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 Garstige Gnome

Autoren: Royce Buckingham
Übersetzer: Joannis Stefanidis
Verlag: Penhaligon

Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wieder einmal sitzt Sam im Knast. Officer Myrmidon hat ihn beim Diebstahl einiger Feuerwerkskörper erwischt. Der Zwölfjährige ist so etwas wie sein Stammgast, denn sein meist betrunkene Vater kümmert sich kaum um ihn. Immer wieder erwischt ihn der Polizist bei kleineren Unartigkeiten. Diesmal kommt dem Officer ausgerechnet sein Sohn PJ dazwischen. Eigentlich sollte der schon gestern ankommen, hat sich aber so sehr verspätet, dass der freie Tag seines Vaters vorüber ist. Nun muss der Officer los und lässt Sam in der Obhut von PJ zurück.
Der siebzehnjährige PJ hat überhaupt keine Lust, auf den vorlauten Jungen aufzupassen, fügt sich aber ins Unvermeidliche. Was sein Vater anordnet wird gemacht, keine Frage.

Dumm nur, dass einer der Grenzsensoren anschlägt. Sam überredet PJ nachzusehen, was dort los ist. Vielleicht, so suggeriert er dem älteren Jungen, ist ein Schmuggler über die Grenze, hat einen Sack Geld versteckt und reist nun über einen legalen Posten ins Land ein. Die beiden haben also maximal eine Stunde, sich die vermeintliche Beute zu sichern. Als PJ und Sam im unwegsamen Grenzgebiet ankommen, überfahren sie den Übeltäter, der den Sensor ausgelöst hat. Doch der vermeintliche Gauner entpuppt sich nach einigem hin und her als Gnom. Als haariger, kleiner, übellauniger Gnom, der nichts unversucht lässt, den Jungen wieder zu entkommen. Als wenig später zwei Personen den Gnom abholen und wieder verschwinden, ist PJ zufrieden. Anderer Leute Probleme gehen ihn nichts an. Dumm nur, dass Sam sich aufmacht und den beiden folgt. Er erhofft sich ein Abenteuer - etwas, was in seinem Leben so wahrscheinlich ist wie ein nüchterner Vater.

Wohl oder übel muss nun auch PJ in den Tunnel, in dem die Unbekannten mit dem Gnom und kurz darauf auch Sam verschwunden sind. Er ahnt nicht, dass ihm ein Abenteuer auf Leben und Tod bevorsteht, in dem vor allem mörderische Gnome die Hauptrolle spielen. Aber auch ochsengroße Wanzen, drei Meter hohe Gottesanbeterinnen und andere Monster, die einen Menschen mit einem Happs verschlingen können, kommen vor - und die das zum Leidwesen von Sam und PJ auch tun.

Nach "Dämliche Dämonen" und "Mürrische Monster" - zwei Weltbestsellern, bei denen allein der deutsche Titel als mies eingestuft werden muss - nun also "Garstige Gnome". Bis auf den wiederum allein wegen der wohlklingenden Alliteration ausgewählten, ansonsten aber dämlichen deutschen Titel - im Original lautet er passender "Goblins. An Underearth Adventure" - kann Autor Royce Buckingham da wohl kaum etwas falsch machen. Denn sein Humor kam glänzend rüber in den beiden ersten Bänden über Dämonen und Monster - warum also nicht auch bei Gnomen (oder Goblins)?

Ja, warum eigentlich nicht. Weil, man mag es kaum glauben, dieses Buch als humorlose Zone gelten muss. Kein Witz, kein Spaß, keine Ironie. Es geht grausam, brutal, mitleidlos und unglaublich ernst zu. Menschen sterben, Gnome sterben, ein Krieg bricht aus. Nichts, aber auch gar nichts lockert die Handlung auf.

Da hilft es kaum, dass die meisten Kapitel nur zwei bis drei Seiten lang sind. Man kommt sich vor, als folge man einem häppchenweise servierten Versuch, die beiden ersten Bücher über Dämonen und Monster vergessen zu machen. Was hat sich der Autor dabei gedacht, die Gnome ohne jeden Humor auftreten zu lassen? Was soll eine Handlung, die den Leser vor die Frage stellt, ob er nun diese Menschen mögen muss, die Gnome für dämliche Versager und Mörder halten. Oder die Gnome, die die Menschen für genau dieselben Wesen halten - eben grausame Mörder. Und auch wenn das Ende der Geschichte mit manchem versöhnt - vorhersehbarer geht es leider kaum.

Nein, "Garstige Gnome" ist genau so wie sein deutscher Titel: dämlich und witzlos. Leider suggeriert auch das Tielbild eher eine weitere witzige Posse a la "Dämliche Dämonen" - doch die Gnome im Buch ähneln dem grünen Spaßvogel auf dem Umschlag nicht - aber das kennt man ja von dem beiden ersten beiden Büchern bereits. Auch hier waren Titel und Umschlagillustration nicht kompatibel mit dem Inhalt. Wer zudem glaubt, wenigstens die zweihundertachtundachtzig Seiten seien ein Garant für eine lange Geschichte, dem muss man alle Illusionen nehmen - die sechzig Kapitel (!) zergliedern einen Text, der in knapp drei Stunden durchgelesen ist - viele leere Stellen, große Schrift, wenige Buchstaben pro Zeile und geringe Zeilenzahl sei Dank.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 15. November 2010 | ISBN: 9783764530211 | Originaltitel: Goblins. An Underearth Adventure | Preis: 12,99 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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