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 Die Makellosen

Autoren: Mara Lee
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: Blessing

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Mara Lee stellt spannende Fragen in ihrem Roman. Ist Schönheit wichtiger als alles andere? Hat man es als hässlicher Mensch möglicherweise leichter oder sind doch die Schönen im Vorteil? Was ist überhaupt diese "wahre Schönheit"?
Die Fotografin Siri strebt danach, den Makel, die Verletzlichkeit im Schönen herauszustellen. Dafür geht sie ins Extreme bei Fotoshootings, fotografiert in Momenten, in denen das Kaputte zum Vorschein kommt. Oft auch durch Siri selbst provoziert. Aus diesem Grund hegen vor allem Lea und Mia Hassgefühle für Siri und wollen sie vernichten. Lauras Liebe zu Siri hat allerdings auch unter ihrem Verrat nicht gelitten. Laura und Lea waren in ihren jungen Jahren außerordentliche Schönheiten und erregten dadurch Siris Aufmerksamkeit. Mia hingegen war die beste Freundin des schönsten Mädchens der Kleinstadt, aus der Siri und sie selbst stammen. Dieses Mädchen war das erste tragische Opfer in Siris Laufbahn. Aus diesem Grund, weil Siri ohne Rücksicht auf Gefühle den Finger - und die Linse - immer auf den wunden Punkt richtet, hassen Lea und Mia sie. Laura hingegen liebt Siri noch bis zur Selbstaufgabe. Aus dieser Konstellation ergibt sich ein interessanter Konflikt, als Lea und Mia ihre Rache planen.

Mara Lee lässt sich Zeit, ihre Geschichte in einer Kleinstadt in Schweden, in Paris und in Stockholm wachsen zu lassen. In kurzen Kapiteln springt sie durch die Jahrzehnte und die Länder, oft wird der Wechsel im ersten Moment nur durch die Überschriften der Kapitel klar, so flüssig laufen sie ineinander. Rückblenden und Gegenwart wechseln sich ab und zeigen nach und nach, wie Siri zur Fotografin Iris C. wurde und wie drei verschiedene Frauen von ihr, ohne dass sie es bewusst gewollte hätte, zerbrochen wurden. Der Umgang dieser Frauen mit dem Bruch ist unterschiedlich, wie in den kurzen Kapiteln gezeigt wird.

Der Standpunkt des Lesers ist weit außerhalb vom Geschehen. Als Unbeteiligter sieht er zu, wie Lea und Mia ihre Rache planen, wie Laura von ihrem Leben überfordert wird. Durch seine Entfernung sieht er nie an der Maske des Schönen vorbei, außer in den seltenen Momenten, in denen sie bröckelt. Nur dann erhascht man einen kurzen Blick durch die Risse auf die Gefühle der Figuren, bis sie wieder säuberlich unter dem äußeren Schein begraben werden. In Ruhe kann er so dem Schauspiel zusehen, das sich zu einem dramatischen Höhepunkt zuspitzt. Durch die Distanz, die der Leser aufbaut, kann er für sich entscheiden, wie sein eigener Blick auf Schönheit ist. Wie wichtig ist sie ihm, und kann er selbst an der äußeren Hülle vorbeisehen?

Nach zwei Gedichtbänden ist "Makellos" der erste Roman von Mara Lee, und er ist gelungen. Poetisch wie ein Gedicht wird das zerstörte Leben dreier Schönheiten gezeichnet, die alle auf unterschiedliche Art von ihrer Zerstörerin besessen sind.

"Makellos" ist kein spannender, atemlos erzählter Roman. Er ist ruhig und bedächtig, dennoch aber eindringlich. Auf der Suche nach fesselnder Handlung sollte man an diesem Roman vorbeigehen. Wenn man aber mit ruhig erzählten und dennoch faszinierenden Geschichten, die präzise von außen den Scheinwerfer auf die menschliche Gesellschaft richten, dann kann man diesen Roman getrost aufschlagen.

Anja Thiemé

Probe


Hardcover | Erschienen: 25. Juli 2011 | ISBN: 978-3896673817 | Originaltitel: Ladies | Preis: 19,95 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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