Leere bestimmt das Leben des verwitweten Universitätsprofessors Walter (Richard Jenkins): Seine Versuche diese in Erinnerung an seine Frau, eine Pianistin, durch Klavierstunden zu füllen, sind eher traurig als tröstlich. Sein Engagement als Dozent lässt ebenso zu wünschen übrig wie das als Forscher: Seit Jahren spult er uninspiriert das immer gleiche Vorlesungsscript ab, und die angeblich intensive Arbeit an seinem neuen wirtschaftswissenschaftlichen Buch dient ihm nur als Vorwand, um vor Kollegen und Vorgesetzten seinen weitgehenden Rückzug aus dem Uni-Alltag zu rechtfertigen.
Durch eine unerwartete Reise kommt jedoch Bewegung in Walters stillstehendes Leben: Widerwillig muss er zu einer Konferenz in seine Heimatstadt New York reisen, um dort einen Aufsatz vorzustellen, den er als Co-Autor unterzeichnet hat – obwohl er gar keinen Beitrag zu den Ergebnissen geleistet hat. Als er nachts in seiner seit längerem verlassenen Zweitwohnung ankommt, ist die Überraschung groß: In der Zwischenzeit ist dort ein junges Flüchtlingspaar eingezogen, dem die Wohnung von einem betrügerischen Bekannten zur Untermiete vermittelt wurde. Nach kurzem Überlegen bietet Walter dem Syrer Tarek (Haaz Sleiman) und der Senegalesin Zainab (Danai Gurira) an zu bleiben, bis sie eine andere Unterkunft gefunden haben. Schnell entwickelt sich zwischen dem verschlossenen New Yorker und dem jungen Mann eine Freundschaft: Tarek bringt Walter das afrikanische Trommeln bei, und dieser genießt zusehends den neuen Rhythmus in seinem Leben. Doch dann kommt es eines Tages bei einer Fahrkartenkontrolle zur Verhaftung Tareks, und er landet in Abschiebehaft: Er und Zainab sind illegale Einwanderer. Walter verlängert seinen Aufenthalt und setzt alles daran, Tarek wieder frei zu bekommen. Dann taucht auch noch dessen attraktive und faszinierende Mutter Mouna (Hiam Abbass) auf, die ebenfalls verwitwet ist, und zieht bei Walter ein …

Das Anliegen von "Ein Sommer in New York – The Vistor" ist ganz klar: Der Film ist ein entschiedener und auch überzeugender Appell gegen die menschenfeindlichen Züge der amerikanischen Einwanderungspolitik beziehungsweise gegen die Praxis der Abschiebung illegaler Einwanderer überhaupt. In der Konfrontation Walters als typischem Vertreter der westlichen Welt mit der Welt der Immigranten zeigt sich, wie wenig Berührung das Reden über Einwanderung und die tatsächlich erfahrenen Einzelschicksale miteinander haben: Walter, der sich theoretisch mit der Wirtschaft in Entwicklungsländern beschäftigt und von Anfang an eher liberaler Gesinnung zu sein scheint, gewinnt doch erst durch den engen persönlichen Kontakt zu Betroffenen einen wirklich anteilnehmenden Blick auf deren Alltag – und auf sein Heimatland, das sich den Wert der Freiheit groß auf die Flagge geschrieben hat und diese doch nicht allen zugesteht.

Diese Problematik inszeniert der Film allerdings ein wenig holzschnittartig: Die porträtierten Einwanderer – ob nun der wahnsinnig sympathische Tarek, die bescheidene Zainab, die starke Mouna oder der herzliche ägyptische Besitzer des Coffee-Shops neben dem Gefängnis – sind allesamt als so weise wie höfliche Gegenbilder zu ausländerfeindlichen Klischees konzipiert, dass dies doch als etwas plumpe Lektion in Sachen Aufklärung und Toleranz erscheint. Auch die Wandlung des steifen Walters durch die Kraft der afrikanischen Musik ist nahe an der Kitschgrenze. Dass diese aber gerade so nicht überschritten wird, liegt zum einen daran, dass der Film am Ende nicht in ein "Feel-Good"-Szenario abgleitet, und zum anderen an dem äußerst überzeugenden Spiel der Darsteller.
"Ein Sommer in New York – The Visitor" erzählt eine durchaus sehr bewegende Geschichte zu einem wichtigen Thema, dessen Komplexität aber in mehr Grautönen und filmisch inspirierter hätte präsentiert werden können.
Die günstigere DVD-Variante bietet leider keine Extras, es gibt jedoch für nur wenige Euro mehr auch eine Special Edition mit 75-minütigem Bonusmaterial.