Geschwisterkinder schlagen aus Eifersucht ihre "Neulinge" - habe ich noch nie erlebt und halte das für ein Stereotyp, das es so nicht gibt.

So hangelt sich diese Geschichte von einem Klischee zum nächsten und mir gefällt keins davon. Ich habe das schlicht so nicht erlebt und meine vier Kinder können diese Geschichte überhaupt nicht verstehen. Sie staunen ob der Schwierigkeiten, die Peter hat und wundern sich, dass die Eltern das alles so hinzunehmen scheinen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 1979 | ISBN: 3789160334 | Preis: 12 Euro | 32 Seiten

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