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 Die russische Konkubine

Autoren: Kate Furnivall
Übersetzer: Werner Schmitz
Verlag: Goldmann Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist der Winter 1917 in Russland, die Revolution hat das Land fest im Griff. Tausende fliehen aus dem Land, auch die Familie Friis, die mit ihren aristokratischen Wurzeln den neuen Machthabern ein Dorn im Auge ist. Und ihnen ist es auch nicht vergönnt, unbehelligt nach China zu kommen. Mitten auf freier Strecke werden sie angehalten – und die kleine fünfjährige Lydia muss mit ansehen, wie ihr Vater von ihnen genommen wird, um exekutiert zu werden …

Elf Jahre später lebt Lydia mit ihrer Mutter Valentina in Tschangschus internationaler Siedlung. Zwar kann Lydia die Schule besuchen, doch ihre Mutter hat den Verlust ihres Mannes nie recht überwunden und flüchtet sich in Suff und Teilnahmslosigkeit. So ist es an Lydia, irgendwie für die Miete zu sorgen, damit sie nicht noch das schäbige Dach über ihren Köpfen verlieren oder verhungern. Daher schreckt Lydia auch nicht davor zurück zu stehlen, doch ihre Ware kann sie nur in den zwielichtigen Stadtteilen loswerden, kein sicheres Pflaster für einen fanqui, einen ausländischen Teufel.

Hier begegnet Lydia auch zum ersten Mal dem 19-jährigen Chinesen Chang An Lo, der sie davor bewahrt in der Sklaverei oder Schlimmerem zu landen. Es ist nur eine von vielen Begebenheiten und plötzlich laufen die beiden sich immer wieder über die Füße und auch Lydia tritt plötzlich als Retter Changs auf, ein Band, was sie nun an trotz aller Gefahren miteinander verbindet. Denn Chang An Lo ist Kommunist und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen den Kuomintang Tschiang Kai-scheks und einer der Gangs von Tschangschus. Doch die internationale Siedlung ist eine kleine Welt, verwoben auf geschäftlicher oder politischer Ebene, und Lydia und Chang laufen direkt in ein Netz von Intrigen und Fallstricken hinein …

"Die russische Konkubine" entführt den Leser zurück in die Vergangenheit Chinas. Zwar lässt die Autorin Kate Furnivall ihre Geschichte schon in den Unruhen 1917 in Russland starten, aber dies ist nur eine eher unwesentliche Vorgeschichte und nach wenigen Seiten abgehandelt. Interessant wird dies erst im Kontext, dass China einige Jahre später ebenfalls vor der roten Bedrohung zu zittern anfängt und Furnivall ihre Protagonisten mitten in diese Revolution setzt.

Für den rechten Einstieg in die Handlung sorgt eine Karte der internationalen Siedlung Tschangschu, in der die Viertel und die wichtigsten Fixpunkte der Handlung vermerkt sind. Nach einer Einführung aller wichtigen Figuren sowie deren Verstrickung untereinander kommt die Handlung ins Rollen. Im Falle von Tschangschu könnte man diese künstliche Siedlung wirklich als Dorf bezeichnen, denn jeder kennt irgendwie jeden und die Beziehungen untereinander sind oft nicht ohne eine gewisse Ironie. Dies macht auch einen großen Reiz des Buches aus: Eine scheinbare Nichtigkeit an einer Stelle zieht größere Kreise, als man denkt – und Kate Furnivall sorgt auch dafür, dass man die Konsequenzen von allen Seiten beleuchtet bekommt, was ein großer Vorteil ihrer vielleicht kleinen, aber so auch überschaubaren Protagonisten-Liste ist. Außerdem nutzt die Autorin die Chance, ihre wenigen Charaktere mit viel Tiefe auszustatten, was ihnen ein sehr komplexes Wesen mit vielen Ecken und Kanten gewährt.
Natürlich ist "Die russische Konkubine" ein Buch, in dem es eher rabiat zugeht – aber bei dem unruhigen Szenario, in dem man sich befindet, muss man von kleinen Handgreiflichkeiten bis hin zu Folter und Mord auf alles gefasst sein.

Zwar verrät die Autorin, was sie zu diesem Werk inspirierte – leider ist aber nicht ersichtlich, wie weit sie sich an realen Begebenheiten bzw. Personen orientiert oder gehalten hat oder wo die Fiktion anfängt. Geht man aber mal vom Besten aus, dürfte man selbst mit fiktiven Personen behaupten können, dass Kate Furnivall einen interessanten Rundumblick mit diesem Buch gewährt und es zusätzlich schafft, eine interessante Story zu verkaufen.

Sandra Seckler

Probe


Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2011 | ISBN: 978-3442473199 | Originaltitel: The Russian Concubine | Preis: 9,99 Euro | 637 Seiten | Sprache: Deutsch

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