Als die Polizistin Julia Vriens und ihr Kollege Sjoerd ein Haus in Roermond betreten, bietet sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Ein junges Ehepaar wurde hinterhältig ermordet und während der Mann mit durchschossenem Kopf im Wohnzimmer liegt, hat der Mörder seine Ehefrau in der Küche erwischt. Ein Fall, dessen Motiv lange Zeit im Dunkeln liegt. Doch eines Tages wird Julia Vriens mit den Problemen der jungen Nathalie konfrontiert, die gemeinsam mit ihrem Baby vor dem gewalttätigen Lebensgefährten geflüchtet ist.

Nathalie musste bereits in jungen Jahren erfahren, wie hart das Leben sein kann. Nachdem ihre Mutter und ihr Bruder einen schweren Verkehrsunfall nicht überlebten, wurde sie viele Jahre lang vom Vater misshandelt und missbraucht. Erst ihr Freund Vincent bietet ihr die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Glücklich darüber, der Gewalt des Vaters entronnen zu sein, ahnt Nathalie nicht, dass auch ihr treusorgender Freund einiges vor ihr zu verbergen hat. Und so dauert es nicht lange, bis das Martyrium von vorne beginnt und Vincent, genau wie ihr Vater, Schläge austeilt und Nathalie für seine verbrecherischen Aktivitäten benutzt.

Eine hoffnungslose Situation, die ihr jähes Ende findet, als Vincent versucht, dem sieben Monate alten Robbie Gewalt anzutun. Von Wut und Angst getrieben, schlägt Nathalie ihren rücksichtslosen Freund nieder und flüchtet mit dem Baby nach Italien, wo ihre Familie ein Ferienhaus besitzt. Doch ihre Tat bleibt nicht ungesühnt. Während Vincent ihr dicht auf den Fersen ist und die Menschen gnadenlos bestraft, die Nathalie helfen wollen, bleibt auch sie nicht untätig. Kurz nachdem Nathalie die Polizistin Julia auf einem Friedhof trifft und bei deren Großmutter unterkommt, bezahlt die alte Frau ihre Freundlichkeit mit dem Leben.

Nichts ist so, wie es scheint. Eine Aussage, die wunderbar auf den neuen Thriller der niederländischen Autorin Simone van der Vlugt passt, die eine dramatische Verfolgungsjagd in den Fokus des Geschehens stellt. So lässt sie eine junge Mutter vor ihrem brutalen Lebensgefährten flüchten und während der Hörer lange Zeit glaubt, eine völlig hilflose Frau vor sich zu haben, wird er allmählich eines Besseren belehrt. Denn die junge Nathalie, deren vordringliches Ziel es ist, sich und ihr Baby vor Misshandlungen zu schützen, entpuppt sich nicht gerade als Unschuldslamm. Immer wieder wird der Hörer hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, einer jungen Mutter zu vertrauen, und einer untrügliche Vorahnung, dass hier etwas überhaupt nicht stimmt. Eine vertrackte Situation, die einige Stunden Spannung verspricht.

Die Geschichte selbst wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen verfolgt der Hörer die junge Nathalie auf ihrer Flucht, die zunächst über Deutschland und die Schweiz nach Italien führt und letztendlich in Portugal endet. Zum anderen begleitet er die Polizistin Julia bei ihren Ermittlungen und erfährt nicht nur viele Details aus ihrem Leben, sondern taucht dabei tief in die Gefühlswelt einer Frau ein, die sich lange Zeit an eine unerreichbare Liebe klammert. Ein gut arrangiertes Katz- und Mausspiel, das, gepaart mit vielen emotionalen Momenten, spannend unterhält.

Fazit:
"Am helllichten Tag" ist ein gut durchdachter Thriller, der, neben einer spannend arrangierten Handlung, vor allem von gelungenen Charakterzeichnungen und real existierenden Problemen lebt. Stimmungsvoll gelesen von der Hörbuchsprecherin Uta Kroemer ist er vor allem eine Empfehlung für alle Fans subtil arrangierter Verbrechen.

Hinweis: Das Hörbuch liegt in Form von 5 Audio-CDs und 1 DAISY-MP3-CD
vor.